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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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habe ihn im Zug gesehen. Ich wusste es.«
    Svenson begegnete ihrem entschlossenen Blick und zuckte mit den Schultern. »Harschmort ist zu gefährlich, solange wir nicht mehr wissen. Unser Kampf ist zu einem Schachspiel geworden. Wir können weder König noch Dame angreifen und müssen uns mit den Bauern und der Hoffnung begnügen, uns einen Weg zu erzwingen. Ihr Mr. Pfaff …«
    »Ist zu einer Glashütte am Fluss gegangen, was ihn irgendwo anders hingeführt hat.«
    »Und Mr. Ramper ist in Raaxfall. Phelps und ich wollen Mr. Harcourt auflauern, wenn er das Ministerium verlässt …«
    »Wir sollten ins Boniface zurück«, sagte Miss Temple. »Da ich beobachtet werde, wird meine Rückkehr vielleicht eine der Schachfiguren zum Handeln zwingen – Sie und Mr. Phelps können das ja überwachen. Mit Brine passiert mir nichts, und mit ein bisschen Glück ist Mr. Pfaff zurückgekehrt.«
    »So gesehen kann ich nichts dagegen vorbringen.«
    Sie lächelte. »Warum sollten Sie auch?«
    Das Frühstück, lange vor Sonnenaufgang, war kurz und kalt. Nebel hatte sich herabgesenkt. Die Straßen auf der anderen Seite des Turms entsprachen den Zelten auf dem Gelände, das sie am Abend überquert hatten, wo sich selbst um diese Zeit Gesichter aus fernen Ländern, kleine Geschäfte, Kutschen und Teppiche drängten, auf denen Stapel von Kupfer, Perlarbeiten, Gewürzen und Stickereien lagen. Miss Temple befand sich auf einmal an der Seite von Mr. Phelps. Auch wenn sie ihr Misstrauen nicht ganz überwinden konnte, so fühlte sie sich dem Verbündeten des Doktors doch verpflichtet und tat ihr Bestes, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Wie seltsam es sein muss, Mr. Phelps, von Ihrem normalen Leben so abgeschnitten zu sein.«
    Der Ausdruck des blassen Mannes blieb wachsam. »Tatsächlich ist es mir kaum bewusst.«
    »Aber Ihre Familie, Ihr Zuhause – werden Sie nicht vermisst?«
    »Die Einzigen, die mich vermissen würden, sind bereits tot.«
    Miss Temple verspürte den Drang, sich zu entschuldigen, unterdrückte ihn jedoch. Hinter ihnen lauschte Svenson Brine, der, anscheinend ermuntert durch die dunklen Gesichter um ihn herum, von seinem Dienst im Ausland erzählte.
    »Wenn sie ›tot‹ sagen, Mr. Phelps, meinen Sie dann frühere Verbündete – Mrs. Marchmoor, Colonel Aspiche und andere?«
    Phelps’ Lippen waren ein dünner weißer Strich. Er zeigte zu den Marktbuden. »Haben Sie die ganze Zeit in diesem Hotel verbracht? Sehen Sie nicht, wie man uns anstarrt?«
    »Oh, ich bin durchaus an dunkelhäutige Gesichter gewöhnt, Mr. Phelps, und auch an ihre Aufmerksamkeit.«
    »Haben Sie das Chaos auf den Straßen nicht bemerkt?«
    »Natürlich habe ich es bemerkt «, erwiderte Miss Temple. »Aber Chaos und Unruhe waren schon immer das Schicksal der Armen.«
    »Seien Sie nicht dumm«, erwiderte Phelps leise und wütend, jedoch ohne Aufmerksamkeit erregen zu wollen. »Alles, was Sie sehen – die Furcht unter den Bewohnern dieser Kolonie, der Zorn der entwurzelten Arbeiter, die Wut auf die Banken, unsere stillgelegte Industrie –, all das ist das direkte Ergebnis meiner verfehlten Bemühungen. Und Ihrer rechtschaffenen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Phelps stieß eine Atemwolke aus. Sie sah die Anspannung in seinem Blick, in der Schuldgefühl mitschwang. Sie wusste, dass er sie nicht mochte, allerdings mochte er sich selbst noch viel weniger. Sie zollte ihm Respekt für die Erkenntnis, dass Letzeres das Erstere beeinflusste – daher der Seufzer und der Erklärungsversuch.
    »Diejenigen, die Sie als ›die Intrige‹ bezeichnen, haben sich geschickt bis in die höchsten Ebenen sämtlicher Ministerien, des Palastes, der Admiralität, der Armee und des Kronrats eingeschlichen. Und noch entscheidender, durch den Sturz wichtiger Industrieller wie Robert Vandaariff und Henry Xonck haben sie Einfluss genommen auf Mühlen, Banken, Reedereien, Eisenbahnen; ein Netzwerk aus Macht und Einfluss – alle durch den Prozess dazu angestiftet, und alle nach dem Abflug in dem Luftschiff in Erwartung von Anweisungen, nachdem man sie ihres freien Willens beraubt hatte.«
    »Und ich habe gegen sie gearbeitet …«
    »Ja, und durch Ihren Erfolg die Nation unabsichtlich von einer Krise in die nächste gestürzt. Als die Mission der Intrige nach Mecklenburg scheiterte und ihre Anführer ausgeschaltet wur den, war das erwähnte Netzwerk ohne Führung und damit bedeutungslos. Diverse Lakaien haben versucht, die Zügel in die Hand zu bekommen – aus Ehrgeiz, daraus

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