Traumhafte Tage in Sydney
ihn zu vertreten.”
Rachel runzelte die Stirn. “Wer ist Guy Walters? Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne.”
“Sie sind ihm sicher schon begegnet. Er ist groß und untersetzt, so um die vierzig, hat schon eine Glatze und leitet die Immobilienabteilung.”
Rachel schüttelte den Kopf. “Nein, an jemanden, der so aussieht, würde ich mich bestimmt erinnern.”
Justin nickte. “Sie haben Recht. Guy war noch nicht hier bei mir im Büro, seit Sie für mich arbeiten. Ich trainiere jeden Morgen mit ihm im Fitnesscenter. Aber heute war er nicht da, als ich kam. Eine halbe Stunde nach mir kam Guy hereingestürmt und sagte mir, dass er sofort nach Melbourne fliegen müsse, weil sein Vater krank geworden sei. Er erzählte mir von der geplanten Geschäftsreise und bat mich, diese Aufgabe für ihn zu übernehmen. Offenbar ist der Vorstandsvorsitzende von AWI daran interessiert, das Hotel zu kaufen, und erwartet, Montag früh einen ausführlichen Bericht auf seinem Schreibtisch vorzufinden. Guy sagte, ein Zyniker wie ich würde sich nicht vom schönen Schein blenden lassen und stattdessen nach den Schwachstellen suchen. Er möchte auch eine weibliche Sicht der Dinge hören. Guy glaubt, dass Frauen vieles auffällt, was Männer nicht bemerken.”
“Wen wollte er denn mitnehmen? Seine Sekretärin oder eine Kollegin?”
“Nein, eigentlich sollte seine Frau ihn begleiten. Als ich ihm sagte, ich hätte keine Partnerin, meinte er nur, für einen Lebemann wie mich sei es sicher kein Problem, eine weibliche Begleitung zu finden. Guy tut immer so, als hätte ich ein ganzes Adressbuch voll mit Telefonnummern attraktiver Frauen, die einer Einladung zur Wochenendreise ohne Zögern zustimmen würden.”
Rachel setzte den Becher ab und sah ihn neugierig an. “Und? Ist das nicht der Fall?”
“Du meine Güte, natürlich nicht.” Justin wirkte entsetzt. “Das ist wirklich nicht mein Stil.”
Rachel wusste nicht, was sie davon halten sollte. Vielleicht war Justin Frauen gegenüber einfach sehr misstrauisch. Oder er hatte einfach ein wenig altmodische Moralvorstellungen. Den Gedanken, dass er kein Interesse an Sex haben könnte, verwarf sie sofort. Das konnte sie sich bei einem Mann in seinem Alter einfach nicht vorstellen. Es widersprach sämtlichen Erfahrungen, die sie und ihre Freundinnen im Laufe der Jahre gesammelt hatten.
“Ich habe Guy gesagt, dass ich meine hoch geschätzte und äußerst intelligente Assistentin mitnehmen würde”, fuhr Justin fort. “Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben. Also, wie sieht es aus?”
“Ich habe Zeit, aber …”
“Aber was?”
“Was ist mit den Hotelzimmern? Wenn Guy vorhatte, mit seiner Frau zu fahren …”
“Daran habe ich schon gedacht. Machen Sie sich keine Sorgen. Das Hotel hat für AWI ein Apartment mit zwei Schlafzimmern reserviert. Sie brauchen auch wirklich nicht Ihre ganze Zeit mit mir zu verbringen, sondern können tun und lassen, was Sie möchten. Zu dem Abendessen am Samstag sollten Sie mich allerdings begleiten.”
“Wie muss ich mich für diesen Anlass anziehen?”
“Laut Guy wird Abendgarderobe erwartet – weiß der Himmel, warum. Vermutlich hat sich das der PR-Beauftragte des Hotels ausgedacht. Besitzen Sie etwas Passendes? Falls nicht, wird AWI sicher gern die Kosten für ein Abendkleid übernehmen. In der Nähe des Hotels gibt es sicher zahlreiche Boutiquen. Es liegt ja in einem sehr beliebten Urlaubsgebiet.”
“Ich habe ein geeignetes Kleid.” Rachel dachte an das, was sie als Brautjungfer getragen hatte. Isabel hatte extra etwas ausgesucht, das man auch nach der Hochzeit noch tragen konnte. Für das Abendessen im “Sunshine Gardens”-Hotel wäre es ideal. Auch wenn es Justin nicht gefallen würde, wenn sie sich für die Arbeit übertrieben zurechtmachte, erwartete er doch bestimmt, dass sie bei dem Essen nicht farblos und unscheinbar wirkte. Rachel stellte sich vor, wie überrascht Justin wäre, wenn sie das Haar offen tragen und sich dezent schminken würde – und ihr Herz schlug gleich schneller.
“Großartig. Und denken Sie daran, dass es dort um diese Jahreszeit wesentlich wärmer ist als hier in Sydney”, sagte Justin. “Sie sollten sich also etwas Leichtes, Legeres zum Anziehen mitnehmen.” Er ließ den Blick über das schlichte, streng wirkende Kostüm gleiten.
Rachel bemerkte seinen Gesichtsausdruck. “Keine Sorge, Justin”, erwiderte sie trocken. “Ich habe noch andere Sachen im Kleiderschrank.” Dank Isabel, fügte sie in
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