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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zu finden, sondern um
etwas für sich zu gewinnen
. Er war geführt worden, das stimmte, aber er hatte sich dafür entschieden, zu folgen. Nun musste er den einen oder anderen Weg einschlagen. Er konnte auf dem Weg, den er gekommen war, heimkehren und es Zaungänger und den anderen überlassen, zu siegen oder zu verlieren … oder er konnte seine Reise zu Ende führen. Nicht dass er mit seinen kleinen Tatzen viel hätte ausrichten können, aber er konnte seine Reise vollenden. Seine Freunde saßen in der Falle, waren hilflos – er konnte sie vielleicht nicht retten, aber sie waren mit ihm gekommen und sie gehörten alle zusammen. Ganz flüchtig, einen winzigen Augenblick nur, glaubte er verstehen zu können, was es hieß, am Ende die eigene innere Stimme zu hören; seinen Schwanznamen zu finden. Das Fell auf seinem Rücken sträubte sich, und er hatte einen Anfall unbeherrschten Zitterns. Er zog seine Krallen aus der Baumrinde und kehrte in sein Nest zurück.
     
    Erst als er sich zum Schlafen zusammengerollt hatte, begriff er, dass er sich tatsächlich dazu entschlossen hatte, in den Hügel zurückzukehren.

25. KAPITEL
    Die Löwen gehn durch den Dornbusch und lösen sich auf.
    Obwohl der ganze Tag unversehrt ist,
    Wird der Gang der Sonne den Himmel
    Und das Gebein die Zeit bedeuten.
     
    Josephine Jacobsen
     
    I n der Morgendämmerung wanderte Traumjäger auf den
Va’an
-Rand des Rattblatt-Waldes zu. Er hatte darauf verzichtet, den
Rikschikschik
Lebewohl zu sagen. Obwohl Herr Popp Schnapps Schuld in allen Ehren eingelöst hatte, hielt Fritti es für besser, die Eichhörnchen nicht tiefer in die Sache zu verwickeln. Sie kämpften ohnehin um ihr eigenes Überleben. Die Veränderungen und die sonderbaren Zeiten machten sie alle zu Bundesgenossen, doch Traumjäger wusste, dass die
Rikschikschik
und das Volk Beute und Jäger waren und es immer sein würden. Er hoffte nur, dass das künstliche Bündnis so lange halten würde, bis die Botschaft dem Volk am Sitz der Königin sicher zugestellt worden wäre.
    Als er schweigend durch die baumreiche Schneelandschaft wanderte, dachte er an Erstheim und an die Zeit, die er dort verbracht hatte – ein halbherziger Versuch, sich daran zu hindern, an den Hügel zu denken. Vastnir würde früh genug vor ihm auftauchen; es gab keinen Grund, sich voreilig Gedanken zu machen.
    Zwischen den dünner gewordenen Baumreihen und den Adlerfarnen hörte Fritti von oben einen Laut – das Rauschen vonFlügeln. Er dachte einen Augenblick daran, in ein Versteck zu schlüpfen, doch bevor er mit einem Sprung die offene, weiße Fläche verlassen konnte, fielen zwei schwarze Gestalten von oben herab. Vorbereitet – wie er hoffte – auf jedes Unglück, das über ihn kommen konnte, kauerte er mit gesträubtem Nackenfell nieder. Mit einem raschen Geflatter ebenholzfarbener Fittiche ließen sich die beiden Wesen auf einem Ast über ihm nieder. Fritti atmete auf … ein wenig. Es war bloß ein Paar Raben –
Kraukas
–, ein großer und ein kleiner. Nicht gerade die Harmlosesten der
Fla-fa’az
, doch nicht stark genug, um mit dem Volk die Krallen zu kreuzen. Trotzdem beobachtete er sie argwöhnisch, während sie ihn abwechselnd mit ihren glitzernden Augen anstarrten.
    »Bist du Traumjäger?«, fragte der ältere Vogel mit einer unmusikalischen Stimme.
    »Natürlich, Vater, da ist ja der Stern auf seiner Stirn, siehst du ihn jetzt?«, krähte der kleinere Vogel. Traumjäger trat vor Überraschung einen Schritt zurück.
    »Ihr könnt sprechen?«, keuchte er. »Ihr kennt die Gemeinsame Sprache?«
    Mit einem rauhen Krächzen, das Erheiterung ausdrückte, schlug der größere
Krauka
mit den Flügeln und hob sich ein wenig von dem Ast. Dann hockte er sich wieder hin und putzte in selbstzufriedener Weise sein Brustgefieder, weiterhin ein Auge auf Fritti gerichtet.
    »Es gibt viele, die keinen Pelz tragen und dennoch fast besser zu sprechen wissen als Katzen!« Der größere Vogel kicherte wieder. »Jene, die lange leben wie wir, ja, sie lernen es. Jawohl, sogar mein Ältester hier …«, er wies auf den kleineren Raben, »… obgleich er nicht mehr Verstand hat als ein Mistkäfer.«
    »Ich schätze«, sagte Fritti nach einem Augenblick der Besinnung, »ich sollte mich inzwischen an Überraschungen gewöhnt haben. Woher kennt ihr meinen Namen?«
    »Wer mit Eichhörnchen schwatzt, sollte sich nicht wundern, dass die Bäume alle seine Geheimnisse kennen. Es gibt nur wenig Geflüster in diesem Wald, das nicht

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