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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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etwas damit zu tun, warum wir hier sind.«
    »Ja, du hast recht«, erwiderte Bubba und ging nach draußen, um J von seinem Handy aus anzurufen.
    Wir übrigen verfielen in Schweigen. Der Tod erschüttert selbst Vampire. Plötzliches, gewaltsames Sterben scheint die dunklen Abgründe unserer Seele freizulegen, und vielleicht weckt es bei einigen auch Gedanken an das eigene, unvermeidliche Schicksal. Wir sind Untote, aber auch wir können getötet werden. Doch was kommt nach dem Tod? Nichts? Vollkommene Vergessenheit oder ewige Seelenwanderung? Ich weiß nichts über das Leben nach dem Tod, aber ich bin mir sicher, schon einmal Geistern begegnet zu sein, und tief in meinem Innern glaube ich, dass niemand endgültig stirbt – und Vampire schon gar nicht.
    »Das war doch das Mädchen, das wir vor der Toilette gesehen haben, oder, Daphy?«, fragte Benny und unterbrach damit meine düsteren Grübeleien.
    »Ja, das war sie.«
    »Wenn die Polizei auftaucht, erzählst du dann, was wir mit angehört haben?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich schon. Die Polizei sollte es wissen. Und dieses Mal sind wir schließlich nur unschuldige Zuschauer.«
    Ich spürte einen eisigen Lufthauch, der mich frösteln ließ, und sah zur Tür. Bubbas massige Gestalt trat durch den Türrahmen, und als er sich dem Tisch näherte, schien die kalte Luft an ihm haften zu bleiben. »J sagt, wir sollen zu ihm ins Büro kommen, sobald wir hier fertig sind.«
    Benny lachte. »Tja, wenn man mit uns arbeitet, kann man geregelte Arbeitszeiten vergessen. Ich frage mich, ob er einen Bonus für die Nachtschichten bekommt.«
    Ich versuchte zu lächeln, was mir jedoch misslang.
    Benny sah die anderen an. »Sollen wir eine Runde Galgenmännchen spielen? Dann vergeht die Zeit schneller.«
    Cormac verdrehte die Augen. »Du machst wohl Witze.«
    »Du bist wirklich ein furchtbarer Langweiler, Cormac O’Reilly«, entgegnete Benny schnippisch. »Ich versuche bloß, uns ein wenig abzulenken. Außerdem mag ich Wortspiele. Ich finde sie beruhigend, und im Moment ist mir jedes Mittel recht, um nicht ständig wieder vor Augen zu haben, wie dieses arme Mädchen die Farbe eines Blaubeer-Shakes annimmt. Ich höre immer noch ihr Herz pochen, als würde es jeden Moment aus ihrer Brust springen. Es wird mich bis in meine Träume verfolgen, das weiß ich jetzt schon.«
    »Ich spiele eine Runde mit«, sagte Bubba, faltete eine Papierserviette auseinander und holte einen Stift hervor. »Und Cormac auch. Nicht wahr, Cormac?«, fuhr er fort und warf ihm einen Blick zu, der ganz Cleveland zu Eis hätte erstarren lassen. »Bist du auch dabei, Daphne?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich sehe mich lieber noch ein wenig im Pub um. Hat jemand von euch mitbekommen, wohin der Typ verschwunden ist, der neben mir an der Bar saß?«
    »Allerdings«, erwiderte Bubba. »Er ist zur Tür rausgerannt, als sei der Teufel hinter ihm her.«
    »Warum denn?«, fragte Benny.
    »Gute Frage«, sagte ich. »Wirklich eine verdammt gute Frage.«
    Ich stand auf, nahm mein Glas und ließ meine Kollegen allein. Schließlich fand ich einen Platz, wo ich mich an die Wand lehnen und von dort aus den Großteil des Raumes beobachten konnte. Während ich an meinem Guinness nippte, inspizierte ich den Pub erneut, genau wie zuvor, als ich Darius entdeckt hatte. Ich konzentrierte mich ganz auf mein Sinnesbewusstsein – was roch ich, sah ich, hörte ich, fühlte ich? Schon bald wurde meine Aufmerksamkeit auf zwei junge Männer gelenkt. Einer stand nur knapp anderthalb Meter von mir entfernt, der andere befand sich im entgegensetzten Teil des Raumes, und was mich stutzig machte, war, dass sie sich immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen.
    Der Mann in meiner Nähe hatte einen Dreitagebart und war von Kopf bis Fuß in Ralph Lauren gekleidet. Der andere trug eine Brille und erinnerte ein bisschen an einen Computerfreak. Nichts an ihnen erschien ungewöhnlich; sie wirkten wie zwei ganz normale Studenten, die an einem Freitagabend ausgingen. Doch ich spürte bei den beiden eine gewisse Anspannung. Ich roch den unverwechselbaren, leicht säuerlichen Geruch der Angst bei dem mir näher Stehenden. Die Muskeln seines Kiefers waren angespannt, als würde er ununterbrochen die Zähne aufeinanderpressen. Ohne sie offen anzustarren, nippte ich erneut an meinem Glas, beobachtete die beiden weiter und versuchte, mir irgendetwas einzuprägen, damit ich diese zwei unscheinbaren Typen im Gedächtnis behielt.
    Dem Mann in

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