Traumjaeger und Goldpfote
Katzen-Freund. Viele
Rikschikschik
werden bald aufbrechen. Plink wird ihr Kleiner Herr sein!« Er zwinkerte Plink kurz zu, der ein wenig getröstet und sicherer aussah.
Fritti teilte den Eichhörnchen die Botschaft mit, die überbracht werden sollte, und wiederholte sie mehrmals, bis Plink und die anderen jungen Burschen sie auswendig konnten. »Unddenkt daran«, sagte er ernst, »falls Prinz Zaungänger nicht da ist, muss die Botschaft Königin Sonnenfell persönlich überbracht werden!« Die Eichhörnchen brachen in kleine ehrfürchtige Schreie aus, und Herr Popp erklärte die geheime Sitzung für beendet.
Frittis Jagd war nicht gerade übermäßig erfolgreich. Er fing genügend Käfer und Würmer, um seinen größten Hunger zu stillen, und ließ sich, bevor er sich niederlegte, sogar von dem nunmehr kameradschaftlichen Meister Plink dazu überreden, eine Kastanie zu probieren. Trotz der Hilfe des
Rikschikschik
beim Herauslösen des Fleisches aus der Schale konnte er diese Erfahrung nicht sehr befriedigend finden. Wenn er Plink auch überschwänglich dankte, kam er doch insgeheim zu dem Schluss, dass er kein sehr gutes Eichhörnchen abgeben würde.
Der Winter ließ seine Wut am Rattblatt-Wald aus. Jagende Schneemassen und rasende Stürme trieben Herrn Popps kleines Völkchen in die Nester zurück. Die Boten waren mit gehörigen Zeremonien verabschiedet worden, und nach ihrer Abreise versank Traumjäger in Teilnahmslosigkeit. Nachdem er seine einzige dringliche Pflicht erfüllt hatte, Erstheim in Alarm zu versetzen, erlag er am Ende den Nachwirkungen seiner qualvollen Zeit unter der Erde. Mit den
Rikschikschik
kam er jetzt seltener zusammen. Fritti verbrachte immer mehr Zeit damit, in seinem Nest im Baumstumpf zu hocken, sich versteckt zu halten und zu erholen. Da es kaum etwas zu jagen gab, sparte er seine Kräfte, verbrachte lange Zeitspannen schlummernd, und die wachen Stunden waren kurz und von denen des Schlafs kaum zu unterscheiden. In seinem hohlen Baum zusammengerollt, den Schwanz schützend über die Nase gebogen, ließ er im Geist noch einmal die Dinge vorüberziehen, die er getan und gesehen hatte. So als seien sie gegenwärtig, rief er seine Freunde vom Mauertreffherbei: Spindelbein, Pfotenflink, den einzelgängerischen Langstrecker und den freundlichen Borstenmaul. Wie sie sich wundern würden!
Manchmal dachte er an Goldpfote, an die Anmut ihres Ganges, an die weichen Linien ihres Halses und Kopfes. Er stellte sich vor, er hätte sie gefunden und nach Hause gebracht und sie lauschte ehrfürchtig und respektvoll den Beschreibungen seiner Abenteuer.
»Alles meinetwegen?«, sagte sie. »Alles nur, um mich zu finden?« Dann pfiff der Wind in seine Höhle hinein, blies sein Fell auf, und er war wieder im Rattblatt-Wald. Er dachte an jene, die er zurückgelassen und ihrem schrecklichen Schicksal im Hügel überlassen hatte.
Vermutlich wurde ich deshalb Traumjäger genannt, dachte er verdrießlich. Ich habe nichts anderes getan, als hinter einem Luftbild herzulaufen – wie ein Kätzchen, das seinen Schwanz jagt und sich im Kreis dreht, bis es erschöpft ist.
Eines Tages, es war fast ein Auge vergangen, seit die
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ihn gefunden hatten, ging Fritti nach einem langen Nachmittag erfolglosen Jagens zu seinem Nest zurück. Nicht alles Leben war aus dem Rattblatt-Wald vertrieben worden, doch die meisten Lebewesen, die noch dort waren, hielten sich während des langen, kalten Winters verborgen. Traumjäger fühlte sich leer und überflüssig. Er blieb stehen, um seine Krallen an der Rinde einer Kiefer zu wetzen, machte seiner Enttäuschung ein wenig Luft und schüttelte einen Schauer pudrigen Schnees von den Ästen. Mit einem Schlag gingen ihm die Augen auf: Seine Zeit im Rattblatt war vorüber. Der ungeheure, öde Wald, schneebeladen und stumm, war eine Station auf dem Weg – ein neutrales Gebiet. Wie der Halbschlaf zwischen Träumen und Wachen war er kein Gefilde, um dort zu bleiben, sondern um dort neue Kraft zu sammeln, in die eine Richtung weiterzugehen oder in die andere.
In diesem Augenblick, als er mit gekrümmtem Rücken und froststarrem Schnurrbart dastand, fielen ihm die Worte eines der Älteren ein, die dieser bei seiner Namengebung gesprochen hatte: »Es verlangt ihn nach seinem Schwanznamen, ehe er überhaupt seinen Gesichtsnamen bekommen hat.« Damals hatten alle gelacht, doch nun wurde ihm klar, dass etwas Wahres darin lag. Er war aufgebrochen, nicht bloß um Goldpfote
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