Traumfaenger
mir fast wünschte, die Seelenfresser würden mich angreifen, damit ich das Ungetüm endlich benutzen und anschließend stehenlassen konnte.
Ich hielt inne und sah mich stirnrunzelnd um. Ging ich überhaupt in die richtige Richtung? Ich hatte nie gelernt mich an Himmelkörpern zu orientieren, aber ich wusste, dass ich nach Süden gehen musste. Ich zog den Kompass aus meiner Jeans und drehte ihn so, dass ich etwas erkennen konnte. Stolz stellte ich fest, dass meine Vermutungen gestimmt hatten und ich mich genau nach Süden bewegte.
Wieder hörte ich ein lautes Knacken in meiner Nähe und dann noch eines, ein Stück weiter entfernt. Als ich plötzlich hinter mir das Rascheln von Laub vernahm, wusste ich, dass ich nicht mehr allein war. Mein Finger, der auf der Sicherung lag, zuckte. Was, wenn es sich um Seelenfresser handelte und dieses Vorkriegsmodel von einem Flammenwerfer nicht gleich beim ersten Mal zündete? Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben.
Wie in Zeitlupe drehte ich mich um mich selbst und suchte den Wald nach möglichen Bewegungen ab. Als ich einen Schatten erkannte, der flink hinter einem Baum verschwand, machte ich automatisch einen Schritt zurück und wäre um ein Haar gestürzt.
Ich blieb regungslos stehen und starrte auf die Stelle, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte. Je mehr sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, desto mehr erkannte ich die Umrisse von Bäumen und Sträuchern. Aber das war nicht das Einzige, denn nun sah ich auch die dunklen Silhouetten um mich herum. Wie weit sie wohl entfernt waren? Konnte ich meinen Flammenwerfer schon jetzt einsetzen, oder sollte ich lieber warten, bis sie noch etwas näher gekommen waren?
Ich hatte nur einen Versuch und der musste perfekt sein. Ich beschloss sie noch näher an mich herankommen zu lassen, ehe ich den Flammenwerfer einsetzte. Schließlich wollte ich diese Kreaturen ein für allemal ausschalten und dann meinen Weg fortsetzen. Unweigerlich fragte ich mich, warum so viele von ihnen hier waren. Es schien, als haben sie auf mich gewartet. Noch während ich mir im Geiste diese Frage stellte, beantwortete ich sie auch schon.
Matts Onkel hatte sie geschickt. Ich bezweifelte, dass er wusste, was er getan hatte, als er mir die Kette mit Matts Knopf vom Hals gerissen hatte. Es war einfach ein dummer Zufall gewesen, als er mich am Kragen packen wollte und dabei auch die Kette erwischt hatte. Wäre das nicht geschehen, könnten diese Bestien hier auf mich warten, solange sie wollten, denn dann wäre ich direkt an Matts Seite in diese Welt eingetreten.
Jetzt kamen sie näher und mein Blick huschte zu den verschiedenen Gestalten. Ich konnte jetzt nichts anderes tun, als ein Stoßgebet gen Himmel zu senden und zu hoffen, dass alles so funktionierte, wie ich es mir vorstellte.
Ich begann wieder damit, mich langsam im Kreis zu drehen, um meine ganze Umgebung im Blick zu haben. Sie kamen jetzt von allen Seiten auf mich zugeschlichen. Es war keine Zeit sie zu zählen, aber es mussten mindestens 30 Seelenfresser sein, die mich umzingelt hatten.
Die Hand an der Sicherung begann unkontrolliert zu zittern und auch meine Knie fühlten sich an, als wollten sie gleich nachgeben. Es hatte sich alles so einfach angehört, als die Jungs mir erklärt hatten, was ich tun musste, doch die Realität sah völlig anders aus.
Die Seelenfresser waren jetzt so nah, dass ich einige Gesichter erkennen konnte. Ein paar von ihnen grinsten mich siegessicher an, andere fletschten die Zähne. Ich atmete tief durch und rief mich zur Ordnung. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, den kleinen Rucksack, den ich am Arm hängen hatte, zu Boden fallen zu lassen, doch dazu hätte ich den Finger von der Sicherung des Flammenwerfers nehmen müssen und das kam überhaupt nicht in Frage.
Wieder drehte ich mich langsam und erkannte, dass diese Ungeheuer nur noch ein paar Meter entfernt waren. Wenn sie sich jetzt alle auf mich stürzen würden, könnte ich nicht schnell genug reagieren.
Es war an der Zeit ihnen zuvorzukommen. Mit einem lauten Kampfschrei drückte ich den Abzug für die Zündung. Nichts geschah. Die Seelenfresser waren angesichts meines Gebrülls verdutzt stehengeblieben und sahen sich fragend an. Ich betätigte die Vorrichtung erneut, wieder passierte nichts.
»So eine verdammte Scheiße«, fluchte ich und überlegte krampfhaft, was ich falsch gemacht haben könnte. Mein Blick fiel auf meinen anderen Finger, der genau an der Sicherung verharrte. Ich
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