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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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mache ich keinen Hehl, weil ich dazugehörte –, Mrs. Marchmoor und der Colonel, aber es gab auch andere mit geheimem Wissen über die Pläne, die vorlagen. Diese zweite Gruppe wurde in Parchfeldt ausgeschaltet, wie wir es verdient hatten –, allerdings hat der Sieg lediglich dazu geführt, dass sich die Krankheit der Nation noch verschlimmert hat.«
    »Welche Krankheit?«
    Phelps schüttelte den Kopf. »Die Krankheit der Rechtsstaatlichkeit. Die Intrige hat die Rechtsstaatlichkeit dieses Landes wie eine Melone ausgehöhlt – und was ist geblieben? Was ist von der Nation geblieben? Doch beim Regieren besteht nur ein kleiner Spiel raum zwischen Akzeptanz und Revolte. Und dieser Spielraum, Miss Temple, ist dahin.«
    »Aber warum sollte Sie das kümmern?«
    Phelps stammelte entgeistert: »Weil ich schuld bin. Weil andere gestorben sind, ohne die Gelegenheit zu bereuen.«
    Miss Temple rümpfte die Nase. »Was soll Reue bringen? Das Gewissen eines Verbrechers entlasten?«
    Phelps bog in eine Straße mit Schmiedewerkstätten ein, wo Hammerschläge durch die warme Luft hallten. Er sprach ganz unvermittelt und mit spröder Stimme: »Wir sind nach Parchfeldt zurückgekehrt. Während Cunsher die Fabrik ausspioniert hat. Hat der Doktor es Ihnen erzählt? Nein. Es ist Wochen her – Kälte, Regen … Wildnis . Wir sind ihretwegen zurückgekehrt. Wir haben ihren Leichnam auf einem Wagen zu ihrem Onkel gebracht. Haben im Garten ein Grab ausgehoben.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wer wird das für Sie oder mich tun?«
    Als Miss Temple sprach, war ihre Stimme dünn.
    »Haben Sie nach Chang gesucht?«
    »Haben wir.« Mr. Phelps nahm ihre Hand, um die belebte Straße zu überqueren. »Ohne Erfolg.«
    Mr. Spanning, der Direktionsassistent, schloss gerade den Haupteingang des Hotels auf, als Miss Temple und Mr. Brine eintrafen. Mr. Phelps und der Doktor wollten eine Kutsche besorgen und würden vor dem Eingang warten.
    »So früh am Morgen?«, begrüßte sie Spanning, während sein Blick über ihre zerknitterte Kleidung huschte.
    Miss Temple hatte Spannings Bereitschaft, Geld von der Intrige anzunehmen, nicht vergessen, und auch nicht ihre Drohung, sein öltriefendes Haar in Flammen zu setzen. Er geleitete sie freundlich zur Rezeption.
    »Keine Nachrichten. Tut mir leid.«
    Mr. Brine beugte sich über die Rezeption, um selbst nachzuschauen, doch Miss Temple war bereits auf dem Weg zur Treppe.
    »Möchten Sie Tee?«, fragte Spanning mit gespieltem Diensteifer. »Brandy?«
    Als Miss Temple ihr Stockwerk erreichte, hatte sie den Revolver in der Hand. Mr. Brine ging mit seinem Schlagstock dicht vor ihr her. Die Tür war wie bei ihrem Fortgang verschlossen.
    Drinnen war nichts angerührt worden. Miss Temple schickte Mr. Brine hinunter, um Marie zu wecken. Während seiner Abwesenheit holte sie die beiden roten Umschläge und ihren Originalinhalt hervor und steckte sie vorsichtig in einen der Serienromane (Susannah, weiße Rani von Kaipoor), um das Glas zu schützen. Ihr Blick fiel auf ihre alten Stiefeletten. Das freche grüne Leder war natürlich aus reiner Boshaftigkeit ausgewählt worden, zum Missfallen von Roger Bascombes Cousine. Sie erinnerte sich nicht gern daran.
    Mit wachsender Spannung im Unterleib wartete Miss Temple im Salon auf Mr. Brine. Warum war sie allein? Warum war sie immer allein?
    Sie setzte sich zurecht und spürte, wie der Saum ihres Seidenhöschens zwischen den Beinen spannte. Wie lange noch, bis Mr. Brine zurückkam? Mit einer Hand bauschte sie ihr Kleid und die Unterröcke, damit sie mit der anderen darunterschlüpfen konnte. Wie nah war sie in dem Kasernenbett der Unsittlichkeit gekommen, indem sie sich fast in Sichtweite des Doktors selbst gestreichelt und mit ihrem Stöhnen die Männer im Raum geweckt hatte? Riskierte sie jetzt nicht die gleiche Demütigung, falls Brine mit Marie hereinkommen und sie mit rotem Gesicht und stöhnend vorfinden würde? Sie schob den Daumen unter den Rand des Seidenslips und seufzte bei der elektrisierenden Berührung. Und wenn nicht sie hereinkamen, sondern Svenson? Sie stellte sich seinen Schock angesichts ihres schamlosen Verlangens vor. War auch seine übrige Haut so bleich? Sie seufzte erneut und schloss die Augen, und mit plötzlich aufwallendem Zorn zog sie ihre feuchte Hand weg.
    War sie ein solches Tier?
    Alles war möglich – eine Lektion, die ihr ihre Erinnerungen aus blauem Glas erteilten –, aber weil es möglich war, hieß das noch lange nicht, dass

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