Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
war. Aber er hatte keine Ahnung, ob jemand dies miteinander in Verbindung brachte.
Und falls man ihn verdächtigte, die Jacht rekrutiert zu haben, würde man wahrscheinlich eher warten, bis Max irgendwann wieder auftauchte, statt nach ihm zu suchen. Im Augenblick zumindest.
André Cosella war etwas anderes. Er suchte Max mit Sicherheit. Der Dicke würde zwar nicht wissen, wo er suchen sollte, aber suchen würde er. Das war das Problem mit diesen Drogenbossen: Sie nahmen es einem wirklich übel, wenn man ihre Söhne umlegen musste. Falls André Max aufspürte, würde es ziemlich übel werden, deshalb war es besser, wenn Lola nichts davon wusste. Sie würde nachts besser schlafen, wenn ihre einzige Sorge die um die Handhabung des Signalspiegels war.
Das Geräusch von Krallen auf Fiberglas zog Max’ Aufmerksamkeit auf das Schanzdeck. Der Hund, diese Nervensäge, kam auf ihn zu, wahrscheinlich um den Blick-Wettkampf wieder aufzunehmen. Die Sonne ließ die silbernen Dornen auf seinem Halsband aufblitzen, als er sich neben der Luke zum Maschinenraum niederließ. Sie befanden sich auf gleicher Augenhöhe, und Max überlegte, ob er der kleinen Ratte ein Stöckchen zum Apportieren über Bord werfen sollte. Platsch. Und Tschüss. Baby Doll Carlyle verfiel wieder in seine Tiefkühl-Starre und machte sich ganz eindeutig für eine neue Kampfrunde bereit. Die erste Runde hatte der Hund gewonnen, und Max sagte sich, dass er sich aus purer Langeweile noch einmal auf dieses Spielchen mit dem erbärmlichen Köter einließ.
Gut zehn Minuten später sah Max, wie eine Augenbraue des Hundes zuckte, und er nahm an, dass er im Begriff war zu gewinnen. »Ich mache größere Haufen als du – Junge«, knurrte er in seiner besten Imitation eines SEAL-Ausbilders.
»Wie reizend.«
Max sah Lola über sich stehen. Er ließ seinen Blick über ihre
Füße, an den Waden und dem roten Tuch hinaufwandern, das sie sich um die Taille gewickelt hatte, über die Knöpfe ihrer weißen Bluse, an ihren Brüsten hinauf bis zu ihrem Hals. Passend zu den blau getönten Gläsern ihrer Sonnenbrille rahmte der Karibikhimmel ihr Gesicht. Von dem Make-up, das sie am Vorabend noch getragen hatte, war keine Spur mehr zu sehen. Ihre Wangen waren von Hitze und Sonne gerötet, einzelne Haarsträhnen klebten seitlich an ihrem Hals, der Rest war zu einem lockeren Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden. Sie sah absolut umwerfend aus. Ihre herabgezogenen Mundwinkel verrieten, dass sie ihn für einen völligen Idioten hielt. Was allerdings eine eindeutige Verbesserung zum Morgen war, wo sie ihn angesehen hatte, als wäre er ein Vergewaltiger.
»Ich sagte doch schon, ich bin ein charmanter Mensch.«
»War Ted Bundy auch.«
Seine Vermutung hinsichtlich ihrer Einschätzung seiner Person war also durchaus zutreffend. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte – kein bisschen. Aber die Art, wie sie zusammenzuckte, wenn er sie nur ansah, wie sie zurückwich oder sich tiefer in eine Ecke drückte, wie sie die Augen aufriss, als rechnete sie mit seinem Angriff, ärgerte ihn höllisch.
»Die Generatoren und Motoren funktionieren«, stellte er fest, stieg aus dem Maschinenraum und schloss die Luke, ohne auf den Schmerz in seiner Seite zu achten. »Wir müssen Treibstoff sparen, deshalb schalte ich sie nur bei Nacht für ein paar Stunden und tagsüber im äußersten Notfall an.«
Sie sagte kein Wort, und er wandte sich ihr zu. Ihr Blick ruhte auf dem Verband über seinen Rippen und auf den tiefroten und blauen Blutergüssen.
»Sieht aus, als hätte jemand Sie verprügelt«, stellte sie fest. »Was war es denn? Vergewaltigung und Plünderung?«
»Nichts, was annähernd so lustig war, fürchte ich. Ich habe
bloß jemandes Gastfreundschaft überstrapaziert.« Als sie ihm wieder ins Gesicht sah, fügte er hinzu: »Eine Mischung aus schlechtem Timing und Riesenpech.«
»So etwas kenne ich«, sagte sie, und er glaubte ihr aufs Wort. »Und wie kommt es, dass Ihr Timing so schlecht war?«
Er sah durch die blauen Gläser ihrer Sonnenbrille und betrachtete ihre wahnsinnig aufregenden schräg stehenden Augen, für die sie so berühmt war. Das satte Braun erinnerte ihn an eine Flasche Maxallan Scotch: weich, leicht rauchig und unglaublich teuer. Ein Geschmack, der einem bleibt, bis er im Magen angelangt ist, und alt genug, um von innen zu wärmen.
Ebenfalls alt genug, um zu erfahren, in welcher Patsche sie steckte. Und als er sie nun ansah, änderte er seine Meinung und beschloss, sie
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