Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
leben, in seiner eigenen Haut.«
»Chang ist verloren.«
»Wie auch Sie. Die Verwesung Ihres Körpers kündet davon …«
»Bitte, das hatten wir schon. Sie sind nicht hier, um mich zu belehren.«
»Warum dann? Um mir den Platz meines Freundes in Ihrer Sammlung anzuschauen?« Svenson starrte wütend auf die Bücher. Beide Akolythen stellten sich ihm in den Weg.
»Doktor Svenson, Sie können keinen klaren Gedanken fassen, von zweien oder dreien ganz zu schweigen. Ich habe Sie mit wohlüberlegten Schritten meiner Person näher gebracht, obwohl ich wusste, dass Sie meinen Tod wünschen. Warum? Weil ich Ihnen im Tausch gegen Ihre Hilfe etwas anbieten möchte, das Sie sich wünschen und das sonst nirgends erhältlich ist.«
»Dass Chang überlebt natürlich, und Miss Temple …«
Vandaariff schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, sie sind tot. Ihre Vernichtung war erforderlich.«
»Ich werde nicht mitmachen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun …«
Vandaariff rieb sich die Haut unter seiner Federmaske und stöhnte ungeduldig. »Doktor, ich bitte Sie, überlegen Sie mal! Was haben Sie heute getan? Gegen alle Wahrscheinlichkeit?«
»Madeleine Kraft wurde geheilt. Wie man es mit Chang tun könnte …«
» Nicht Chang! Chang niemals ! Chang ist zu Rohmaterial ge worden. Nein, Doktor Svenson, wer noch? Was sonst in der Welt würde Ihre Tugend wie einen Ballon zum Platzen bringen?«
Ein weiteres Glasbuch kam auf den Tisch. Vandaariff steckte den Schlüssel hinein, und nachdem er mit der Fingerspitze das Glas leicht berührt hatte, schlug er die Seiten um bis zu dem dunklen Blatt, das er suchte. Er drehte das Buch so, dass der Doktor es vor sich hatte.
»Schmecken Sie.«
»Nein.«
»Sie werden es nicht bereuen.«
»Zum Teufel mit Ihnen.« Svenson stieß seinen Zeigefinger auf das Glas.
Die erste Empfindung war ziemlich scharf, wie Whisky auf der Zunge, eine eindringliche Mischung aus Haar und Duft, Weichheit und Gewicht, Zärtlichkeit, Zweifel, Fleischlichkeit …
Er riss die Hand zurück. Vandaariff weidete sich an seiner Reaktion mit einem abstoßenden Grinsen.
»Oh … nehmen Sie noch ein bisschen mehr.«
Svenson schluckte. »Wie … wie zum Teufel …«
»Sie wissen es selbst! Sie waren dort!«
»Tarr Manor«, flüsterte Svenson. »Man hat ihr ihre Erinnerungen weggenommen. Nur ein paar, trotzdem wäre sie beinahe gestorben …«
»Eine ungewöhnlich heftige Reaktion – und der einzige Grund dafür, weshalb diese Erinnerungen überlebt haben! Sie wurden zu Studienzwecken aufbewahrt – die eigentliche Information war von keinem Interesse, sobald Arthur Trapping tot war. Doch jetzt ist sie von größtem Interesse – für Sie ! Und, wegen Ihrer unausweichlichen Zustimmung, für mich!«
Svenson schüttelte den Kopf. »Ich werde es nicht tun. Ich werde es nicht tun. Sie ist tot …«
Ein Akolyth legte dem Doktor einen Arm um den Hals, während die anderen seine Hand packten und mit der Handfläche nach unten auf das Glas drückten. Svenson wehrte sich gegen den Kontakt. Doch in seinem Griff konnte er nicht anders, als den Blick zu senken …
… und in die Erinnerungen von Eloise Dujong einzutauchen, das ganze Verhältnis mit Arthur Trapping, von unschuldiger Zuneigung bis hin zu schamerfüllter Lust. Der Doktor stöhnte angesichts der Intimität, die er selbst nie mit ihr geteilt hatte. Er spürte ihren Körper in all seinen Einzelheiten – Rendezvous, leidenschaftlich, schuldbeladen und unvermeidlich. Er schwamm in ihren Tränen, versank in ihren Selbstvorwürfen, erregt von den Küssen auf ihren Hals, von Trappings Fingern, die auf der Innenseite ihres weißen Oberschenkels entlangstrichen.
Svenson blinzelte unter Tränen, und die Beschränkung durch den Helm war ungewohnt und seltsam. Der Akolyth hatte seine Hand vom Buch gelöst. Vandaariff stand an der Glaswand und rief:
» Nein! Das darf nicht geschehen! Haltet ihn auf! Mr. Foison! Mr. Foison !«
Mahmoud hielt ein Stück Kupferdraht in der Hand und schlug damit wie mit einer Peitsche nach einem Akolythen, der dumm genug gewesen war näher zu kommen. Der Kupferdraht drang durch den weißen Umhang, und der Akolyth ging schreiend zu Boden. Der große Mann packte ihn am Genick und stürzte ihn die Treppe der Falltür hinunter, ein Sturz aus mindestens zehn Metern Höhe. Mehrere Akolythen lagen auf dem Boden, und wer wusste, wie viele noch dort unten gelandet waren. Foison, lediglich mit einem Silbermesser bewaffnet, hatte sich gemeinsam
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