Traumfrau mit Fangzähnen
er sprach, sah er traurig in eine andere Richtung. »Aber ich war und bin immer noch furchtbar wütend über das, was du getan hast – zuerst der Biss, dann meine Verwandlung in einen Vampir …«
Ich unterbrach ihn und versuchte, es ihm zu erklären. »Du wärst fast gestorben. Es war die einzige Möglichkeit, dein Leben zu retten …«
»Ja, das weiß ich. Und ich verstehe auch, warum du es getan hast.« Er umschloss meine Hände mit den seinen und sah mich eindringlich an. »Aber ich war ein Soldat, Daphne. Ich war mir immer bewusst, dass ich womöglich im Kampf sterben würde, und ich war bereit, mein Leben für mein Land zu opfern. Ich war stolz darauf. Du hast mir das genommen. Ich kann nicht mehr stolz auf mich sein. Ganz im Gegenteil, jetzt muss ich mich verstecken. Verstehst du? Du hast mich zu dem gemacht, was
du
wolltest, aber du hast mir alles genommen, wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe.«
Ich entzog ihm meine Hände. Seine Worte taten weh. Einerseits hatte er vollkommen recht, andererseits aber auch nicht. Als ich ihm antwortete, klang meine Stimme defensiv. »Na los, erschieß mich, Darius. Schlag weiter auf mich ein, weil sich dein Leben verändert hat. Warum findest du dich nicht damit ab? Das Leben bedeutet ständig Veränderung. Nichts hat Bestand. Richtig, ich habe dich zu einem Vampir gemacht – aber das war dein Schicksal. Dutzend andere Dinge hätten dich ebenfalls verändern können, aber die Karte, die für dich bestimmt war, war ich. Und jetzt solltest du langsam damit klarkommen und aufhören, mir die Schuld zuzuschieben.«
Darius stand auf, und es war, als zögen Gewitterwolken über sein Gesicht. »Du hast recht, Daphne, aber versuch doch bitte auch, meine Gefühle zu verstehen.« Sein Blick brannte beinahe vor Eindringlichkeit. »Ich versuche, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Ich versuche, meinen Weg zu finden. Plötzlich habe ich eine unglaubliche Kraft, ich bin zehn Mal so stark wie zuvor und kann kämpfen wie ein Tier. Das ist großartig. Doch andererseits kommt es mir auf einmal so vor, als habe sich mein Leben verdunkelt, als lebte ich in einem Tal ohne Licht. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Vielleicht habe ich die Wut über mein Schicksal auf dich projiziert. Aber
du
warst es schließlich auch, die meine Welt auf den Kopf gestellt hat. Zuerst zeigst du mir, einem Vampirjäger, dass ich etwas lieben kann, das ich so lange Zeit gehasst habe. Und dann verwandelst du mich von dem Mann, der ich war, in eine untote Kreatur, die ich immer noch nicht richtig verstehe. Begreifst du?«
»Ja«, sagte ich und trat zu ihm. »Es tut mir unendlich leid, dass ich dir diese Qualen auferlegt habe. Das war nicht meine Absicht.« Meine Augen füllten sich mit Tränen.
»Ach Daphne, das weiß ich doch. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen sollte – dafür, dass ich solch ein Mistkerl gewesen bin«, erwiderte er und zog mich näher. Dann küsste er mich leidenschaftlich, und ich erwiderte den Kuss, umfasste seinen Nacken und presste mich an ihn. Der Kuss ließ mich am ganzen Körper erschauern und erweckte erneut brennendes Verlangen in mir.
Doch plötzlich löste Darius seine Lippen von meinen. Seine Finger schlossen sich noch einmal fest um meine Taille, bevor er einen Schritt zurücktrat und tief ausatmete. »Vielleicht sollten wir es langsam angehen lassen«, sagte er.
»Das halte ich nicht aus«, murmelte ich.
»Was hast du gesagt?«
»Unwichtig. Schließlich haben wir uns darauf geeinigt, ›nur zu reden‹. Das ist doch super«, erwiderte ich, auch wenn ich mich ganz und gar nicht super fühlte. Ich war erregt und zugleich frustriert. Mein Verstand sagte mir, dass es emotionaler Selbstmord war, mit Darius zu schlafen. Er hatte zu viele ›Problemchen‹, wie man so schön sagt. Doch mein Körper spielte leider nicht mit. Darius’ Kuss hatte meine Knie zu Butter werden lassen. Ich wollte nicht vernünftig sein. Ich wollte verrucht und schmutzig sein und mich in grenzenloser Leidenschaft verlieren. Vielleicht würde ich es später bereuen. Nein, ganz bestimmt würde ich es später bereuen, doch … Ich lehnte mich zu ihm hinüber, und er wich nicht zurück.
»Du riechst nach Pinienwald und Seife«, sagte ich, fuhr mit den Lippen sanft über seine Wange und liebkoste sein Ohr.
»Und du duftest wie eine Frau, Daphne«, seufzte er. »Süß und ein wenig nach Moschus. Außerdem kann ich dein Herz spüren«, fuhr er fort und schlang seine Arme um mich.
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