Traumhafte Tage in Sydney
Gold Coast fliegen. Natürlich war er nur ihr Chef, und ihre Beziehung war in keiner Hinsicht romantisch. Aber das wusste ja niemand von den anderen Passagieren. Vielleicht würden manche sie also ansehen und vermuten, sie wären ein Paar und wollten zusammen ein Liebeswochenende verbringen.
Das ist eher unwahrscheinlich, du alberne Gans, rief eine innere Stimme sie zur Vernunft.
Sieh ihn dir doch an. Er sieht einfach verdammt gut aus – ein großer dunkelhaariger Traummann. Und dann sieh dich an: farblos und unscheinbar. Vor ein paar Jahren hätten die Dinge vielleicht noch anders gelegen. Aber jetzt bist du nur noch ein Schatten deiner selbst – eine leblose Hülle.
Plötzlich wurde Rachel von Trostlosigkeit übermannt und ließ sich gegen die Rückenlehne des Sitzes sinken.
“Die Reise wird Ihnen bestimmt guttun, Rachel”, sagte Justin plötzlich.
Sie versuchte, die schwermütigen Gedanken zu verdrängen. “Tatsächlich?”, fragte sie. “Warum glauben Sie das?”
“Sie wirken seit dem letzten Wochenende ein wenig niedergeschlagen. Ich vermute, Sie vermissen Ihre Freundin, stimmt’s? Und sicher macht es auch nicht sonderlich viel Spaß, für einen langweiligen Kerl wie mich zu arbeiten.”
Überrascht sah Rachel ihn an. “Sie sind ganz und gar nicht langweilig. Mir gefällt mein Job sehr, und ich arbeite gern für Sie.”
Justin lächelte. “Ich arbeite auch sehr gern mit Ihnen zusammen. Sie sind wirklich eine sympathische Frau. Deshalb macht mir das auch zu schaffen, was meine Mutter gestern gesagt hat. Bitte seien Sie ehrlich, Rachel. Macht es Ihnen etwas aus, mir Kaffee zu kochen und kleine Botengänge für mich zu erledigen?”
“Nein, wirklich nicht, Justin. Ich empfinde es sogar als angenehme Abwechslung, dann und wann etwas Bewegung zu bekommen, statt immer nur am Computer zu sitzen und Dateien zu aktualisieren.”
Er runzelte die Stirn. “Damit verbringen Sie einen erheblichen Teil Ihrer Arbeitszeit, stimmt’s? Für jemanden, der so intelligent ist wie Sie, muss das manchmal wirklich langweilig sein. Vielleicht sollte ich Sie mehr in meine Arbeit einbeziehen und Ihnen die Programme erklären, die ich geschrieben habe, damit Sie selbst damit arbeiten und Daten auswerten können. Was halten Sie davon?”
“Oh … ich … das wäre großartig, Justin. Meinen Sie wirklich, dass ich das könnte?”, fragte Rachel. Die Vorstellung begeisterte sie, andererseits traute sie sich nicht viel zu.
“Natürlich. Und wenn ich dann meine eigene Firma gründe, werden Sie nur noch als meine Assistentin arbeiten. Dann stelle ich eine weitere Kraft ein, die sich um den Empfang und die Dateneingabe kümmern kann.”
“Justin, ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.”
“Sagen Sie doch einfach: ‘Einverstanden’.”
Rachel lächelte strahlend. “Einverstanden.”
“Das ist noch etwas, was mir an Ihnen gefällt: Sie streiten sich nicht mit mir. Aha, da kam gerade die Durchsage: Das Boarding fängt an. Kommen Sie, ich würde gern als Erster an Bord sein. Dann kann ich in Ruhe meine Zeitung lesen und Sie das Buch, das Sie in Ihrer Tasche haben.” Er stand auf.
“Woher wissen Sie, dass ich ein Buch dabeihabe?”, fragte Rachel überrascht, als sie nach der Bordkartenkontrolle das Flugzeug bestiegen.
“Rachel, ein bisschen Beobachtungsgabe dürfen Sie mir schon zutrauen”, erwiderte er trocken. “Während der Arbeit sitzen Sie zwar fast die ganze Zeit vor dem Computerbildschirm, aber ich müsste schon ein totaler Idiot sein, wenn mir nicht wenigstens einige Ihrer Angewohnheiten aufgefallen wären. Sie verbringen doch jede Mittagspause mit Lesen. Und ich wette, dasselbe tun Sie auch, wenn Sie im Zug sitzen, um ins Büro oder nach Hause zu fahren, stimmt’s?”
“Ja.”
“Was für Bücher lesen Sie denn?”
“Alles Mögliche: Krimis, Liebesromane, Biografien …”
“Während meines Studiums habe ich auch mit Begeisterung Krimis verschlungen”, sagte Justin. Er schien sich gern an diese Zeit zu erinnern. “Aber jetzt lese ich leider nur noch Zeitungen und Fachzeitschriften über Wirtschaftsthemen.”
“Das ist wirklich schade. Lesen macht solchen Spaß – und es hilft, vor der Realität oder dem Alltag zu flüchten.”
“Da haben Sie Recht. Vielleicht sollte ich das mal ausprobieren, anstatt jeden Tag ins Fitnesscenter zu gehen”, sagte er wie zu sich selbst.
Obwohl Justin sehr leise gesprochen hatte, war Rachel die Bemerkung nicht entgangen. Wovor will er wohl
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