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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Wohnung.
     
    Darius brachte die Hündin in die Küche. Da ich weder helles Licht noch weiße Haushaltsgeräte mochte, waren die Fronten meiner Küche sowie die Verblendung für Kühlschrank und Spülmaschine in der Farbe von grauverwittertem Holz gehalten. Für Farbtupfer sorgten blaue, rote und gelbe Krüge und Teller aus Caltagirone in Sizilien sowie ein pinkfarbenes Gipsschwein, das ich vor langer Zeit auf einem Jahrmarkt gewonnen hatte. Der Boden war schieferfarben und die Arbeitsplatte aus Granit. Ich konnte mir diesen Luxus leisten, da ich nicht nur von einer großen Erbschaft profitierte, die sicher auf einem Schweizer Bankkonto lag, sondern weil ich überdies – um es ohne Umschweife zu sagen – während meines letzten Auftrags eine Million Dollar gestohlen hatte. Ich bin nicht perfekt, und Lügen gehen mir leicht über die Lippen.
    Ich nahm eine alte Decke aus dem Schrank, breitete sie auf dem Boden aus, und Darius legte die Hündin sanft darauf ab. »Gib ihr zuerst etwas Wasser«, wies er mich an. »Aber nicht zu viel. Schließlich wollen wir nicht, dass sie zu sehr aufbläht.«
    Während ich etwas Wasser in eine Schüssel füllte, beobachtete ich Darius. Er war vollkommen auf das Tier fixiert und vermied es, meinem Blick zu begegnen. Die Spannung zwischen uns war deutlich spürbar, obwohl Darius sich bemühte, so zu tun, als sei er völlig gelassen. Ich stellte das Wasser vor die Hündin auf den Boden, die daraufhin den Kopf hob und zu trinken begann.
    »Was ist mit Fressen?«, fragte ich.
    »Hast du Fleisch da?«, erkundigte sich Darius.
    Ich nickte. Ich hatte immer rohe Steaks vorrätig und öffnete den Kühlschrank, um sie herauszuholen.
    »Und Reis?«, fügte er hinzu.
    »Es ist noch was vom Chinesen übrig«, erwiderte ich und holte den Reis ebenfalls heraus.
    »Sehr gut. Lass einfach ein bisschen heißes Wasser darüberlaufen und füll ihn in eine Schüssel, ich schneide in der Zwischenzeit das Fleisch«, bestimmte er. Ich tat wie geheißen, und er mischte die Fleischstücke unter den Reis und stellte die Schüssel neben das Wasser auf den Boden. Die Hündin versuchte vergeblich, sich aufzusetzen, und legte sich schließlich auf den Bauch, mit der Schüssel zwischen den Vorderpfoten. Nachdem sie das Fressen verschlungen hatte, sah sie hoffnungsvoll auf. »Das ist genug für heute, armes Mädchen«, sagte Darius, woraufhin sie den Kopf auf die Pfoten legte. Dann seufzte sie, rollte sich zur Seite, schloss die Augen und schlief ein.
    Darius sah mit einem Gesichtsausdruck zu mir auf, der mir nichts über seine Gefühle offenbarte. »Am besten rufst du morgen einen Tierarzt an und lässt sie untersuchen. Ich glaube kaum, dass sie verletzt ist, aber du solltest sie lieber durchchecken lassen.«
    »Darius …«, begann ich. Eigentlich hatte ich ihn fragen wollen, warum er so plötzlich auf dem Dach erschienen war, warum er jetzt hier in meiner Wohnung auf dem Küchenboden kniete, und noch viele andere Dinge, doch stattdessen sagte ich: »Die Hündin trägt ein Halsband, an dem zwei Anhänger hängen.« Mir war es aufgefallen, als ich sie gestreichelt hatte. Darius griff nach dem Halsband und drehte die Anhänger vorsichtig und ohne die Hündin aufzuwecken um, so dass er die Aufschrift lesen konnte.
    »Was steht drauf?«, fragte ich und rückte so nahe an ihn heran, dass ich die Wärme seines Körpers spürte.
    »Der eine ist eine Tollwutmarke. Man kann ihren Besitzer über die Registrierungsnummer ausfindig machen. Auf dem anderen steht ihr Name.« Darius hob den Blick nicht, während er sprach.
    »Oh!«, sagte ich und fühlte mich aus einem unbestimmten Grund traurig. »Und wie heißt sie?«
    »Jada.«
    »Nicht Jade?«
    »Nein, Jada. Es ist ein Familienname, eine bekannte Zuchtlinie kanadischer Malamutes.«
    »Wie auch immer, ich werde sie Jade nennen«, beschloss ich. »Jade«, wiederholte ich sanft, und die Hündin wedelte im Schlaf mit dem Schwanz.
    Darius erhob sich, darauf bedacht, mich nicht zu berühren, und wir gingen schweigend ins Wohnzimmer. Dort stand ein einladendes, überlanges grünes Sofa. Die Wandleuchter tauchten alles in gemütliches pfirsichfarbenes Licht. Erst jetzt fiel mir wieder auf, wie durchgefroren ich in den letzten Stunden gewesen war, und ich wusste die behagliche Wärme im Wohnzimmer umso mehr zu schätzen.
    »Tja, ich gehe dann mal«, sagte Darius und bewegte sich auf die Tür zu.
    Meine Augen weiteten sich vor Überraschung und Wut, und die Worte, die ich bislang

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