Traumfrau mit Geheimnis
brutaler.
Deans Pistole sah anders aus als die Waffe, mit der Eddie sie bedroht hatte, doch die Ähnlichkeit war groß genug. Zu groß. Sie fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Nein. Sie würde sich nicht übergeben. Nicht hier und nicht jetzt.
Jedenfalls nicht, bevor Dean gegangen war.
„Mir geht’s gut“, sagte sie, als er mit besorgtem Gesichtsausdruck auf sie zukam.
„So sehen Sie aber nicht aus.“
In ihren Ohren rauschte es, und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Dennoch versuchte sie, ruhig und normal zu wirken. Sonst würde er nie gehen. „Ich werde den Sheriff morgen früh anrufen“, sagte sie. „Heute Nacht kann er sowieso nichts ausrichten. Wahrscheinlich war es nur ein dummer Streich.“
Dean legte den Kopf schräg und hob die Augenbrauen. „Sind Sie sicher, dass Sie okay sind?“
Sie las von seinen Lippen, denn das Rauschen in ihren Ohren übertönte seine Stimme. Alles, was sie sah, war die Waffe in seinem Hosenbund. Kaltes Metall, blitzend und gefährlich.
Als er die Hand ausstreckte, um sie zu berühren, trat sie einen Schritt zurück.
„Sie sollten besser gehen“, sagte sie. Es war lange her, doch sie konnte noch immer den kalten Lauf von Eddies Waffe spüren, den er an ihre Schläfe gedrückt hatte, an ihre Wange, in ihren Mund. Sie erinnerte sich daran, wie Eddie gelacht hatte, als sie in Tränen ausgebrochen war.
Sie war schon mit Cooper schwanger gewesen, aber sie hatte es ihm nicht gesagt, nicht einmal, als ihr klar wurde, dass sie gleich sterben würde. Niemals hätte sie Eddie von dem Kind erzählen können. Wenn er sie schon nicht gehen ließ, würde er das Kind niemals freigeben.
Dean begann wieder zu sprechen, doch sie verstand die Worte nicht.
„Gehen Sie“, sagte sie. „Raus mit Ihnen.“ Wie hypnotisiert starrte sie auf die Waffe. „Sie dürfen nicht hier sein.“
Wieder sagte er etwas, was sie nicht hörte.
„Sie haben eine Waffe “, brachte sie hervor.
Dean ging in die Küche und kam kurz darauf zurück. Ohne die Pistole. Jedenfalls konnte sie sie nicht mehr sehen. Das Rauschen in ihren Ohren begann nachzulassen.
„Die Waffe hat Ihnen Angst gemacht“, sagte er sanft.
Reva nickte. „Ist schon wieder in Ordnung.“ Doch es klang so schwach, dass sie es nicht einmal selbst glaubte.
Dean nahm ihren Arm und führte sie zur Couch. Als sie sich gesetzt hatte, ließ er sich neben ihr nieder. Dicht neben ihr. Viel zu dicht.
„Wo ist sie?“, fragte sie.
„Auf dem Kühlschrank hinter dem Brotkasten“, antwortete er. „Liebes, Ihnen kann nichts passieren. Ich weiß mit einer Waffe umzugehen. Kein Grund, Angst zu haben.“
„Hat Ihnen schon mal jemand eine in den Hals gesteckt?“, fragte sie mit aufblitzendem Ärger. Gleich darauf bereute sie es. Mit ihrem impulsiven Ausbruch hatte sie viel zu viel von sich verraten.
Dean nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
Sie war auf Abscheu gefasst, doch sein Ausdruck verriet Ärger und Mitgefühl.
„Wer?“, fragte er leise. „Wann?“
Sie schüttelte den Kopf. „Gehen Sie einfach nach Hause, Dean. Vergessen Sie, was ich gesagt habe.“
„Wie kann ich so was einfach vergessen?“ Er ließ ihr Gesicht nicht los, senkte den Kopf und küsste sie – auf die Stirn.
Wenn er nicht bald ging, würde sie ihn bitten zu bleiben. Ganz sicher wollte sie heute Nacht nicht allein sein, nicht mit der Erinnerung, die wie ein Gespenst aufgetaucht war, als wäre es erst gestern geschehen und nicht vor sieben Jahren.
Reva rückte ein wenig näher an ihn heran. Sie wusste, dass er sie begehrte, das hatte seine Reaktion heute Nacht ja deutlich gezeigt. Und sie wollte wirklich nicht allein sein.
„Also schön“, flüsterte sie. „Wenn du nicht gehen willst, dann küss mich.“
Seine Lippen berührten die ihren in einem sanften ersten Kuss. Hatte sie nicht immer schon gewusst, dass Dean sie küssen würde, bevor er die Stadt verließ? Natürlich. Das unausgesprochene Versprechen hatte immer in der Luft gehangen, sie geneckt und gereizt.
Und sosehr sie sich auch bemüht hatte, davor davonzulaufen, jetzt hatte es sie eingeholt. Sie öffnete den Mund und erwiderte seinen Kuss.
Wieder begann das Rauschen in ihren Ohren, doch diesmal war es leiser, angenehmer. Es war Leidenschaft, die in ihrem Blut sang, nicht böse Erinnerungen.
Sie schlang die Arme um ihn und gab sich seinem Kuss ganz hin. Es war die Art von Kuss, die ihr helfen würde, alles zu vergessen – erregend,
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