Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Weit weg von ihm. Mit einer sinnlosen, aber ungefährlichen Beschäftigung.
Es war höchst unwahrscheinlich, dass Lola und er noch an diesem Tag gerettet wurden. Ebenso wenig am nächsten. Was Max durchaus recht war. Er brauchte Zeit, um sich von seinen Verletzungen zu erholen, und das Letzte, was er sich wünschte, war ein Notsignal oder eine Leuchtrakete, die jedem Idioten oder gar Drogenboss in der Umgebung seinen Standort verriet.
Die Sonne brannte auf seine Schultern herunter, und er zog sich sein schwarzes T-Shirt über den Kopf. Es war so schwül, dass die Luft nahezu mit Händen zu greifen war. Er wischte sich mit dem T-Shirt den Schweiß von Nacken und Brust, ehe er es auf das Deck warf.
In der vergangenen Nacht, als er wach im Bett lag, hatte er im Geiste jede mögliche Zwangslage durchgespielt. Bei Sonnenaufgang war er aufgestanden und hatte gesehen, dass sich
seine Befürchtungen bestätigt hatten: Die Jacht befand sich auf offener See.
Er hatte die durch den Brand außer Betrieb gesetzten Überspannungsschalter gefunden und repariert. Bis der Dieseltreibstoff verbraucht war, würden Motoren und Generatoren funktionieren und die gesamte Jacht mit ausreichend Strom versorgen. Aber trotz ihrer Funktionstüchtigkeit waren die Motoren nutzlos, solange er kein Navigationssystem zur Verfügung hatte und sich weder Geschwindigkeit noch Richtung regulieren ließen. Sie sorgten lediglich für Strom. Die Wassertanks waren halb gefüllt, und Max überschlug, dass Wasser und Strom bei sparsamem Umgang etwa dreißig Tage ausreichen würden. Danach wurde die Lage kritisch. Das Navigations- wie auch das Kommunikationssystem hatten irreparablen Schaden genommen. Am Morgen hatte ein einziger Blick auf die geschmolzenen Komponenten aus Fiberglas und Plastik und auf die elektronischen Geräte gezeigt, dass er diese Systeme nie im Leben wieder in Betrieb würde nehmen können.
Die Meeresströmung trieb das Schiff in nordwestliche Richtung, bei einer Geschwindigkeit, die Max auf etwa zweieinhalb Knoten schätzte – umgerechnet erstaunliche drei Meilen pro Stunde. Behielten sie Tempo und Richtung bei, würden sie irgendwann nahe genug an eine der Bimini-Inseln herantreiben, um von Sportfischern entdeckt zu werden. In ein paar Tagen würden hoffentlich nette, freundlich gesonnene Fischer sie sehen und in den nächsten Hafen bringen. Es sei denn natürlich, der Wind trieb sie nach Süden. In diesem Fall würden sie über kurz oder lang in kubanischen Gewässern landen. Max hob den Blick zum klaren Himmel, an dem ein paar verstreute Kumuluswolken zu sehen waren. Er hatte seit einer halben Ewigkeit keine Cohiba-Zigarre mehr geraucht.
Er ging nicht davon aus, dass sie auf See ums Leben kommen
würden. Wenn ein Schiff nicht von einem Unwetter oder einem anderen Unglück heimgesucht wurde – was angesichts der Geschehnisse der vergangenen Nacht jedoch nicht unbedingt auszuschließen war –, gelangte es irgendwann an Land oder wurde auf See entdeckt. Die Frage war nur, wie lange es dauern würde.
Nach dem Aufstehen hatte er sämtliche Schränke, Fächer, Regale und Stauräume durchsucht und war dabei auf Angelausrüstung, nicht verderbliche Nahrungsmittel, Kleidung, einen Elektrorasierer und ein Päckchen Kondome, ultra-fein, gestoßen. Größe Medium. Nicht gefunden hatte er ein Ersatz-Funkgerät oder sonstiges Kommunikationsmittel. Es gab auch keine Waffen an Bord, was ihn angreifbar machte und ihn in seiner Überzeugung bestärkte, dass es im Augenblick am besten wäre, in Deckung zu bleiben.
Während Miss Carlyle auf dem Achterdeck geschlummert hatte, ein langes Bein von der Hüfte abwärts entblößt, hatte er nach der Seenot-Funkbake gesucht. Er musste sie finden, bevor Lola sie entdeckte, um sie abzumontieren, bis er es für richtig hielt, sie zu benutzen – wenn überhaupt. Die Funkbake war, wie es sich gehörte, seitlich an der Jacht angebracht, doch als er sie öffnete, musste er feststellen, dass die Batterien nicht nur alt, sondern auch korrodiert waren. Die Funkbake war nutzlos.
Er hatte im Notfallkasten nach frischen Batterien gesucht, doch die, die er gefunden hatte, waren seit der Anschaffung des Kastens 1989 nicht mehr ausgetauscht worden. Unnötig zu erwähnen, dass auch sie hinüber waren.
Er hatte Lola nicht belogen, als er sagte, er wüsste nicht, ob jemand nach ihm suchte. Inzwischen wusste man im Pentagon, dass er verschwunden war, und auch, dass eine Jacht aus dem Hafen von Nassau verschwunden
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