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Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Titel: Traumfrau ahoi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Lola wusste, dass sie sich lediglich überzeugen wollten, ob sie tatsächlich noch am Leben und zurück an ihrem Arbeitsplatz war. Es war lieb, aber doch ein bisschen zu viel des Guten.
    Sie plante, im Frühling eine neue Serie von nahtlosen BHs ohne Bügel mit dazu passendem Slip auf den Markt zu bringen, außerdem musste sie noch die Entwürfe der Promotion-Stände für die Frühlingsmesse im Madison Square Garden begutachten. Die Serie von Mikrofaser-Wäsche, die Gina, ihre Top-Designerin, entworfen hatte, bewies ein riesiges Marktpotenzial. Das High-Tech-Material war atmungsaktiv und passte sich hervorragend den Körperbewegungen an, wies allerdings auch einen Nachteil auf. Die Stützkraft des BHs reichte nur bis zur Körbchengröße C, obwohl die Firma, die das Material hatte patentieren lassen, behauptete, es wäre auch für Größe D ausreichend. Lola hatte selbst ausprobiert,
ob das stimmte, und war mit dem Ergebnis ganz und gar nicht zufrieden. Lola Wear, Inc. würde sämtliche nahtlosen BHs mit Körbchen über Größe C mit Bügeln ausstatten müssen.
    Sie setzte sich in ihren Ledersessel hinter den Schreibtisch, streifte ihre roten Manolo-Blahnik-Pumps ab, grub die Zehen in den dicken Teppich und betrachtete die Zeichnungen. Doch je länger sie sie ansah, umso mehr bekam sie das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas, das sie nicht benennen konnte, war einfach nicht in Ordnung.
    Die Zeichnungen verschwammen vor ihren Augen, und sie rieb sich die Schläfen. Sie hatte Kopfschmerzen, am Morgen hatte ihre Regel eingesetzt, weshalb sie unter schmerzhaften Krämpfen litt. Vielleicht war das ja ihr Problem. Aber abgesehen davon fühlte es sich so merkwürdig an, wieder in ihrem eigenen Büro zu sitzen, fast so, als hätte sie ihr wirkliches Leben auf der Dora Mae zurückgelassen und als wäre ihr Leben hier überhaupt nicht das richtige. Doch es verhielt sich genau umgekehrt. Dies hier war ihr wirkliches Leben, die Realität. Auf einer manövrierunfähigen Jacht umherzutreiben, ein Unwetter auf See zu überleben und im Boot von Drogenkurieren zu flüchten – das war nicht ihr Leben. Dieser entsetzliche Wirrwarr von Gefühlen für Max, das schreckliche Gefühl, ohne ihn nicht leben zu können, war noch wie vorher da, machte sich deutlich an der Peripherie ihres Bewusstseins bemerkbar wie ein Lichtstrahl, den sie nicht greifen, oder ein Gesprächsfetzen, den sie nicht richtig hören konnte.
    Und doch kam es vor, dass Lola aufwachte und sich fragte, ob sie ihre Zeit mit Max nur geträumt hatte. Wenn er nicht bei ihr war, hatte sie keinerlei Beweise dafür, dass sie wirklich mit ihm zusammen gewesen war – nur den Guajakzweig, den sie immer noch um den Knöchel trug. Die violetten Blüten waren verwelkt, und nur ein paar spärliche Blättchen erinnerten Lola an den Nachmittag, als Max sie damit geschmückt hatte.
    Die meiste Zeit über fühlte sie sich verwirrt und wie im luftleeren Raum. Sie wartete. Wartete darauf, von Max zu hören, und wann immer das Telefon klingelte und es nicht Max war, war sie niedergeschlagen und enttäuscht.
    Sie sah sich in ihrem Büro um, betrachtete die Ausstattung, die sie gewählt hatte, von den lavendelfarben und blau gestreiften Vorhängen bis zu den englischen Schlüsselblumen, die in Miniaturteekannen gepflanzt ordentlich ausgerichtet auf dem weiß gestrichenen Sideboard und auf der Ecke ihres Louis-XIII.-Schreibtisches standen. Sie hatte sich für den Deckenventilator entschieden, der sanft die Luft im Raum durchquirlte, ebenso wie für die mit cremefarbenem Damast bezogenen Queen-Anne-Stühle. Die Mischung aus Farben und Mustern schuf eine weiche, feminine Atmosphäre. Alles war genau so, wie sie es verlassen hatte, und doch war alles anders.
    Ihre Beine waren goldbraun getönt von den Stunden an Bord der Dora Mae , als Lola nach rettenden Schiffen Ausschau gehalten hatte, und sie hatte es nicht über sich gebracht, eine Strumpfhose anzuziehen, etwas, das sie früher stets als ungepflegt betrachtet hatte. Auch ihre Kleider fühlten sich verändert an. Ihr rotes ärmelloses Kleid war an den Hüften weiter als gewöhnlich, und sie ertrug keine Schuhe an den Füßen. Aber es waren nicht die fehlende Strumpfhose, die fehlenden Schuhe oder die Tatsache, dass sie abgenommen hatte.
    Jemand klopfte leise an Lolas Tür, und im nächsten Augenblick spähte Rose McGraw, ihre Büroleiterin, herein.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Lola ließ die Hände sinken.

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