Traumjaeger und Goldpfote
erstreckte sich, so weit die Augen reichten, und die Gestalten von
Fla-fa’az
kreisten und schossen durch den grauen Himmel.
Als er endlich erwachte, war der kurze Wintertag bereits halb vorüber. Gegen Ende der Kleineren Schatten sah er sich abermals Herrn Popp gegenüber, der mit seinem Hof zu Traumjägers hohlem Baum zurückgekehrt war. In seiner gebieterischen keckernden Rede wies er darauf hin, man habe lange Zeit gewartet, dass der Katzengast sich erhebe, es dann aber am Ende aufgegeben, um lieber Futter zu suchen.
Traumjäger, der sich nach dem langen Schlaf unendlich erquickt fühlte, bemerkte erst jetzt, wie viele Körperteile ihn schmerzten. Außerdem hatte er rasenden Hunger. Die
Rikschikschik
mochten das geahnt haben, denn selbst Herr Popp legte mehr Zurückhaltung an den Tag als gestern. Was Traumjäger betraf, so wünschte er nichts sehnlicher, als fortzuschleichen und auf die Jagd zu gehen, doch im Hinblick auf sein fragwürdiges Bündnis mit den
Rikschikschik
, seinen natürlichen Opfern, hielt er es für besser zu warten, bis er sich unbemerkt entfernenkonnte. So saß er denn mit knurrendem Magen da und lauschte geduldig dem weitschweifigen Bericht, den Herr Popp von den Tätigkeiten des Morgens erstattete.
»So … nun, nun ist die Zeit gekommen für ein richtig-richtiges Gespräch, ja?«, zirpte der beleibte Eichhörnchenführer. »Warum so plötzlich hier, Katze? Warum von bösem Ort reden?« Fritti gab sich große Mühe, die Umstände zu erklären, die ihn schließlich zum Rattblatt-Wald geführt hatten. Notwendigerweise wurde es eine lange Geschichte, die einen großen Teil des schwindenden Nachmittags beanspruchte. Als er erzählte, wie er Frau Surr gerettet hatte und anschließend von Herrn Schnapp empfangen worden war, vollführten die Zuhörer einen schrillen Beifallslärm. In der Folge waren die
Rikschikschik
aufs höchste gefesselt, als er ihnen die wimmelnde Hauptstadt der Katzen, Erstheim, beschrieb. Als er endlich von Vastnir erzählte und von seiner grausigen Einkerkerung, wurde mehreren Eichhörnchenmädchen so schwindelig, dass ihre Gefährten ihnen mit ihren buschigen Schwänzen Kühlung zufächeln mussten. Herr Popp hörte in grimmigem Schweigen zu und unterbrach Fritti nur, um sich bestimmte Einzelheiten über den Hügel und seine Bewohner erklären zu lassen.
»… Und dann fand ich euch … besser gesagt, ihr fandet mich«, schloss Fritti seinen Bericht. Herr Popp nickte. »Was ich wirklich nicht verstehe«, setzte Fritti hinzu, »ist die Tatsache, dass ihr alle noch hier seid. Warum? Ich dachte, jedes Tier hätte Rattblatt verlassen.« Er blickte den Anführer der Eichhörnchen forschend an.
»Viele
Rikschikschik
gegangen. Viele fort-fort«, erwiderte Popp. »Aber Popp geht nicht. Kann-nicht, kann-nicht. Sippe hier seit Wurzel-in-Grund. Wenig-wenige andere bleiben auch. Leben oder sterben.«
Fritti nickte. Er verstand, und für eine Weile schwieg die ungewöhnliche Versammlung. Eine flüchtige und überraschendeVorahnung vom Sterben, von der frostigen Brise herbeigetragen, streifte Fritti. Er erinnerte sich an seine Pflicht. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Herr Popp«, sagte er.
»Bitte.«
»Ich habe eine Botschaft nach Erstheim zu bringen – zu den Führern meines Volkes. Sie muss rasch dorthin gelangen. Ich selbst könnte nicht rasch genug reisen. Ich bin immer noch sehr schwach.«
»
Rikschikschik
werden’s machen«, sagte Herr Popp, ohne zu zögern. »Wir halten Wort-Wort. Wir schicken Meister Plink. Plink ist schnell wie Nuss-Fall.«
Ein junges Eichhörnchen setzte sich auf sein Hinterteil, und seine eigene Bedeutung schwellte ihm sichtbar die Brust.
»Er sieht sehr tüchtig aus«, sagte Fritti beifällig. »Jedoch sollte er nicht allein gehen. Die Botschaft ist sehr wichtig, und es ist eine lange und gefährliche Reise bis zum Wurzelwald. Außerdem …« Traumjäger versuchte sich so zartfühlend wie nur möglich auszudrücken. »Außerdem sind die Katzen von Erstheim, anders als ich, nicht so vertraut mit der Tapferkeit und Wohltätigkeit der
Rikschikschik
. Es könnte bei ihnen möglicherweise zu … Missverständnissen kommen. Es wäre also besser, eine größere Gruppe zu schicken.« Als man die Tragweite von Traumjägers Worten begriff, sah man Meister Plink zusammenschrumpfen, und zwei oder drei Eichhörnchenmädchen drohten abermals in Ohnmacht zu fallen. Herr Popp indessen ging leicht darüber hinweg.
»Heilige Eichel! Keine Sorge,
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