Traumjaeger und Goldpfote
Verlagen zusammen, die Fantasy veröffentlichten, und schickte es an die Adresse des Verlags, der zuoberst stand. Die schickten es so schnell zurück, dass ich dachte, ich winke gerade noch dem Postboten nach, dem ich es mitgegeben hatte.
Ihre Begründung war, dass sie keine Bücher über »sprechende Tiere« veröffentlichten, allerdings würden sie eine Ausnahme für einen potenziellen Bestseller machen, wozu mein Buch, wie sie diskret durchblicken ließen, wohl eindeutig nicht gehörte.
Ansonsten waren sie wirklich sehr nett, daher habe ich mich nie hämisch über sie geäußert oder sie wegen ihres taktischen Fehlers verspottet – bis auf das eine Mal, als ich an ihren Büros vorbeigefahren bin und eine Kopie der Bestsellerliste von
Publisher’s Weekley
durch ihr Fenster geworfen habe – die ich, dies nur nebenbei, um einen großen Backstein gewickelt hatte.
Eigentlich erwies es sich sogar als Glücksfall für mich, denn so landete ich bei DAW Books, die das Buch auch heute noch, Jahre später, immer wieder neu drucken (und vermutlich auch verkaufen, falls sie sich nicht eine immens teure Scharade leisten, um mein Selbstbewusstsein zu stärken).
Den Tag, an dem man einen Wir-wollen-ihr-Buch-kaufen-Brief bekommt (bei mir war das im Januar 1985), vergisst man nie, so wie den Hochzeitstag oder die Geburt von Kindern. Der Brief selbst, den Firmengründer und Science-Fiction-Legende Donald Wollheim unterschrieben hatte, hängt eingerahmt an der Wand meines Arbeitszimmers, während ich dieses Vorwort schreibe. Ich machte mich gerade auf, mit meiner Hündin Gala Gassi zu gehen, damals ein verspielter Jungspund von rund zweieinhalb Jahren. Als ich dann nach Lektüre des Schreibens in den Hügeln über Stanford spazieren ging, war mir, als hätte man mir eine sagenhafte milde Droge verabreicht, einen kräftigen Schuss reinen Sauerstoffs. Endlich nahm mein Leben die Richtung, die ich wollte. Dem französischen Restaurant hatte ich längst den Rücken gekehrt – na ja, eigentlich hatte es pleite gemacht -, aber an meinen Jobs hatte sich ansonsten wenig geändert. So hob die Möglichkeit, dass ich meinen Lebensunterhalt endlich mit etwas verdienen könnte, das mir Spaß machte, meine Stimmung gewaltig.
(Glücklicherweise hatte ich keine Ahnung, wie merkwürdig esist, sein Leben als Romancier zu fristen, andernfalls wäre ich vielleicht nicht ganz so fröhlich und vergnügt gewesen. Aber womöglich half mir meine Unwissenheit dabei, Schriftsteller zu werden – wie bei der Hummel, die auch vorher nicht weiß, dass sie fliegen kann.) Ich erinnere mich besser an Ereignisse oder Zeiten, als an Gefühle. Ich weiß noch, dass keine der beiden Katzen, die mich bei meinen ersten, jungfräulichen Erfahrungen im »Wohnen mit Katzen« so faszinierten, noch da waren, als der Roman erschien. Eine sexuell ambivalente Katze namens Mishka, die sich erst spät als Kater entpuppte, war aus dem Apartment ausgerissen, noch bevor ich das Buch vollendete. Fever, unser heißgeliebter ingwerfarbener Kater (dem dieses Buch mit gewidmet ist), war zwei Jahre zuvor als einer der letzten seiner Generation von Katzen gestorben, die ein Lymphom bekamen, bevor ein Impfstoff dagegen entwickelt wurde. An seinem letzten Nachmittag, als wir bereits entschieden hatten, dass wir ihn am nächsten Tag zum Tierarzt bringen wollten, um ihn einschläfern zu lassen, kratzte er kläglich an der Tür, weil er hinaus wollte obwohl er das Haus seit Tagen nicht mehr verlassen hatte. Er schleppte sich in den Vorgarten und roch an einem Löwenzahn, dann tappte er unsicher, aber würdevoll ins Haus zurück. Er starb in der Nacht, zu Hause und so wie er es wollte.
Die Zeit vergeht und Menschen sind ebenso sterblich wie Katzen, wenn ihre Lebensspanne auch länger ist. Ich habe das Buch auch meinen beiden Großmüttern gewidmet. Die Mutter meiner Mutter, Elizabeth Anderson, hielt nur bis kurz nach der Veröffentlichung durch. Sie war Anfang neunzig und hatte mehrere Schlaganfälle hinter sich; ich glaube, gegen Ende hat sie sich nicht mehr besonders an das Leben geklammert. Ich vermisse sie sehr. Ich wünschte mir mehr als alles andere, ich könnte ihr zeigen, wie viel Glück ich mit meiner Schriftstellerei hatte und wie weit sie mich gebracht hat. Sie war immer ausgesprochen stolz auf mich und erwartete immer Großes von mir. Ich weiß nicht,ob ich etwas Großes vollbracht habe, bin aber sicher, dass meine Großmutter es denken würde (vermutlich auch dann, wenn ich
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