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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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seine Tatze von dem
Rikschikschik
, das bewegungslos dalag und ihn aus schreckgeweiteten Augen anstarrte.
    »Mrrik … Mrikkarik …« Fritti versuchte sich die Laute ins Gedächtnis zu rufen. Er wusste, dass er die Worte sagen musste. »Mar … Murrik …« Es hatte keinen Zweck. Er spürte, wie sich eine große, weiche Last auf seinem Rücken niederließ, wie seine Beine einknickten.
    »Hilf mir«, stieß er im Gemeinsamen Gesang hervor. »Helft mir … Herr Schnapp sagte mir, ich brauchte bloß … Mrirrik …« Neben dem entsetzten Eichhörnchen brach Traumjäger zusammen und fiel in den Schnee.
    »Also, du-du Katze; du hast gesprochen Brrteek, warum sagst du Bruder-Namen von Herrn Schnapp!«
    Über Traumjäger, mit dem Kopf nach unten hängend, klammerte sich ein rundliches altes Eichhörnchen mit gewundenem Schwanz und glitzernden Augen an einen Baumstamm. Hinter ihm, weniger Mut zeigend, lugte eine Vielzahl weiterer
Rikschikschik
um den Stamm oder spähte durch die Zweige. »Sprich nun – sprich!«, quiekte der Anführer der Eichhörnchen. »Woher kennst du Herrn Schnapp? Sag’s – sag’s!«
    »Du sagst, dass Herr Schnapp dein Bruder ist?«, fragte Traumjäger und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Nichts ist gewisser als das, ja!«, zirpte das Eichhörnchen mit einer Spur von Entrüstung. »Schnapp ist der Bruder von Popp, und Popp bin ich – verstehst du, Dumm-Katze?«
    Fritti war verwirrt und dachte einen Augenblick nach.
    »Ich sollte dir etwas sagen, Herr Popp – ich meine, dein Bruder, Herr Schnapp, hat mir beigebracht zu sagen … wie war das noch …« Herr Popp gab ein klackendes Geräusch voller Ungeduld von sich. »Ich will’s zu sagen versuchen!«, murmelte Fritti. »Mrrarraurr … nein, so war’s nicht. Mrrik … Miarrk … Harar! Ich kann mich nicht erinnern!«
    Traumjäger bemerkte, dass Herrn Popps Gefolge den größten Teil seiner Furcht verloren zu haben schien. Die Eichhörnchen quietschten in der Tat vor Vergnügen. Traumjäger war gereizt, verstört und übermüdet, und seine Gedanken schweiften einen Augenblick ab. Darauf, wie eine Erleuchtung: »Ich hab’s! Ich hab’s!« Fritti lachte, dass es ihn schmerzte. »Mrikkarrikarek-Schnapp! Das stimmt, nicht wahr?« In dieser Sekunde überschäumender Freude fühlte sich Fritti plötzlich ganz leicht, ehe er zusammensackte. Herr Popp beugte sich vor und blickte ihn aus seinen Achataugen starr an.
    »Es stimmt. Heiliges Versprechen für Herrn Schnapp. Wir sind gebunden. Merkwürdige, seltsame Zeiten. Kannst du gehen, Fremd-Katze?«
    Humpelnd folgte Fritti der Eichhörnchenschar in die Tiefen des inneren Rattblatt-Waldes. Hinter den schnatternden und voraneilenden
Rikschikschik
hertorkelnd, nahm Fritti abwesend Notiz von dem roten Glanz der untergehenden Sonne. Tief in seinem Inneren sprach eine feine Stimme, versuchte seine Aufmerksamkeit auf die zunehmende Dunkelheit zu lenken … doch sein Kopf schmerzte. Es war zu anstrengend, zu denken. Der gefrorene Hauch seines Atems fesselte ihn immer mehr. Im Gefolge der dahineilenden Eichhörnchen quälte er sich weiter durch den Schnee.
    Der Trupp hielt. Traumjäger stand benommen da, bis Herr Popp und zwei andere Eichhörnchen von den Bäumen herabkletterten und sich neben ihn stellten. Er blickte hinunter auf ihre gebogenen Schwänze und runden Rücken, lächelte wohlwollend und sagte: »Ich bin im Hügel gewesen, wisst ihr!« Herrn Popps Begleiter zogen sich zitternd von ihm zurück, doch der Anführer blieb stehen, einen nachdenklichen Ausdruck in seinen hellen Augen. Mit einer Geste rief er die anderen beiden zurück. Gemeinsam brachten sie Traumjäger zu einem hohlen, vom Blitz gespaltenen Stamm. Das Innere war geschützt und frei vonSchnee. Nachdem er mechanisch drei stolpernde Drehungen zu Ehren der Erstgeborenen gemacht hatte, fiel Fritti zu Boden. Eine Schar von Eichhörnchen brachte Kiefernnadeln und Rinde und bedeckte ihn damit von der Nase bis zur Schwanzspitze.
    »Wir reden-reden nächste Sonne, Fremd-Katze«, sagte Popp. »Jetzt machst du Schlaf, ja?«
    Doch Traumjäger war bereits über die Grenze in die Felder des Traums geglitten.
     
    In dieser Nacht wirbelte eine Finsternis an Frittis Schlafplatz vorbei, erfüllt von suchenden Gestalten, doch Traumjäger geschah kein Leid, er blieb unentdeckt und sicher. In den Tiefen des Traums stand Traumjäger am Rande einer riesigen Wasserfläche, vom Sturm aufgewühlt, doch stumm. Das ausgedehnte schimmernde Meer

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