Traumfrau mit Geheimnis
wollte, musste er etwas Abstand zwischen sie bringen. Er war zwar ein Gentleman, aber kein Heiliger.
Als er sich zurücklehnte, legte Reva sofort den Kopf an seine Schulter. Er strich ihr übers Haar und versuchte, nicht auf ihre Beine zu schauen.
Dann fiel ihm ein, wieso sie überhaupt so weit gekommen waren. Ihre Angst vor seiner Waffe.
„Du solltest es dir von der Seele reden, weißt du“, sagte er. „Welcher Kerl dir das angetan hat.“
War es Pinchon selbst gewesen oder einer seiner Komplizen, der ihr die Pistole in den Mund gesteckt hatte? Es spielte keine Rolle. Pinchon war derjenige, der Reva einem Milieu ausgesetzt hatte, in dem solche Dinge passierten. Er wollte ihr sagen, dass er sie verstand, dass er alles wusste … aber das ging nicht.
Noch etwas fiel ihm ein. Wenn Pinchon Reva bedrohte, wieso hatte sie in den letzten Tagen nicht in der Angst gelebt, dass er sie aufspüren würde? Über seine Flucht war in allen großen Zeitungen berichtet worden, und sein Fahndungsfoto erschien regelmäßig in den Nachrichten. Sie musste doch wissen, dass er ausgebrochen war?
Dachte sie, dass er sie hier in Somerset niemals finden würde? So naiv konnte sie nicht sein. Heutzutage war es kein Problem, jemanden zu finden, egal, wo er sich aufhielt.
Auf jeden Fall hätte sie nicht einfach im Dunkeln ins Restaurant hinüberlaufen sollen, als sie ein Geräusch hörte. Es konnte nicht Pinchon sein, vor dem sie Angst hatte. Aber was war es dann?
„Ich habe niemals jemandem davon erzählt“, gestand sie. „Und dir gegenüber hätte ich es auch nicht erwähnen sollen.“
„Vielleicht hilft es ja, wenn du darüber sprichst.“
Sie lachte bitter. „Es ist so lange her. Wie soll es da helfen, wenn ich jetzt darüber rede?“
Reva bewegte sich in seinen Armen und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Himmel, das machte es ihm wirklich nicht leichter. Schlimm genug, dass sie warm und weich und willig war. Konnte sie sich nicht wenigstens ruhig verhalten?
„Wenn du ein Geheimnis zu lange in dir vergräbst, beginnt es, dich zu vergiften“, sagte er. „Manchmal muss die Sache einfach an die Luft, damit man sie aus der Welt schaffen kann.“
Sie dachte einen Augenblick darüber nach, schüttelte dann den Kopf.
„Du hättest mich heute Nacht anrufen sollen, als du den Lärm hörtest“, bemerkte er.
„Ich bin es gewohnt, auf mich selbst aufzupassen“, gab sie zurück. „Ich brauche niemanden, der meine Probleme für mich löst. Außerdem dachte ich ja, es wäre nur eine von Mrs Gibsons Katzen.“
„Aber es war keine.“
„Ich weiß. Wer würde in ein Restaurant einbrechen?“
Sie zitterte in seinen Armen. Dean griff nach der Decke auf der Lehne und deckte sie zu. „Vielleicht waren es nur Kinder“, sagte er, als sie sich enger an ihn kuschelte. „Ein dummer Streich oder eine Mutprobe.“
Er wusste, dass das die Erklärung war, an die sie am liebsten glauben wollte. „Aber wenn du wieder etwas hörst, dann rufst du mich an“, schärfte er ihr ein.
„Ich kann doch nicht …“
„Du rufst mich an“, wiederholte er eindringlich.
Sie zögerte. „Ich will mich gar nicht erst daran gewöhnen, dass ich mich mit meinen Problemen an jemand anderen wende. Nicht mal an dich. Ich muss selbst damit fertig werden.“
„Es ist doch nicht schlimm, wenn man ab und zu mal jemanden um Hilfe bittet.“
Reva entspannte sich und schloss die Augen. „Doch, ist es.“
Fünf Minuten später war sie in seinen Armen eingeschlafen, den Kopf auf seiner Brust, einen Arm um ihn geschlungen. Sosehr sie auch versuchte, sich auf niemanden zu verlassen und von niemandem abhängig zu sein, die Art, wie sie an ihn gekuschelt schlief, zeigte ihm, dass sie ihm vertraute. Und dass sie ihn brauchte, auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte. Dean blickte auf sie hinunter, schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Daran gab es natürlich keinen Zweifel. Es war nur ein Teil von ihm, der anderer Meinung war. Ein sehr körperlicher Teil.
Reva wachte davon auf, dass ihr die Sonne ins Gesicht schien. Es dauerte eine Weile, bis ihr klar wurde, wo sie war und wen sie als Kopfkissen benutzte.
„Oh nein“, sagte sie leise und setzte sich auf.
Ihre Bewegung weckte Dean, der sie verschlafen anblinzelte.
„Oh nein was?“, fragte er.
„Oh nein, du bist hier.“ Sie stand schnell auf und wickelte die Decke um sich, da ihr Schlafanzug im Tageslicht nun wirklich nicht mehr viel
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