Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
Schoepfil? Die Con tessa di Lacquer-Sforza? Wenn Sie einen dieser Feinde übervorteilt haben, dann hätte ich davon erfahren sollen.«
»Verzeihen Sie mir, Milord.« Foisons dünne Stimme verriet keinerlei Bedauern. »Ich hatte vor, Ihnen davon zu berichten, sobald Sie Zeit haben. Ich habe das Buch im Haus von Drusus Schoepfil gefunden, in einem Geheimzimmer, das im Stile des Comte d’Orkancz ausgemalt war.« Foison blickte gelassen zu Svenson. »Mr. Schoepfil ist ein gefährlicher Mann. Weil seine Leute den Zug nach Harschmort besetzt hatten, musste ich eine eigene Transportmöglichkeit finden und mir Zugang verschaffen.«
Vandaariff winkte ab.
»Ich weiß von dem Geheimzimmer meines Neffen und dass er sämtliche Dinge, die vom Comte stammten, dort gesammelt hat. Wer, glauben Sie, hat sie ihm beschafft? Wer hat diese mächtigen Männer dazu gebracht, Drusus Schoepfil zu einer Gallionsfigur zu machen? Obwohl er selbst an diese lächerliche Bestimmung glaubt, ist er noch immer ein unbedeutender Wurm.«
»Sie unterschätzen die Macht seines Glaubens«, sagte Svenson.
»Dieser Mann glaubt an gar nichts. Er hat ein kaltes Herz.«
Svenson hatte das Buch Miss Temple gegeben. Foison musste es von ihr haben, sie gesehen haben. Aber warum hatte er das Vandaariff nicht gesagt? Nicht aus Schwäche oder Zweifel an dem Vorhaben – Foison hatte mit Hilfe des Buchs Kardinal Chang zu einer geistlosen Hülle gemacht –, eine Tatsache, die Troostes Befragung soeben bestätigt hatte. Hatte Foison das Buch stattdessen von der Contessa? War das die Allianz? War Miss Temple überhaupt noch am Leben?
Foison räusperte sich. »Da war noch eine zweite Frage, Milord?«
»In der Tat, an Doktor Svenson. Ihnen wurde in Gesellschaft eines anderen Mannes Zutritt gewährt. Eines Mr. Pfaff . Wo ist er jetzt?«
»Wir haben uns getrennt.«
Foison mischte sich leise, jedoch bestimmt ein: »Pfaff ist ein Gefährte der Contessa, Milord. Er hat Miss Temple aus der Gruft geholt. Ein Verbrecher, der sich anwerben lässt, wie Chang.«
»Sind Sie mit Rosamonde verbündet, Doktor Svenson? Ich fände das … amüsant.«
»Bin ich nicht.«
»Ich habe mich schon gefragt, ob Sie die arme Mrs. Dujong so schnell vergessen haben.«
»Fahren Sie zur Hölle!«
»Ich habe einen besseren Vorschlag – warum schließen Sie sich nicht mir an?«
Um nichts dem Zufall zu überlassen, wurde der Doktor von sechs Akolythen durch drei verschiedene verschlossene Türen begleitet. Die letzte war mit einer schwarzen Gummidichtung eingefasst, um sie luftdicht zu versiegeln. An Haken in der Wand hingen Messinghelme, und die Akolythen nahmen zwei und reichten Svenson einen dritten. Die Tür wurde geöffnet, und er folgte den Gehilfen hindurch, wobei ihm die Versiegelung des Helmes auf den Hals drückte.
In den Ecken des Raums standen Kupferpfannen, in denen jeweils eine Schale mit orangefarbenem Öl erwärmt wurde, ein Stärkungsmittel für Vandaariff und offensichtlich schädlich für alle anderen. Die Decke war mit kleinen Löchern durchsetzt, die vom zunehmenden Licht erhellt wurden.
Vandaariff wartete an einem Tisch, während er mit geschwärzten Fingern an den Kanten eines Schlüssels entlangfuhr. Ein Akolyth mit Handschuhen legte ein schimmerndes Buch vor ihn hin. Vorsichtig steckte Vandaariff den Schlüssel der Länge nach vom Griff her in seinen Einband, und das leuchtende Glas verdunkelte sich kaum merklich. Er schlug den Deckel auf und glitt mit einer Fingerspitze über die erste Seite.
»Köstlich.« Sanft schloss er das Buch wieder. »Zeit genug … Zeit genug.«
Die Schalen mit dem Öl, die Glaskugeln mit ihrem betäubenden Gas, die Explosionen und die scharfkantigen Sporne – in wie vielerlei Hinsicht hatte Vandaariff die ursprünglichen Erfindungen erweitert? Schoepfil war ein Dummkopf, ihn zu unterschätzen. Und wo war Schoepfil? Wenn Vandaariffs Männer ihn nicht wie Bronque erledigt hatten, mussten sie sein Eindringen gemeldet haben … aber die Tatsache schien niemanden zu beunruhigen.
Auf eine Berührung hin glitt der Schlüssel aus dem Buch heraus, und Vandaariff steckte ihn ein. Der Akolyth legte das Buch zurück in einen Koffer, in dem eine Anzahl weiterer Bücher lagen – die meisten nur teilweise erhalten und mit zerbrochenem Einband.
Vandaarif seufzte. »Es war eine zweite Bibliothek von Alexandria. Jetzt ist so viel verloren gegangen, und auf so leichtfertige Weise.«
»Das sind keine Tragödien von Agathon. Chang verdient es zu
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