Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
Können war, befand sich hier das Gesamtwerk in Öl: noch mehr Maschinen mit noch mehr Drähten, noch mehr Schläuchen, und in der Mitte zwei große Untersuchungstische. Um die Tische herum befanden sich anstatt armseliger Fußbäder fünf riesige sargähnliche Wannen, und es war auch noch Platz für eine sechste. Jede Wanne stand auf einem Podest mit Messingfüßen, das wie ein riesiger, glänzender Skarabäus aussah. Am Mund des Käfers befand sich eine hässliche Schmelzkammer, versehen mit einem Dorn aus blauem Glas.
Die Wände waren im Stil von Oskar Veilandt bemalt, obwohl Svenson spürte, dass jemand anders für die Ausführung verant wortlich sein musste … ein anderer Künstler, oder der gleiche Künstler mit älteren und zittrigeren Händen? Vieles daran erinnerte an das Gemälde in Wien … doch genauso viel war geändert und neu erdacht worden. Hatte Vandaariff sein praktisches Wissen vertieft? Oder hatten sich seine Wünsche geändert? Oder hatte sich ein Fetzen seines alten praktischen Verstands als Finanzier durchgesetzt?
Doktor Svenson legte die Hände um den Mund und rief: »Robert Vandaariff! Oskar Veilandt! Ich bin hier!«
»Das sind Sie, mein Wächter. Willkommen .«
In einem kleinen Durchgang stand Robert Vandaariff in einem weißen Umhang und mit einer Halbmaske aus weißen Federn auf dem hageren Gesicht. Eine geschwärzte Hand lag auf einem kompakten Schaltpult, aus dem Knöpfe und Hebel ragten. Hinter Vandaariff befand sich ein zweiter Bogen, durch den Svenson einen Blick auf einen Brunnen erhaschte, aus dem es orangefarben und blau sprudelte. Spiegelungen verrieten Svenson, dass Vandaariff durch eine schützende Glaswand von ihm getrennt war. Vandariff drehte einen Knopf am Schaltpult, und eine Tür schloss sich und verriegelte den Raum mit dem Brunnen.
Svenson fragte sich, ob er mit einem der kleineren Apparate das Glas zertrümmern könnte. »Ich gehöre Ihnen nicht. Wenn Sie sich nicht ergeben, setze ich alles daran, jedes Stück Ihrer Ausrüstung zu sabotieren.«
Vandaariff schüttelte den Kopf. »Aber Doktor, mich zu ergeben ist genau das, was ich vorhabe!«
»Dann genug jetzt mit dem Unsinn. Zu viele Leute sind in Gefahr, und Ihr Vermögen, Robert Vandaariffs Vermögen, darf nicht irgendwelchen gefährlichen Dummköpfen in die Hände fallen.«
»Wir sind schon wieder einer Meinung. Es ist eine Schande, dass wir nicht miteinander Tee getrunken haben.«
»Es ist eine Schande, dass ich Ihnen nicht durchs Herz geschossen habe.«
»Spielen Sie nicht die Rolle eines Mannes, der Sie nicht sind. Meinen Sie etwa, ich habe Ihr Wesen nicht erkannt?«
»Und welches soll das sein?«
»Genug der Worte. Kümmern Sie sich um die Seelen, die Sie – Sie allein – beschützen.«
Mit einem plötzlichen Schauder drehte sich Svenson zu den Wannen um.
»Schützen oder opfern, lieber Doktor, Sie dürfen wählen.«
Die Akolythen, die Svenson weggeschickt hatte – und noch viel mehr davon –, kehrten mit einer sechsten Porzellanwanne mit Messingstützen in den Raum zurück. Schwarze Schläuche waren daran angeschlossen, und sie war mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt.
In der sechsten Wanne lag Madeleine Kraft, die honigfarbene Haut mit Symbolen bemalt und so besinnungslos wie im Old Palace.
Jetzt schwamm sie nackt in einer rostroten Flüssigkeit.
Ein Akolyth trat mit einer Verbeugung vor die Glaswand. »Alles ist bereit, Milord.«
Svenson starrte in Professor Troostes rotvernarbtes Gesicht. »Lieber Gott.«
»Nun dann!« Vandaariff verbarg seine Freude über Svensons Bestürzung nicht. » Fahren Sie fort .«
Trooste klatschte in die Hände, und mehrere Akolythen folgten ihm hinaus. Andere traten misstrauisch an die Wannen, fragten sich, ob der Doktor nicht eingreifen würde, doch er war zu schockiert über den Anblick derjenigen, die darin lagen: Mr. Kelling, Colonel Bronque, Matthew Harcourt, Michel Gorine und als Letzter der arme Cunsher, dessen strähniges Haar in der zähen Flüssigkeit schwamm.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor – schwerere Entscheidungen erwarten uns. Nichts ist verboten. Gewöhnen Sie sich an die Tatsache.«
Svenson antwortete nicht. Jeder Versuch, sie zu retten, würde sogleich fehlschlagen – er konnte nicht unbewaffnet so viele ausschalten –, und damit verschwand jede Chance, sie später zu retten. Weil jede Wanne ein glasgefülltes Untergestell hatte, wurde eine gewaltige Energie in jede geleitet: der perverse Gedanke an eine pikant gewürzte
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