Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
tun.«
»Nein.«
»Max …«
»Lola, ich kann nicht arbeiten, wenn ich mir Sorgen um dich machen muss.« Er nahm das Fernglas wieder an sich. »Ich weiß, was ich tue. Du wirst mir einfach vertrauen müssen. «
»Der letzte Typ, der wollte, dass ich ihm vertraue, hat meine Nacktfotos ins Internet gestellt.«
»Aber ich bin nicht dieser Typ.«
Sie strich mit der Hand an seinem Arm hinauf und tätschelte seine Schulter. Es war nur eine freundliche, völlig unschuldige Geste, doch sie jagte eine Glutwelle in seine Lenden, als hätte Lola ihre Hand in seine Hose geschoben und etwas ganz anderes berührt, zum Teufel.
»Ich weiß«, sagte sie. »Also, wie sieht dein Plan aus?«
»Im Augenblick«, antwortete er, ohne den Blick von den Männern am Strand zu wenden, »kann ich gar nichts unternehmen, erst wenn es völlig dunkel ist. So haben die Typen noch Zeit, sich ordentlich voll laufen zu lassen.«
»Und wenn sie aufbrechen?«
»Das tun sie nicht. Sie werden wahrscheinlich irgendwann einfach umfallen oder auf die Dora Mae wanken, um ihren Rausch auszuschlafen.«
»Und dann?«
Er hob eine Schulter. »Das weiß ich erst, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Bis dahin müssen wir mindestens noch eine Stunde die Zeit totschlagen.«
Die Männer am Strand drehten die Lautstärke auf, und je länger sie tranken, desto lauter wurde die Musik. Ihre musikalischen Vorlieben bestanden aus Salsa, Latin Rock und ausgerechnet
Guns N’ Roses. Kurz vor Sonnenuntergang reihten sie die leeren Flaschen am Strand auf und zerschossen sie mit ihren Maschinenpistolen. Baby war klug genug, sich währenddessen unter seinen Stuhl zu verkriechen. Als Nächstes folgten die Palmen und Pinien, anschließend die Felsen. Max und Lola drückten sich flach auf den Boden. Max schützte Lola mit seinem Körper, als einige Kugeln knapp einen Meter über ihren Köpfen die Zweige zerfetzten. »Welcome to the Jungle« , gröhlte Axl Rose, während Tannennadeln und Borkenstücke auf Max’ Rücken herabrieselten.
»Mistkerle«, schimpfte er.
»Max?«
»Ja?«
Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Ihr Mund war unmittelbar vor seinem. Durch die Schatten der Tannen hindurch berührten orangerote und goldene Strahlen der untergehenden Sonne ihr Gesicht und verfingen sich in ihrem Haar. Lola fing an zu zittern, und Max drückte sie fester an sich. »Ich mag es nicht, wenn man auf mich schießt«, sagte sie.
»Ich kann mir auch etwas Angenehmeres vorstellen.«
»Ich will keine Angst mehr haben. Ich hatte schon so lange Angst.« Ihre Augen wurden feucht, und eine Träne löste sich von ihren Wimpern. Sie schnappte nach Luft, als sie versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. »Und ich habe Angst.« Sie verlor den Kampf, und ein Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. »Ich habe es so satt, Angst zu haben. Ich glaube, ich halte es nicht mehr aus.«
»Du hast dich bisher besser gehalten als manche Männer, die ich erlebt habe.«
»Ich hasse es, wenn ich heulen muss. Ich will nicht heulen.«
»Es ist schon in Ordnung«, tröstete er sie, drehte sie sanft auf den Rücken und sah in ihre feuchten Augen. »Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich jetzt auch weinen.«
»Aber ein Mann wie du würde niemals weinen, oder?«
Er hatte erwachsene Männer, kriegsgestählte Soldaten weinen gesehen, doch er selbst hatte es nur ein einziges Mal getan. In der Nacht, als sein Vater starb, hatte er ganz allein im Haus des alten Mannes gesessen und wie ein Kind geweint.
»Männer wie du haben nie Angst.«
Er legte eine Hand an ihre Wange und wischte die Tränen von ihrer seidigen Haut. Sie irrte sich. Die Vorstellung, sie zu enttäuschen, dass jemand ihr etwas antun könnte, bereitete ihm höllische Angst. »Genau«, antwortete er schließlich. »Männer wie ich haben vor überhaupt nichts Angst.«
9. KAPITEL
Lola blickte in Max’ Augen. Die Wärme seines Brustkorbs schien das Einzige zu sein, was ihr verriet, dass sie noch am Leben war. Die letzten drei Tage hatte sie unablässig mit dieser Angst gelebt, hatte sie bekämpft und in Schach gehalten. Sie war nicht sicher, ob sie es jetzt noch konnte. »Ich möchte mich endlich wieder sicher fühlen, Max.«
Sie war versehentlich entführt, bedroht, gefesselt worden, dann bei dem Versuch, ihren Hund zu retten, beinahe ertrunken und hatte knapp ein Unwetter überlebt. Baby war gestohlen worden, und jetzt schossen Drogenkuriere auf sie, ganz zu schweigen von dem Unfall mit der Leuchtpistole, ihrer Beinahe-Rettung in der
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