Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
haben. Ich fürchte, ich habe auf die ganze Sache nicht mehr als ein flüchtiges Schnüffeln und Lecken verschwendet, als ich aufzubrechen beschloss. Ja, ich glaube, ich muss versuchen, den Hof zu erreichen.«
    Ein sonderbarer Ausdruck flackerte kurz in Zitterkralles Augenschlitzen auf.
    »Den Hof, he?«, knurrte er. »Gut, jeder Jäger muss seine eigenen Pfoten in Gang bringen. Unglücklicherweise trennen sich unsere Wege, wenn wir in ein oder zwei Tagen den Waldrand erreicht haben. Miesmagers Gebiet liegt
Vez’an
-wärts – im Osten – und euer Weg wird euch nach
Va’an
führen. Jedenfalls geben wireuch eine gute Beschreibung mit … und gute Wünsche.« Zitterkralle stand auf. »Schlaf jetzt ein bisschen. Nach der Stunde der Kleineren Schatten will ich aufbrechen.« Der schwarze Jäger schritt geschmeidig davon.
     
    Aus dem Regen war ein ständiges Nieseln geworden, das den Fellen den Glanz nahm und die Pfoten der Wanderer beschmutzte. Sie marschierten den ganzen Nachmittag und Abend an den lichten Rändern des alten Waldes entlang. Raschkralle – der nicht nur der Kleinste, sondern auch der Anspruchsloseste war – fiel in zahlreiche Pfützen, und das nicht immer zufällig.
    Sie erreichten die letzte Baumreihe an der Schwelle zu den Hügelländern, als die Sonne hinter den westlichen Horizont tauchte. Zitterkralle beschloss, haltzumachen und eine letzte Nacht im Schutz der Bäume zu verbringen.
    Winkschwanz und Balger spürten einen einigermaßen trockenen Fleck auf einer Anhöhe unter einer Kieferngruppe auf, und nach einer wenig beeindruckenden Jagd begab sich die Gesellschaft zu ihrem Schlafplatz. Lange Zeit lagen sie still da, sahen zu, wie die anschwellenden Regenbächlein an ihnen vorbeizüngelten und jedes Rinnsal sich einen Weg nach unten suchte. Raschkralle und Balger balgten sich spielend eine Weile hinter Zitterkralles Rücken – bis ein danebengegangener Hieb den Lehnsmann seitlich am Kopf traf. Mit angelegten Ohren fauchend, zwang er das unruhige Paar in eine ungemütliche Stille. Dann, als ihm klar wurde, dass es aussichtslos war, wandte sich der Anführer der Erst-Geher an Hängebauch.
    »Alter Freund«, sagte Zitterkralle, »es sieht so aus, als würde es eine lange Nacht. Wie wär’s mit ein wenig Unterhaltung – und sei es nur, um meinen schmerzenden Kopf vor weiteren versehentlichen Schlägen zu schützen?«
    »Eine großartige Idee!«, rief Balger. »Erzähl die Geschichte von Winkschwanz und dem Igel!«
    Winkschwanz sah Balger mit einer missvergnügten Grimasse an. »Gewiss«, sagte er säuerlich. »Anschließend wollen wir dann die Geschichte von Balgers erster Rattenjagd hören.«
    Balger blickte erschreckt herüber. »Vielleicht sollten wir uns die Igel-Geschichte für einen späteren Zeitpunkt aufsparen«, sagte er einlenkend.
    Zitterkralle lächelte. »Warum nicht ein Lied oder ein Gedicht?«, fragte er. »Wohlgemerkt, es muss für unsere jungen Freunde geeignet sein.«
    Hängebauch schniefte und wälzte sich auf seinen Bauch, der sich eindrucksvoll unter ihm ausbreitete. »Ich habe genau das Richtige«, gluckste er, »vorausgesetzt, dass
gewisse
Freunde sich solange manierlich benehmen und aufmerksam zuhören können.« Das brachte Raschkralle – der sich an Balger herangeschlichen hatte – rasch dazu, sich schüchtern zurückzuziehen und sich neben Fritti zu legen. Hängebauch setzte sich auf, dass er mit seinem gestreiften Kopf fast an einen niedrig hängenden Zweig stieß, und räusperte sich respektheischend. »Dies«, sagte er, »ist ein kleines Lied, und es heißt ›Kraller und die Geistermaus‹.« Er summte einen Augenblick, und dann fing er an.
    Kraller war ein Kater, der mochte Ratten,
    Besonders wenn viel Fett sie hatten.
    Ja, krackel-di-krack, er mochte Ratten.
     
    Kraller zog aus, um Ratten zu jagen.
    Im heißen Sommer und an Wintertagen.
    Ja, krackel-di-krack, da ging er jagen.
     
    Einmal am Bach, da fiel sein Blick
    Auf einen jungen Quieker, der war dick.
    Ja, krackel-di-krack, der war fett und dick.
     
    Und er sprang auf ihn los mit mächtigem Satz,
    Um sich zu schnappen den molligen Fratz.
    Ja, krackel-di-krack, mit mächtigem Satz.
     
    Doch in den Krallen war nichts zu entdecken,
    Und sein Maul bekam nur Luft zu schmecken.
    Ja, krackel-di-krack, keine Ratte zu schmecken.
     
    Dann hört er ein Quieken, und eine Ratte sagte,
    Die er nicht sah, so sehr er sich plagte.
    Ja, krackel-di-krack, eine Ratte sagte:
     
    ›Liebe Katze, die Geisterratte werd’

Weitere Kostenlose Bücher