Traumfaenger
Achse, um den Wald nach Matt abzusuchen. In einiger Entfernung sah ich orangene Punkte aufflackern und sprang hastig hinter einen dicken Baumstamm. Vorsichtig wagte ich einen zweiten Blick und stellte fest, dass die Punkte größer wurden.
Waren das etwa schon die ersten gefährlichen Wesen, vor denen Needle uns gewarnt hatte? Wenn ja, wo war Matt? Wieder huschte mein Blick in den umliegenden Wald.
»Matt?«, rief ich flüsternd, doch ich bekam keine Antwort. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Was, wenn er den flackernden Punkten gefolgt und diesen Kreaturen mitten in die Arme gelaufen war? Ich presste mich dicht an den Baumstamm und lauschte. Mir war, als würde ich Stimmen hören und eine davon … eine davon war die von Matt? Er lachte und hörte sich nicht an, als sei er in Gefahr.
Ich spähte noch einmal hinter meinem Baum hervor. Als ich Matt neben Needle erkannte, konnte ich einen Ausruf der Erleichterung nicht unterdrücken. Ich sprang hinter dem Baum hervor und rannte zu ihm. Als er mich sah, breitete er die Arme aus und grinste.
Ich fiel ihm um den Hals und er wirbelte mich im Kreis herum, bis mir schwindlig wurde.
»Mach so was nie wieder, ich hatte eine Scheißangst, als ich aufwachte und du nicht da warst«, rügte ich ihn.
»Tut mir leid, ich dachte du schläfst noch etwas länger«, verteidigte er sich. Jetzt erst sah ich die dunklen Schatten, die um mich herumhüpften und dann fiel mein Blick auf den großen, schwarzen Wolf.
»Guardian«, rief ich entzückt und löste mich aus Matts Umarmung. Ich ging auf die Knie und schlang meine Arme um den Wolf, der seinerseits seine Freude kundtat, indem er mir das ganze Gesicht ableckte. Wie ein riesiger Waschlappen fuhr er über jeden Zentimeter meiner Haut und wedelte dabei freudig mit dem Schwanz.
»Wieso seid ihr schon hier?«, fragte ich verwundert an Needle gerichtet.
»Hast du schon einmal Feuerwölfe erlebt, die es eilig haben?« Ich schüttelte auf seine Gegenfrage den Kopf. »Hätte ich nicht die Möglichkeit an jedem Ort zu erscheinen, wo ich möchte, hätte ich nicht mit ihnen Schritt halten können. Kaum hatte ich ihnen erzählt, was passiert ist und dass du ihre Hilfe brauchst, rannte das ganze Rudel wie von der Tarantel gestochen los.« Ich sah zu Guardian, der mir zur Bestätigung von Needles Worten mit seiner Schnauze gegen die Schläfe stieß.
»Danke, mein Freund«, flüsterte ich und zog ihn in eine erneute Umarmung.
Matt hatte umgehend unsere Sachen zusammengepackt, während ich jeden einzelnen Wolf begrüßt und gestreichelt hatte. Ich konnte es kaum glauben, sie waren alle gekommen. Sogar der junge Wolf, dem Matt einen Splitter aus dem Fuß gezogen hatte, war dabei. Sein Verband war verschwunden und von der Verletzung merkte man auch nichts mehr.
Stolz warf ich einen Blick über das ganze Rudel. Es waren über 50 Tiere. Viele davon lagen auf dem Waldboden und machten ein Nickerchen, andere beobachteten interessiert, wie Matt zusammenpackte.
Vielleicht hatten wir jetzt wirklich eine Chance, dachte ich und fühlte neue Hoffnung in mir wachsen.
»Wie weit noch?«, fragte ich und sah dabei besorgt auf meine Armbanduhr. Sechs Stunden waren seit meiner letzten Schmerzwelle vergangen. Lange konnte es also nicht mehr dauern, bis die Nächste sich bemerkbar machen würde. Wenn möglich wollte ich mich dann nicht in der Nähe von irgendwelchen Seelenfressern oder anderen widerlichen Kreaturen befinden, denn meine Schreie würden uns mit Sicherheit verraten.
»Ich denke, wir haben noch etwa eine Stunde vor uns, bis wir auf die ersten Bewacher dieses Gebietes treffen werden«, erklärte der Kobold. Ich blieb stehen und ließ meinen kleinen Rucksack zu Boden fallen.
»Wenn das so ist, sollten wir hier eine Pause machen«, beschloss ich.
»Wieso das denn? Wir sind doch fast da«, widersprach Needle und sah Matt fragend an. Der warf mir einen besorgten Blick zu und legte seinen eigenen Rucksack ab.
»Kylie hat recht, wir sollten eine Pause einlegen«, stimmte er mir zu. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu, welchen er mit einem Lächeln quittierte.
Während er den Schlafsack ausbreitete, damit wir uns nicht auf den nackten Waldboden setzen mussten, saß ich an einen Baum gelehnt und kraulte Guardian das Fell.
Ich beobachtete ihn und Needle, wie sie sich dabei leise unterhielten, und fragte mich, warum der Kobold plötzlich so uneigennützig handelte. Ingrid hatte erzählt, dass er nichts umsonst tat und nun wich er nicht
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