Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
kühle Metall lag vertraut auf seiner Brust.
Die frischen Laken liebkosten seine Haut, als er ins Bett stieg, und er fragte sich, ob Lola gut schlief, wo immer sie jetzt auch sein mochte. Als er sie zum letzten Mal gesehen hatte, hatte sie blass und erschöpft ausgesehen, und er nahm an, dass man sie zur Beobachtung im Krankenhaus behalten hatte.
Er spielte mit dem Gedanken, in Key West anzurufen und sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ehe er sich eines Besseren besann. Zweifellos war es am besten, einen sauberen Schnitt zu machen. Sich aus ihrem Leben herauszuhalten. Nicht, weil General Winter es ihm befohlen hatte, sondern weil er sich inzwischen nach der Verantwortung für Lola und ihren Hund sehnte, obwohl sie eine so große Last für ihn gewesen war. Diese Wärme in ihren Augen hatte es in sich. Wie sie ihn anschaute. Wie sie ihn an ihrem Leben und an ihrem Körper hatte teilhaben lassen. Es regte sich etwas in ihm. Etwas tief in seiner Seele, von dem er nicht mit Sicherheit gewusst hatte, ob es wirklich existierte. Etwas Kühnes, das ihn den gesunden Menschenverstand vergessen ließ, sodass er mit ihr schlief und nicht an die Gefahr dachte, in die er sich durch dieses wilde, unbesonnene Gefühl stürzte. Etwas, das Vernunft und Vorsicht auslöschte und bewirkte, dass er sich von neuem danach verzehrte.
Er hatte sie vor dem Ertrinken gerettet und vor den Drogenkurieren bewahrt. Er selbst hatte nicht so viel Glück gehabt, denn er hatte sich nicht vor ihr retten können.
Es war eindeutig das Beste für sie beide, wenn sie sich nicht
mehr sahen. Sie gehörte nicht in sein Leben, und er passte ganz bestimmt nicht in das ihre.
Eines der guten Dinge an Lolas Verschwinden war das Medienecho. An dem Tag, als sie offiziell als vermisst gegolten hatte, war ihre Lola-Undercover-Serie von zart bestickten Hemdchen und mit ausgestanzten Rosen verzierten seidenen Nachthemdchen mit passenden String-Tangas ausverkauft gewesen und hatte nachbestellt werden müssen. Während dieser vier Tage hatte der Katalogverkauf die Vorhersagen um dreiundsechzig Prozent übertroffen. Das Geschäft blühte. Das Leben war schön, und selbst der Enquirer nahm vorübergehend Abstand davon, sie als schwergewichtig zu bezeichnen. Vollbusige Lola endlich gefunden , lautete nun die Schlagzeile. Vollbusig gefiel ihr doch entschieden besser als Schwergewicht oder üppige Lola. Der Enquirer hatte eine Story zusammengestrickt, der zufolge sie mit einem Fremden, den sie im Crystal Palace Casino aufgegabelt hatte, durchgebrannt war. Ein anderes Boulevardblatt vermutete, sie sei wegen einer verpfuschten Schönheitsoperation untergetaucht, aber Lolas Lieblingsstory war eindeutig die, dass sie von Aliens entführt worden sei und nun in einer kleinen Stadt in der Wildnis des Nordwestens lebte.
All diese Spekulationen hatten ihr mehr Publicity beschert, als sie je hätte bezahlen können, und die Nachfrage nach dem Klickverschluss-BH wuchs so sprunghaft an, dass sie die Produktion erhöhen mussten.
Die Büros von Lola Wear, Inc. erstreckten sich über tausend Quadratmeter in einem von fünf alten renovierten Tabakspeichern in Durham. Dieser Bezirk, der vor einigen Jahren noch zu verfallen drohte, hatte sich mittlerweile zu einer Mischung aus gehobenem Einzelhandel, Bürogebäuden und Wohnhäusern gemausert. Lola hatte sich nicht nur für diese Räume entschieden, weil sie ihren Bedürfnissen entsprachen, sondern
auch, weil sie Teil ihrer Geschichte waren. Mit diesem Stadtteil fühlte sie sich verbunden. Einige ihrer Verwandten hatten in genau diesem Lagerhaus gearbeitet und bis zu der Arbeitslosigkeit der späten 70er-Jahre Chesterfields gedreht. Manchmal, besonders an schwülen Tagen, konnte Lola fast noch das süße Aroma von Tabakblättchen riechen.
Begierig, ihr Leben wieder aufzunehmen, war sie am Freitag nach ihrer Rettung aus dem Atlantik nach Hause und an die Arbeit zurückgekehrt. Doch bereits gegen zwei Uhr nachmittags war sie nicht mehr so sicher, dass es eine gute Idee gewesen war. Sie hatte den ganzen Vormittag und einen Teil des Nachmittags benötigt, um sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Jetzt war sie so erschöpft, dass sie sich am liebsten zusammengerollt und eine Weile geschlafen hätte.
Stattdessen schloss sie die Tür zu ihrem Büro und ließ ihre Mitarbeiter wissen, dass sie ein wenig Zeit für sich allein brauchte. Alle paar Minuten war jemand mit einer fadenscheinigen Ausrede oder Frage hereingeschneit, doch
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