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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Fingernägel wuchsen zu Klauen, meine Schneidezähne wurden lang und scharf, und ein glänzender, schwarzer Pelz überzog meinen Körper. Meine wahre Natur kam zum Vorschein. Der Vampir, der ich in Wirklichkeit war – das Monster, die Verführerin, die Kreatur der Nacht und der Leere –, hielt für einen Atemzug inne, bevor er sich in die Lüfte emporschwang.
    Ich flog mühelos zwanzig Stockwerke hinauf bis zum Dach des Gebäudes. Meine Schwingen glühten in der Dunkelheit und hinterließen einen hellen Streifen Elmsfeuer. Der Anblick meiner riesigen Fledermausgestalt löste bei jedem, der ihrer gewahr wurde, eine uralte Furcht aus, mein Gesicht jedoch behielt seine menschlichen Züge – mit Ausnahme der Augen. Sie hatten eine runde Form angenommen, und die schwarzen Tümpel in ihrer Mitte wurden von glitzerndem Gold umgeben. Die Pupillen, die mich auch in dunkler Nacht alles deutlich erkennen ließen, wirkten verstörend. Jeder Mensch, der so kühn war, in sie hineinzuschauen, erhaschte einen flüchtigen Blick auf die geheimnisvolle Welt des Untoten und Ewigen – und wurde unwiderstehlich in meine Arme gezogen, sollte ich es wollen.
    Ich sprang über die Brüstung, die das Dach des Gebäudes umgab, und landete auf der Terrasse eines ehemals sicher eindrucksvollen Penthouses, dessen Fenster fest mit Sperrholz verriegelt waren. Ich spürte die Anwesenheit eines Tieres ganz in der Nähe, einer Kreatur voller Angst und Schmerz. Ich drehte langsam den Kopf und ließ mich von meinem Geruchssinn leiten. Ein mit einem Vorhängeschloss versehener Verschlag stand am anderen Ende der Terrasse, und während ich darauf zu schwebte, bemerkte ich in den Schatten zu meiner Rechten eine offenstehende Tür. Drei Gestalten stürzten daraus hervor, und der Erste rammte augenblicklich seinen Körper in meinen, so dass ich nach hinten taumelte und zu Boden fiel. Mein Angreifer war groß, bestimmt zwei Meter, und äußerst muskulös. Ich spürte sein Gewicht auf mir und roch seinen säuerlichen Körpergeruch. Sein Gesicht war von einer Skimaske verdeckt, und in der erhobenen Hand hielt er einen hölzernen Pflock. Die Zeit schien plötzlich stillzustehen, und wie in Zeitlupe sah ich, dass sich der Pflock auf mein Herz zu bewegte. War das das Ende? Ich sammelte all meine Kräfte und schlug dem Angreifer hart ins Gesicht, während ich den Stoß der tödlichen Waffe abblockte. Die Wucht des Aufpralls verursachte einen stechenden Schmerz, doch die rasiermesserscharfe Spitze des Pflocks verharrte Zentimeter vor meiner Brust. Ich blieb am Leben.
    Heftig keuchend rollte ich zur Seite und sprang auf. Ich war vollkommen verwirrt. Das waren Vampirjäger! Wie hatten sie mich gefunden? Doch ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, woher sie kamen und wie lange sie mir schon folgten. Ich trat so hart nach dem ersten Angreifer, dass er einige Meter über das Dach schlitterte, und noch im selben Moment attackierte mich ein weiterer schwarz-gekleideter Angreifer und versuchte, meine Knie zu packen und mich zu Boden zu werfen. Der letzte der drei, ein kleinerer Kerl, der sein Gesicht ebenfalls mit einer Skimaske verhüllt hatte, kam gerade erst aus der Tür heraus ins Mondlicht gestürmt. Auf dem Rücken trug er einen Köcher, in dem lange, spitze Pflöcke steckten. Ich senkte meine Klauen in die Schulter des Mannes, der mich zu Fall bringen wollte, durchdrang seine Lederjacke, bohrte mich in sein Fleisch. Er schrie auf, ließ meine Beine los und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien. Ich sah, wie sein Mitstreiter, den ich mit einem Tritt über das Dach geschickt hatte, wieder auf die Beine kam und wie der kleinere Jäger, dessen Bewegungen einen sehr femininen Eindruck machten, einen Bogen schlug, um mich von hinten anzugreifen.
    Zeit zu verschwinden,
dachte ich. Mit kraftvollem Flügelschlag erhob ich mich einige Meter in die Luft und zerrte dabei den Mann mit, in den ich meine Klauen geschlagen hatte. »Lass mich runter! Lass mich sofort los!«, schrie er und wand sich in meinem Griff.
    »Du willst runter?«, höhnte ich. »Aber gern doch.« Ich ließ ihn los, und er schlug hart auf dem Dach auf, wobei er nur knapp seinen kleinen, Pflock schwingenden Kumpanen verfehlte. Er war zäh, das musste ich ihm lassen, denn er stand taumelnd wieder auf, zwar ein wenig benommen, aber offensichtlich ohne sich etwas gebrochen zu haben.
    Ich kämpfte mit mir, ob ich mich zurückziehen oder die zweite Runde mit dem ersten Angreifer einläuten

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