Traumjaeger und Goldpfote
wedelnd.
Feinstes Fell
Unterm Hauch der Brise.
Klare Augen,
Leichtpfotig …
Wie ein Geist
Kam sie Feuertatze vor.
Die Schöne hatte ein Fell von der Farbe des Korns, das auf den riesigen Feldern jenseits der Breitwasser wogte; so weich und flaumig wie die Wolken-Katzen über Sonnen-Nest.
›Wie ist dein Name, Allerschönste?‹, fragte Fürst Feuertatze.
›Mein Name ist Windblume‹, erwiderte die Fremde mit einer wasserweichen Stimme. ›Und wer bist du?‹
›Kennst du mich nicht?‹, fragte der Erstgeborene. ›Ich bin Tangalur Feuertatze, Kind von Goldauge und Himmeltanz, Jäger und Wanderer aus dem Ersten Geschlecht.‹
›Das hört sich hübsch an‹, sagte Windblume und hob eine wundervoll gerundete Pfote. ›Möchtest du eine Zeitlang mit mir wandern?‹
Fürst Feuertatze wurde von Bewunderung für die wunderschöne Windblume überwältigt, und sie wanderten zusammen.
Lange wanderten sie,
Sprangen und lachten,
Feuertatze und
Die sanfte Windblume.
Aufs höchste entzückt
War der Erstgeborene,
Bis er die schreckliche Geschichte erfuhr.
›Windblume, hast du zu Hause viele Brüder?‹, fragte Feuertatze, nachdem eine Zeit verstrichen war.
›Nein, ich lebe in einer Siedlung von
M’an
. Kein anderes Volk teilt mit mir das Nest.‹
›Das ist freilich seltsam, denn ich rieche einen fremden Kater – wenn auch nur schwach. Ist es möglich, dass wir verfolgt werden?‹ Feuertatze blickte sich forschend um, während er auf seinen feuerroten Tatzen dahinschritt.
›Das glaube ich nicht‹, sagte Windblume mit lieblicher Stimme. ›Du bist der einzige Kater – mich ausgenommen –, den ich während des ganzen Tages gesehen habe.‹
Fürst Feuertatze fuhr verblüfft herum. ›Bist du keine
Fela
?‹, heulte er. ›Doch wie ist das möglich? Du bist in jeder Hinsicht völlig anders als ein Kater!‹ Der Erstgeborene war schrecklich aufgebracht.
›Ach‹, sagte Windblume verlegen. ›Ich denke, das rührt daher, was das
M’an
-Volk mir angetan hat.‹
Da schreckte Feuertatze auf,
Betrachtete sie genau
Und erkannte die Wahrheit
Von Windblumes Worten:
Man hatte ihm genommen,
Was zum Kater ihn machte,
Halb war er Katze
Und halb war er Kater.
›
M’an!
‹, kreischte Fürst Feuertatze. ›Verräterische Brut Neunvögels! Sie haben das Volk geschändet! Eines Tages werde ich mich an ihnen allen rächen!‹ Mit diesen Worten rannte er in den Wald und ließ Windblume, die Halb-
Fela
, für immer zurück.
So sprach Feuertatze,
Verfluchte die Großen,
Und außerhalb der Sonne
Sind sie für immer.
Heute machen die Knechte
Sich zu Herren,
Doch das Wahre Volk
Wird nie sich beugen.
Und so kommt es, dass die Erst-Geher, getreu dem Wort unseres Herrn Feuertatze, niemals im Schatten der
M’an
wandeln werden.«
Knarrer hatte seine Geschichte beendet und legte sich wieder zwischen Reibepelz und Zaungänger nieder. Eine Weile herrschte eine gespannte Stille, bevor der Prinz das Wort ergriff.
»Nun, was mich betrifft, so habe ich mit diesem langgestreckten, haarlosen Volk nie etwas im Sinn gehabt. Ist ja bloß eine Geschichte, eine Geschichte und nicht mehr.«
Alle waren erleichtert, und viele aus der Schar beglückwünschten Knarrer zu seiner Erzählung. Andere Rätsel und Lieder folgten, und schließlich war sogar der quicklebendige Raschkralle müde genug, um in Schlaf zu fallen. Auch Fritti, den Kopf voll von Goldpfote, Feuertatze und roten Krallen, überschritt schließlich die Grenzen zu den Traumfeldern. Das pelzige Knäuel von Katzen verschlief und verschnarchte die schwindende Stunde des Letzten Tanzes.
Zur Stunde der Kleineren Schatten stiegen die Reisenden zum Wurzelwald-Zaun hinunter, den letzten Beständen von Nadelbäumen und Espen, die den alten Wald von den Steilhängen trennten, die die Hararschramme-Schlucht überschauten. Hier wollte sich die Truppe des Prinzen für ihre Grenzwache einrichten, während die anderen ihre eigenen Wege gehen würden. Sie blieben am Zaun stehen und überschauten die fast baumlosen Flachlande – verhüllt von feinstem Schneegestöber –, die sich vor ihnen bis zum Rand der gewaltigen Schlucht erstreckten.
Prinz Zaungänger wandte sich zu den Erst-Gehern Knarrer und Reibepelz und neigte zum Abschied den Kopf. »Guten Tanz, Lehnsmann«, sagte er. »Sorge dafür, dass ich der Erste bin, den du triffst, wenn euer Treffen vorüber ist – bevor du deine Neuigkeiten an jene verschwendest, die bei Hof auf ihren breiten
Weitere Kostenlose Bücher