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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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finden?«
    »Aber Nuell war nicht allein.«
    Der Mann schien seine Angst allmählich zu überwinden. Er zitterte zwar noch immer am ganzen Körper, verfolgte jedoch das Gespräch mit wachsender Aufmerksamkeit. Vor allem Fronja galt sein sichtliches Interesse.
    »Gherym«, nickte er. »Sie haben ihn geholt. Auch ich sollte mit ihnen gehen… aber sie waren so, so anders.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Sie…« Nuell dehnte das Wort und schüttelte sich. »Ich habe Hunger«, sagte er dann, »und Durst.« Er starrte Fronja nun unverhohlen an. »Du bist schöner als manches Weib, das ich gesehen habe. In unserem Land gab es kaum Frauen, und wenn einmal Kriegerinnen kamen, jagten sie uns.«
    »Du kommst aus dem Land der Wilden Männer?« platzte Glair ungläubig heraus.
    Nuell nickte eifrig.
    Selbst Mythor zeigte Zweifel. »Nach allem, was ich gehört habe, verstehen jene Männer zu kämpfen wie Amazonen. Sogar Burra sprach von ihnen mit einer gewissen Hochachtung.«
    Nuell achtete nicht darauf. Gierig machte er sich über die beiden Brotfladen her und die Prise Salz, die Glair unter ihrem Umhang hervorgezogen hatte.

4.
    Längst hatte Carlumen das Gebiet der schweren Luft hinter sich gelassen. Von Sargoz war nicht viel mehr zu erkennen als ein vager Schatten in der Ferne, der sich rechterhand fortsetzte.
    Auf ihrer Kreisbahn trieb die Fliegende Stadt an allerlei Trümmerstücken und Treibgut vorbei. Inzwischen war man solchen Anblick gewohnt, und die Wachen hielten lediglich Ausschau nach irgendwelchen Gefahren.
    Ein gut fünfzig Schritte durchmessendes lehmverschmiertes Geflecht aus Ästen, Knochenteilen und Baumaterialien schob sich an Carlumen heran. Die meisten an Bord erkannten darin sofort den Teil eines Haryien-Stocks. Allerdings zeigte sich keines der Vogelwesen; der Bau schien leer zu sein.
    Irgendwann glitt das Bruchstück seitlich davon und verschwand im Dämmer. Sargoz war mittlerweile zu einem winzigen Punkt zusammengeschrumpft.
    Kaum jemand zweifelte daran, daß man in einigen Tagen wieder an derselben Stelle sein würde. Das Steuerpendel zeigte keinen Hinweis auf eine bevorstehende Kursänderung.
    War es der Schlange Yhr Absicht, Carlumen innerhalb eines räumlich begrenzten Bereichs festzuhalten? Niemand würde die Fliegende Stadt freiwillig aufgeben, und nur mit den vergleichsweise winzigen Beibooten die Schattenzone zu überwinden suchen.
    Einen gab es, der blickte mürrisch drein, und mit jeder Stunde, die verstrich, zeigten sich tiefere Falten um seine Mundwinkel. Er stand an der Wehr, seit Mythor Carlumen verlassen hatte, und starrte unentwegt hinaus, dorthin, wo Sargoz verschwunden war. Er hatte lange mit sich selbst gekämpft, schließlich aber doch seine Befürchtungen für sich behalten. Er dachte an frühere Zeiten, an Mädchen, die zwar nicht Fronjas Schönheit erreicht, dafür aber um so besser gewußt hatten, wie sie einen Mann zur Weißglut treiben konnten.
    Steinmann Sadagar hatte Mythor oft beneidet. Insgeheim mußte er sich jedoch eingestehen, daß der Sohn des Kometen stets auf der Suche gewesen war nach der einen, der er wirklich sein Herz schenken durfte. Selbst jetzt schien es sein Schicksal zu sein, zwischen mehreren Frauen zu stehen.
    »Ein Mann muß das ertragen können«, murmelte der Steinmann leise vor sich hin. Er grinste, immerhin hätte er viel dafür gegeben, mit zwei weiblichen Wesen wie Fronja und Glair mehrere Tage auf einer einsamen Insel allein sein zu dürfen.
    Gleich darauf wurde er wieder ernst.
    Er hätte Mythor warnen, ihn zurückhalten oder sonst irgend etwas tun sollen. Rivalisierende Frauen konnten in ihrem Zorn schlimmer sein als Dämonen.
    Die andere, weitaus schlimmere Möglichkeit war die, daß Mythor in die Auseinandersetzung hineingezogen wurde. Dann mußte er Partei ergreifen, wollte er nicht mit fliegenden Fahnen untergehen.
    Aber für wen?
    Für Fronja? – Solange der Liebeszauber nicht von ihm genommen war, würde die Tochter des Kometen keiner noch so schönen Beteuerung Glauben schenken.
    Und für Glair? – Die Wetterhexe würde Mythors Gefühle zwar erwidern, doch vergab er sich damit jede Hoffnung, jemals Fronja in seinen Armen halten zu können. Ein Dilemma, das Steinmann Sadagar selbst seinem ärgsten Feind nicht gewünscht hätte.
    »Und ich habe ihn ziehen lassen, ohne daß er wirklich weiß, was ihn erwartet.« Zum zweiten Mal sprach er seine Gedanken laut aus, um das beklemmende Gefühl zu vertreiben, das von ihm Besitz ergriffen hatte. Er

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