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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihm einen schnellen Blick zu und begann. »Die Erst-Geher sind die letzten reinen Nachkommen jener Katzen, die in den Tagen der Erstgeborenen mit unserem Herrn Feuertatze zusammen waren. Mein direkter Vorfahr, Tatzensäbel, diente ihm zur Zeit von Prinz Blaurücken. Wir haben einen Tatzen- und Herz-Eid geschworen, dieses Erbe zu schützen. Die Tage der heldenhaften Kämpfe, Eidschwüre und Treue werden nie ganz sterben, solangedie Erst-Geher am Leben sind.« Zitterkralle blickte Traumjäger und Raschkralle feierlich an. »Wenn man den Gesetzen und Geboten nicht gehorcht, wird das Leben Kratzen und Scharren, ohne Würde. Wir Erst-Geher befolgen die Gesetze der Ersten und geben ihnen Leben. Es ist nicht immer leicht … viele, in deren Adern das echte Blut fließt, können mit unserer Zucht nicht leben.«
    Der schwarze Kopf drehte sich, und Zitterkralles Blick wanderte langsam über die Versammlung, dann glitt er zum Wald hinüber. »Unsere Zahl ist kleiner geworden«, sagte er.
    »Und diese Zahl wird noch weiter schrumpfen«, sagte eine zarte, hohe Stimme. Zitterkralle und die anderen drehten sich um und blickten auf Schimmerauge.
    »Das hast du schon gesagt«, sagte der Lehnsmann unwillig und gereizt.
    »Und das ist vielleicht gar nicht so schlecht«, knurrte Hängebauch mit einer Spur von Zorn in der Stimme. »Es gibt jetzt ein paar ›Geher‹, auf die ich zum Beispiel gut verzichten könnte!«
    Frittis Neugier war noch nicht gestillt. »Wandert ihr immer in so großen Meuten? Das ist wirklich sonderbar!«
    Balger und Hängebauch mussten darüber lachen. Zitterkralle beeilte sich mit seiner Erklärung.
    »Nein, natürlich nicht. Für die Gefolgsleute von Tangalur Feuertatze wäre es ungewohnt – da sie meistens allein wandern –, wie ein großer Haufen von Heulern umherzustreifen. Nein, unsere Zahl ist zu klein, als dass wir alle zusammen unterwegs sein könnten. Alles in allem gibt es neben mir nur noch eine Tatze voll anderer Lehnsmänner. Jeder von uns hat sein Herrschaftsgebiet, und obgleich wir in der Nacht des Auges mit einem oder zweien unserer engsten Nachbarn zusammentreffen, geht jeder gewöhnlich seiner eigenen Wege.«
    »Aber fünf von euch sind hier!«, warf Raschkralle ein.
    »Das schon, aber das ist eine Ausnahme. Wir sind in das Gebietmeines Lehnsbruders Miesmager gerufen worden. Alle Erst-Geher, die seinen Ruf gehört haben, werden sich dort versammeln. Seit den Tagen meines Vaters sind nicht mehr so viele von uns zusammen gewesen.«
    »Wir werden tanzen und singen und uns die Ohren volllügen«, kicherte Balger. »Zitterkralle wird mit Miesmager ringen, und Hängebauch wird zu viel Katzenminze schnuppern und uns allen auf die Nerven fallen!« Er wich einem Hieb des alten Katers aus.
    »Ja«, stimmte Zitterkralle milde zu, »aber unglückselige Umstände machen dieses Treffen notwendig, und es wird dort mehr ernstes Nachdenken geben als Heiterkeit.«
    »Ach, das ist wahr«, knurrte Hängebauch, »darüber, welcher schmutzige Hund es war, der den armen Buschpirscher umgebracht hat.«
    Zitterkralle gab ihm einen Stoß. »Du bist ein furchteinflößender Jäger, alter Freund, aber dein Maul ist manchmal schneller als deine Augen. Das Schicksal von Buschpirscher ist kein hübsches Lied für junge Naseweise, wie diese hier es sind.« Er deutete auf Fritti und Raschkralle. »Wir wollen dieses Gespräch nun beenden.«
    Fritti war klar, dass Zitterkralle die Unterhaltung nicht nur deshalb abgebrochen hatte, um ihre Gefühle zu schonen. Der verschlagene alte Lehnsmann war ebenso wenig willens, beim ersten Treffen alle Vorsicht und Verschwiegenheit fahrenzulassen, wie Traumjäger. Abermals musste er die Selbstbeherrschung Zitterkralles bewundern.
    »Nun, ich glaube, es ist höchste Zeit, dem Vorbild von Winkschwanz zu folgen und ein wenig fürs Frühstück zu tun.« Er stand auf. Auch Raschkralle sprang auf die Pfoten.
    »Wirst du uns später mehr erzählen?«, fragte der Kleine. »Über euer Treffen – und über Schimmerauge?«
    »Alles zu seiner Zeit, junger Raschkralle«, sagte Zitterkralleliebevoll. Diese Worte, die Traumjäger schon einmal von Borstenmaul gehört hatte, spukten noch in seinem Kopf herum, als die Katzen sich einzeln auf die Jagd begaben.
    Nach dem Frühstück zerstreute sich die Gruppe an den Rändern der Lichtung, um sich zu putzen und ein Nickerchen zu machen. Ein leichter Regen hatte zu fallen begonnen, und Traumjäger beobachtete die Tropfen, die als kleine Staubwölkchen von der

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