Traumjaeger und Goldpfote
Gräsern verschwand.
Nachwort: Wie viel ist das in Katzenjahren?
(Der Autor macht sich Gedanken)
I ch kann mich noch recht gut daran erinnern,
wo
ich war, als ich
Traumjäger und Goldpfote
schrieb; daran,
wer
ich war, dagegen kaum.
Mein Gedächtnis sagt mir, dass ich, jedenfalls als ich das Buch irgendwann 1981 angefangen habe noch in einem Apartment in Menlo Park, Kalifornien, gewohnt haben muss. Das Gebäude hatte vier Wohneinheiten, und einer meiner drei Nachbarn war der Schriftsteller Ron Hansen, der damals in Stanford unterrichtete. Ich erwähne das nur deshalb, weil Ron ein paar wirklich gute Bücher geschrieben hat und mich die Tatsache amüsiert, dass zwei Autoren, die es irgendwann einmal auf die Bestsellerliste der
New York Times
schaffen sollten, im selben Haus gelebt haben. Außerdem würde ich gern die beiden anderen Nachbarn ausfindig machen und fragen, wo zum Teufel ihre Manuskripte bleiben und warum sie sich soviel Zeit damit lassen.
Das Apartment hat noch aus einem anderen Grund große Bedeutung für mich – es war die erste Wohnung, die ich mir mit Katzen teilte. An sich war ich immer ein »Hundemensch« gewesen, was wörtlich genommen heißen sollte, dass man sich in der Öffentlichkeit kratzt und den Mond anheult, in Wahrheit jedoch bedeutet es, dass man Hunde mag. Aber meine heutige Ex-Frau besaß Katzen, was zur Folge hatte, dass sie auch mit dabei waren, als wir zusammenzogen.
Es dauerte lange, bis ich die Beziehung Katze-Mensch verstanden habe. Die Beziehung Hund-Mensch war für mich immer leicht zu begreifen:
Mensch füttert Hund.
Hund vergöttert Mensch.
Tägliche Wiederholung.
Bei Katzen ist das nicht ganz so eindeutig. Soweit ich es ermessen kann, verhält es sich etwa folgendermaßen:
Mensch füttert Katze.
Katze sieht Mensch an, als hätte sie Mensch vorher noch nie gesehen.
Tägliche Wiederholung.
Es ist daher verständlich, dass ich mir Gedanken über Katzen und ihre Denkweise machte, und nach einer Weile auch über ihre Art, die Welt zu sehen. Dies wurde zu einer Art von privatem Spiel für mich; ich erfand Katzenmythologien, Katzenfolklore und witzige, kleine Katzenwitze. Und die ersten zwei Jahre, die ich als von Katzen domestizierter Mensch lebte, blieb das im Großen und Ganzen auch so – harmlose Gedankenspiele zu meinem Zeitvertreib.
Wie ich eingangs schon sagte, ich erinnere mich recht gut daran, wo ich war, aber nicht, wer ich war. Ich steckte nach wie vor in einer Lebensphase mit grauenhaften Jobs, das weiß ich noch – ich weiß es, weil diese Phase von meinem letzten Jahr an der Highschool bis 1990 dauerte, als ich freiberuflicher Schriftsteller wurde, also den größten Teil meines erwachsenen Lebens. Sie umfasste viele Beschäftigungen, denen Leute nachgehen, die man dann irgendeines Tages in den Nachrichten sieht, weil sie das Haus ihres Nachbarn in die Luft gesprengt haben. »Wir fanden es zwar etwas seltsam, dass er Schuhe verkaufte, aber davon abgesehen machte er einen ganz normalen Eindruck ...«
Als ich das Experiment
Traumjäger und Goldpfote
begann, arbeiteteich, wenn ich mich recht entsinne, in einem der schlechtbesuchtesten Restaurants der Welt. Ein kleines Lokal namens La Cigale abseits von El Camino Real südlich von San Francisco. (Der Name bedeutet »Die Grille«, ich habe keine Ahnung, weshalb es so hieß.) Es war ein französisches Restaurant, das Thailändern gehörte – ausgesprochen nette Menschen, gute Köche, aber vermutlich nicht gerade die besten Geschäftsleute. Ich entsinne mich noch gut, dass wir an manchen Abenden gar keine Kundschaft hatten. Der Koch, ein großer Mann namens Johnny, mit Schnurrbart, hat nie geschnallt, dass ich Tad hieß, nicht Ted, und darum folgte er mir in unserer großzügig bemessenen Freizeit auf Schritt und Tritt durch das Lokal und gab eine großartige Elvis-Imitation von »Baby let me be your little Teddy Bear« zum Besten. Durch seinen ausgeprägten thailändischen Akzent wurde »Teddy« zu »Terry«, was die ganze Sache noch bizarrer machte.
Um diese Zeit arbeitete ich nebenher auch noch nachts für einen Telefonservice und nahm Anrufe von völlig verstörten Patienten der Psychiatrie entgegen. Wenn Seelenklempner ihre Patienten satt hatten und sich weigerten, ihre Anrufe anzunehmen, übernahm ich selbst ganz unerschrocken die Rolle des Therapeuten. Die meisten wollten einfach nur mit jemandem reden, mit irgendwem, selbst einem verarmten Schriftsteller. (Falls der Ärzteverband dies
Weitere Kostenlose Bücher