Traumfaenger
redete beruhigend auf mich ein, doch meine Qualen konnte er mir nicht nehmen. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann und schrie, als eine noch heftigere Welle meinen Körper durchschüttelte. Dann plötzlich war es vorbei und ich lag keuchend am Waldboden.
Matt wiegte mich in seinen Armen und streichelte sanft meinen Rücken. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sich mein Puls wieder beruhigt hatte, und ich normal atmen konnte. Tränen liefen über meine Wangen und ich wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt.
»Es tut mir so leid Liebling. Wenn ich könnte, würde ich dir diese Last nehmen und an deiner Stelle ertragen«, versicherte Matt und küsste mich auf die Stirn. Seine Stimme zu hören tat unendlich gut und langsam beruhigte ich mich.
Wenn ich nach meiner ersten Schmerzattacke gedacht hatte, die Qualen könnten nicht schlimmer werden, musste ich meine Meinung jetzt revidieren. Das, was ich eben ertragen musste, war um ein Zigfaches heftiger gewesen und mir graute davor, dass es noch schlimmer werden würde.
»Ich liebe dich«, flüsterte Matt in mein Haar. Seine Stimme zitterte und als ich zu ihm aufsah, erkannte ich Tränen in seinen Augen.
»Es ist wieder alles in Ordnung«, versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm sanft über die Wange. Er schüttelte den Kopf.
»Eigentlich sollte ich dich trösten und nicht umgekehrt«, stellte er lächelnd fest, dann küsste er mich zärtlich.
Matt bestand darauf, dass ich mich ein wenig ausruhte, auch wenn ich ihm immer wieder versichert hatte, dass es mir gut ging. Zugegeben, so richtig gut ging es mir nicht, denn diese Schmerzen hatten meinem Körper ganz schön was abverlangt und ich fühlte mich unendlich erschöpft. Deshalb stimmte ich dann auch zu und nun saßen wir auf unserem ausgebreiteten Schlafsack. Matt lehnte mit dem Rücken an einem Baum und ich saß vor ihm, an seine Brust gelehnt. Beide Arme hatte er um mich geschlungen und sein Kinn lag auf meinem Kopf.
»Du bist doch Arzt ...«, begann ich und hätte mich, in dem Moment, in dem ich es aussprach, schon ohrfeigen können. Natürlich war Matt Arzt, das wusste ich doch.
»Mhhh ...«, hörte ich ihn. Ich holte tief Luft.
»Wie viele Schmerzen kann man ertragen, bevor der Körper kapituliert und das Herz aufhört zu schlagen?«, fragte ich ihn. Ich spürte, wie er zusammenzuckte.
»Das kommt ganz darauf an. Menschen haben unterschiedliche Schmerzgrade. Manche ertragen es kaum, wenn sie sich in den Finger geschnitten haben und andere müssen sich erst einen Knochen brechen, damit sie einen Arzt aufsuchen. Und Frauen sind sowieso robuster als Männer«, bemerkte er. Ich konnte hören, dass er dabei lächelte.
»Wie schätzt du mich ein?«, wollte ich wissen und hielt in Erwartung seiner Antwort die Luft an. Matt küsste mich auf den Kopf.
»Du bist die taffeste Frau, die mir jemals begegnet ist«, verriet er.
»Schleimer«, entgegnete ich kichernd.
»Das ist mein Ernst, Liebling«, versicherte er mir. »Denk doch nur an deinen Sturz in der Schlucht. Die meisten Menschen, die ich kenne, wären nicht aufgestanden und weitergegangen, sondern hätten sich erst einige Tage Ruhe gegönnt«, bemerkte er.
»Ich hatte ja auch den besten Arzt an meiner Seite«, sagte ich lachend und verrenkte mir den Hals, um Matt einen Kuss auf den Mund zu drücken. Lange schwiegen wir und ich genoss einfach nur seine Nähe. Ich spürte sein Herz an meinem Rücken schlagen und bemerkte, dass unser Atem synchron ging, denn unsere Oberkörper hoben und senkten sich im Einklang. Ich schloss meine Augen, legte meinen Kopf seitlich auf seine muskulöse Brust und sog seinen Duft ein.
Ich hatte endlich den Mann gefunden, der der Richtige zu sein schien und ausgerechnet jetzt war ungewiss, wie viel Zeit ich noch mit ihm verbringen durfte. Ich war so erschöpft, dass ich einschlief.
Als ich die Augen öffnete, lag ich auf unserem Schlafsack. Erschrocken richtete ich mich auf und sah mich um. Wo war Matt? Mein zweiter Blick galt meiner Armbanduhr, denn ich wollte wissen, wie lange ich geschlafen hatte.
»Drei Stunden?«, kreischte ich entsetzt. Wie viel Zeit hatte zwischen den ersten beiden Schmerzattacken gelegen? Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern. Dann atmete ich lautstark aus. Wenn mich nicht alles täuschte, waren es sechs oder sieben Stunden gewesen. Sollten diese Schmerzwellen in regelmäßigen Abständen wiederkehren, bliebe mir also noch etwas Zeit.
Ich stand auf und drehte mich um die eigene
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