Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Stelle standen, wo sie zuvor ihre Füße gebadet hatte. Max hockte neben ihr und zog das Fischmesser aus seinem Stiefel. Beim Anblick der langen schmalen Klinge erstarrte sie.
Baby spitzte die Ohren, und noch während Lola nach ihm griff, um ihm die Schnauze zuzuhalten, bellte er und sprang aus ihren Armen. Bevor sie ihn rufen oder ihm folgen konnte, hatte Max sie gepackt, zu Boden gedrückt und ihr eine Hand auf den Mund gelegt. »Lass ihn laufen«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
Sie schüttelte den Kopf, während Babys aufgeregtes Gebell an ihr Ohr drang. Die Stimmen verstummten, und Panik
krampfte Lolas Magen zusammen, so wie an jenem Tag, als Baby von Bord gefallen war.
»Möchtest du sterben?«, flüsterte Max und warf ihr einen stählernen Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit auf die Vorgänge an der Wasserstelle richtete.
Lola hörte auf, sich zu wehren. Nein, sie wollte nicht sterben, aber sie wollte auch nicht tatenlos zusehen, wie jemand Baby etwas antat.
Der Hund bellte immer hysterischer. Wahrscheinlich hob sich sein Hinterteil bei dieser Anstrengung vom Boden ab. Lola hatte schon immer Angst gehabt, dass Babys Napoleon-Komplex eines Tages sein Waterloo werden würde, und vielleicht war es heute tatsächlich soweit. Gelächter mischte sich in den Aufruhr, dann folgte ein schmerzliches Kläffen.
Lola konnte das Wimmern, das sich ihrer Kehle entrang, nicht zurückhalten. Sie atmete tief durch die Nase ein, und alles verschwamm ihr vor den Augen. Baby war nur ein Hund, aber er gehörte ihr, und sie liebte ihn. Sie wusste, dass Baby reichlich lästig sein konnte, aber das ging nur sie etwas an, und Baby brauchte sie.
Max spürte Lolas Tränen an seinen Fingerspitzen und blickte in ihre weit aufgerissenen, schimmernden Augen. Und da passierte es schon wieder. Er machte den Mund auf und gab ihr ein Versprechen, das er vielleicht nicht würde einlösen können. Im Grunde war er sogar ziemlich sicher, dass er es nicht würde halten können, was ihn jedoch nicht daran hinderte, Lola ins Ohr zu flüstern: »Ich hole dir deinen Hund zurück. Aber du musst still sein, sonst sind wir tot, bevor wir überhaupt eine Chance hatten, B. D. zu retten.«
Sie nickte, und das Gewicht ihres bedingungslosen Vertrauens lastete schwer auf seinen Schultern. Was tat er da? Wollte er wirklich für den kleinen Kläffer sein Leben riskieren?
Max nahm die Hand von Lolas Mund und bedeutete ihr, liegen
zu bleiben. Aber natürlich gehorchte sie ihm nicht, sondern kniete sich neben ihn und spähte durch das dichte Unterholz. Ein Stiefelpaar kam auf sie zu und blieb knapp einen Meter vor ihnen stehen. Genau an der Stelle, wo Max Lola zu Boden gedrückt und ihre Brust geküsst hatte.
Die Männer sprachen lateinamerikanisches Spanisch, und der Mann, der vor Max stand, wurde von den anderen mit teniente angesprochen, aber ein Lieutenant des kolumbianischen Militärs war er nicht. Max bezweifelte, dass er überhaupt irgendeine militärische Ausbildung genossen hatte. Um den Baum herum war das Gras zerdrückt, und bei näherer Betrachtung war klar zu erkennen, dass sich hier erst vor kurzem jemand aufgehalten hatte. Max hatte das Gebiet zwar rasch mit einem abgebrochenen Ast gefegt, doch ihm war keine Zeit für gründliche Arbeit geblieben. Dem teniente schien es nicht aufzufallen.
Er gab den Befehl, die Gegend abzusuchen und den Besitzer des perro aufzuspüren. Er war so nahe, dass Max die Nähte seiner Uniformhosen und das Messer in seinem Stiefelschaft erkennen konnte. Er bemerkte auch die leichte Ausbuchtung in seinem Hosenbein, und Max hätte seinen Hintern darauf gewettet, dass sich dort ein Knöchelholster verbarg. Und in diesem Holster steckte natürlich eine 9-mm-Halbautomatik. Dass der Mann in den Händen eine M-60 hielt, wusste Max längst. Diese Jungs waren bewaffnet bis an die Zähne und ließen auf Ärger schließen.
Sie suchten nach abgeworfenen Drogenpaketen, und wenn sie Max entdeckten, würden sie ihn auf der Stelle erschießen. Es sei denn, diese Typen waren Mitglieder des Cosella-Kartells. In diesem Fall brauchte Max sich nicht einmal mehr zu fragen, was sie mit ihm anstellen würden. Einen Vorgeschmack hatte er ja bereits bekommen. Auch wenn er bezweifelte, dass diese Männer ihn eindeutig identifizieren konnten,
hatte er am ganzen Körper noch die verräterischen Blutergüsse, die José Cosella ihm zugefügt hatte. Aber was sie ihm auch immer antun würden, Lola würde es noch bedeutend schlimmer ergehen.
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