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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nach
Vez’an
wenden und in das Gebiet Miesmagers wandern wollte.
    Als Traumjäger und seine Gefährten darum gebeten hatten, mitkommen zu dürfen, war Zaungänger überrascht und Knarrer ein wenig argwöhnisch gewesen, doch keiner von beiden hatte Einwände erhoben.
    »Warum, in Blaurückens Namen, willst du zu dieser Jahreszeit in den
U’ea
-Gegenden herumstolpern – und dazu noch mit einer
Fela
und einem Jüngelchen? Ich weiß es nicht! Aber es ist dein Pelz, Jüngling«, hatte der Prinz geknurrt.
     
    Zaungängers Truppe bestand zum größten Teil aus jungen Jägern und arg mitgenommenen alten Katern, die bei den
Felas
kein Glück hatten. Einer oder zwei, wie der junge Schnappmaul – und, natürlich, Lichtjäger und Mondjäger –, sahen so aus, als würden sie sich in schwierigen Situationen als verlässlich erweisen, doch was die Übrigen betraf, hatte Traumjäger Zweifel, ob sie gegen Raschkralles »Ungeheuer mit roten Krallen« von großem Nutzen sein würden. Die struppige Schar zeigte keinen Hauch jener Disziplin, die bei den Erst-Gehern so auffällig gewesen war – während der Trupp durch den Wald zog, zerstreuten sie sich in alle Winde und zeigten keine Neigung, sich unkätzisch zu benehmen und bei ihren Gefährten zu bleiben. Das hatte zur Folge, dass, wenn der Trupp haltmachte, um zu schlafen oder die Richtung zu besprechen, die Streuner eine Ewigkeit brauchten, bis sie sich nach und nach wieder eingefunden hatten. Mehr als einmal musste man die Fehlenden suchen. In den kältesten Spannen des Letzten Tanzes kuschelte sich die ganze Gesellschaft eng zusammen, um sich zu wärmen. Ihre Körper lagen kunterbunt durcheinander wie ein Haufen von Blättern. Eine plötzliche Bewegung deutete in der Regel darauf hin, dass jemand mit der Tatze in das Auge oder die Nase eines anderen geraten war, was eine schier endlose Balgerei zur Folge hatte. Von den drei Gefährten schien lediglich Raschkralle an der Reise Vergnügen zu finden. Traumjäger und Dachschatten waren häufig still und tief in Gedanken verloren – besonders die
Fela
, die sich von Zaungängers widerspenstiger Truppe fernhielt.
    So suchte sich die merkwürdige Schar ihren Weg durch die Baumhallen des äußeren Wurzelwaldes über die dünne Decke von frischem Schnee …
     
    Als das Auge zum fünften Mal aufstieg, seit sie den Hof von Harar verlassen hatten, bemerkten die Reisenden, dass der Wurzelwald lichter zu werden begann. Bald würden sich Knarrer,Traumjäger und seine Gefährten von Zaungängers Karawane trennen, um ihre eigenen Wege zu gehen.
    Zu Ehren der letzten Nacht, die sie zusammen verbrachten, machten sie an diesem Abend frühzeitig halt. Sie fanden ein schützendes Gehölz – es hielt den Wind ab und wies auf dem Boden nicht die kleinste Spur von Schnee auf. Sie teilten sich auf, um zu jagen; einer nach dem anderen kehrte nach mehr oder minder erfolgreicher Jagd zurück.
    Dachschatten und Traumjäger jagten nicht, sondern wanderten stattdessen stumm durch den Wald. Ohne ein Wort schritten sie nebeneinander her, der scharfe Frost biss in ihre Nasen, und das einzige Geräusch war das gedämpfte Knarren ihrer Pfoten auf dem Schnee.
    Während er die graue
Fela
betrachtete, die anmutig neben ihm ging, verspürte Fritti mehr als einmal den Drang zu sprechen, der ruhigen, stummen Dachschatten eine Äußerung zu entlocken … doch er brachte es nicht über sich, das Schweigen zu brechen …
    Nachdem sie stehen geblieben waren und die leuchtenden Punkte beobachtet hatten, die den Nachthimmel sprenkelten, gingen sie wortlos zum Gehölz zurück.
    Auch Raschkralle, dessen Gesicht von Frost und Aufregung puterrot war, kehrte gerade zurück. Er war mit dem Prinzen auf der Jagd gewesen, und da er sein Geplapper offenbar auf ein Mindestmaß beschränkt hatte, waren sie erfolgreich gewesen.
    »Welch eine Kälte!«, krähte er. »Zaungänger ist ein schrecklich guter Jäger. Ihr hättet uns sehen sollen! Da kommt er!« Der Prinz kam herbei, durchschritt eine schnatternde Schar anderer Rückkehrer – einige leckten sich das Maul –, blieb vor den dreien stehen und ließ ein fettes
Rikschikschik
vor ihnen zu Boden fallen.
    »Ich hoffe, ihr erweist mir die Ehre, diese Beute mit mir zu teilen«, sagte er mehr als stolz. Frittis Magen zog sich zusammen, als er seine Kameraden zugreifen sah, doch er dachte an den Eid, den er Herrn Schnapp geschworen hatte. Es bringt einen um dieschönsten Dinge, dachte er wehmütig, wenn man seine Versprechen

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