Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)
Tageslicht einen großartigen Ausblick auf den Potomac und das Jefferson Memorial bot. Doch der Anblick des hell erleuchteten Denkmals war auch bei Nacht nicht übel.
Gewöhnlich traf sich Max mit dem General in einem kleinen Planungsbüro in den dunklen Winkeln des Souterrains. Dies war erst das zweite Mal, dass Max in sein Büro eingeladen wurde. Diese Tatsache und die späte Stunde verrieten ihm, dass Ärger drohte, und er wappnete sich für eine gehörige Standpauke.
General Richard Winter saß hinter seinem großen Mahagonischreibtisch, auf dessen einer Seite ein Computer stand, während die andere eine Bronzestatue in Form eines Adlers zierte. Max salutierte vor dem General, ehe er einen halbstündigen Bericht über das abgab, was passiert war, seit er am vorhergehenden Samstag nach Nassau aufgebrochen war. Nun ja, vielleicht nicht alles.
Der General hörte zu, ehe er zu einer Schimpftirade anhob. General Winters Glatze schimmerte wie eine Bowling-Kugel, er besaß dichte, buschige Augenbrauen und trug eine Brille. Außer ihm kannte Max keinen Mann, der, ohne mit der Wimper zu zucken, einen Wutanfall hinlegen konnte, der ihn an den Rand eines Schlaganfalls zu treiben schien und der dazu diente, den Männern einen gehörigen Schreck einzujagen.
»Diese Operation hätte wie nach dem Lehrbuch laufen sollen, Max! Ihre Anweisung war klar und deutlich!«
»Wenn ich fehlerhafte Informationen erhalte, kann nichts
nach dem Lehrbuch laufen. Und meiner Meinung nach gibt es nur eine Anweisung. Erledige den Job, und hau ab, Sir. Ich habe nicht versagt. Die Informationen, die ich erhielt, haben mich im Stich gelassen.«
Ob der General ihm zustimmte, würde Max nie erfahren. Er fuhr fort, Max herunterzuputzen, und bedachte ihn mit jedem Schimpfwort, das man sich nur vorstellen konnte. Einige davon gefielen ihm so gut, dass er sie wieder und wieder benutzte. Seine eindeutigen Favoriten waren Schwachkopf und Arschloch . Als er geendet hatte, ging er davon aus, dass Max vor ihm zu Kreuze kriechen würde, so wie die meisten Männer, wenn sie derart zur Schnecke gemacht werden. Er hätte es besser wissen müssen.
»Das mag ich so an Ihnen, General Winter, Sir«, sagte Max lächelnd. »Sie nehmen sich die Zeit für ein paar nette Worte, bevor Sie mich fertig machen.«
Endlich tat sich doch etwas hinter der Brille des Generals. »Stehen Sie bequem, Zamora, und setzen Sie sich«, befahl er, und Max nahm auf einem unbequemen Stuhl – wahrscheinlich vom General mit Bedacht ausgewählt – vor dem Schreibtisch Platz. »Diese Angelegenheit ist nicht zum Scherzen geeignet«, fuhr er fort, doch seine Stimme war um etliche Dezibel leiser geworden. »Sie haben eine Jacht mit einer Zivilistin an Bord requiriert.«
»Ich habe bereits erklärt, dass ich nicht richtig sehen konnte und glaubte, allein an Bord zu sein.«
»Trotzdem bleibt die Tatsache, dass Sie ein berühmtes Wäsche-Model entführt haben und vier Tage lang nicht erreichbar waren. Manövrierunfähig auf dem Atlantik, behaupten Sie.«
»Ja, Sir.«
»Sie haben da einen Vorfall provoziert, den die Regierung nur sehr schwer abstreiten kann.«
»Wieso das, Sir?«, fragte Max, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
»Seit dem Augenblick, als Miss Carlyle als vermisst gemeldet wurde, haben sämtliche Medien des Landes und in halb Europa über ihr Verschwinden berichtet.«
Ja, genau das hatte er erwartet.
»Jetzt sind sie alle ganz wild auf ihre Story. Wahrscheinlich wird sie sogar in die gottverdammte Letterman-Show eingeladen. « Der General beugte sich vor und sah Max streng an. »Sie waren mit ihr zusammen. Wie schaffen wir es, dass sie den Mund hält?«
»Sie ist eine intelligente Frau. Sie weiß Bescheid über die Cosellas, und ich werde sie daran erinnern, dass sie sich nicht mit dem, was auf den Bahamas geschehen ist, in Verbindung bringen lassen sollte. Ich werde mit ihr reden.«
»Negativ, Max.«
»Auf mich hört sie«, sagte er wesentlich überzeugter, als er in Wirklichkeit war. Denn Tatsache war, dass er nun, da sie eine Weile von ihm getrennt war und Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, nicht mehr ganz so sicher war, dass sie ihn nicht verklagen würde.
»Ich will, dass Sie sich von Miss Carlyle fern und völlig aus dieser Sache heraushalten, Max. Das Büro beschäftigt sich mit der Angelegenheit.« General Winter stand auf. Thema beendet. Unterredung abgeschlossen. »Ich vermute, Sie haben etwas für mich?«
Max stand auf und griff hinter sich. Er zog die
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