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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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des Regenbogens. Und im Hintergrund, gut dreißig Schritte entfernt, begann eine steinerne Treppe, die vor kurzem noch nicht da gewesen war.
    Mythor hob den Kopf. Hoch über ihm thronte das Antlitz der Urmutter Vanga. Während er hinsah, veränderte sich die Erscheinung, wurde zu jener aus einem gewaltigen Himmelsstein gehauenen Statue, die am Nabel der Welt stand.
    Der Schrein der Ersten Frau Vangas.
    Und da war auch Ambe. Obwohl ihre Augen auf Mythor gerichtet waren, schien sie ihn nicht wahrzunehmen. Ambe sprach mit jemandem, den der Sohn des Kometen nicht sehen konnte. Es ging um sein Schicksal. Demnach mußte Fronja der unsichtbare Gesprächspartner sein.
    »Fronjas Traum verfolgt uns«, sagte Glair in diesem Moment. »Du mußt dich von ihm lösen, Mythor.«
    Er eilte weiter, während das Abbild der Lichtinsel um ihn her rasch Gestalt annahm. Glair ergriff seine Hand, zog ihn mit sich. Mit ihrer Magie spürte sie, wohin sie sich wenden mußten. Wenige Schritte veränderten die Umgebung völlig.
    Plötzlich waren wieder steinerne Mauern ringsum. In eisernen Haltern staken brennende Kerzen. Ihr flackernder Schein schuf eine anheimelnde Atmosphäre.
    »Wir müssen uns in acht nehmen«, hauchte Glair. »Mythor, du bist einmal einem Zauber erlegen, diesmal soll Fronja nicht über dich triumphieren. Sie hat deine Zuneigung verspielt.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, holte der Traum sie ein. Er schien realistischer als zuvor, denn wo eben noch eine Wand gewesen, gähnte nun eine erschreckende Leere.
    »Fronjas Traum ist stärker als die Wirklichkeit«, stöhnte Glair. »Wir müssen uns retten.«
*
    Nach einem anstrengenden Marsch quer durch den tückischen Sumpf legten die Piraten endlich eine Rast ein. Steinmann Sadagar fühlte sich elend und zerschlagen. Sein Körper war von unzähligen Mückenstichen übersät. Insgeheim verfluchte er Trobus, der befohlen hatte, den Gefangenen die Hände auf den Rücken zu binden. Jetzt wurden auch ihre Füße so straff gefesselt, daß das Blut in den Adern stockte.
    »Ihr wollt doch nicht davonlaufen, oder?« spottete der Anführer der Bande und stampfte mit den Hufen auf.
    Die Piraten verzehrten die Nahrungsmittel, die sie Joby abgenommen hatten. Lediglich die Abfälle warfen sie den dreien hin.
    »Anscheinend haben sie vor, sich hier auszuruhen«, bemerkte Nexapottl so leise, daß niemand außer Joby und dem Steinmann ihn hören konnte.
    Die Bande unterhielt sich in Schattenwelsch. Es war, wie der Königstroll schon bemerkt hatte: sie planten einen größeren Raubzug. Unklar blieb allerdings, wo auf Sargoz solch unschätzbare Werte liegen sollten, von denen Trobus sprach.
    »Wenn ich nur meine Messer noch besäße«, ächzte Sadagar. »Keiner von dieser Bande hätte etwas zu lachen.« Aber seine Wurfmesser lagen neben Trobus, der hin und wieder eines abwägend in die Hand nahm.
    »Warum hast du sie nicht gebraucht, als die Piraten uns überfielen?« fragte Joby.
    »Weil du Tölpel im Sumpf stecktest. Sollte ich dich jämmerlich ersaufen lassen?«
    »Hört auf damit!« schimpfte Nexapottl. »Mich interessiert, was die Piraten vorhaben.«
    Trobus sprach von einem Kristall der Drynen, den sie stehlen wollten, und der weit mehr wert sein mußte als ein Sack voller Edelsteine. Gleichzeitig aber schien er vor den Drynen einen gewissen Respekt zu empfinden.
    »Ein Volk, das uns helfen könnte?« murmelte Sadagar.
    »Frage lieber, was mit diesem Kristall gemeint ist«, erwiderte Nexapottl. »Ich gehe jede Wette ein, daß es sich dabei um den DRAGOMAE-Baustein handelt.«
    »Aber dann…« Der Steinmann schwieg, weil einer der Piraten sich erhoben hatte und auf sie zukam. Er kontrollierte ihre Fesseln.
    »Trobus hat sich entschlossen, euch am Leben zu lassen«, sagte er, »und einem Sithen sollte man lieber nicht widersprechen.« Ein spöttisches Grinsen zeichnete sich um seine Mundwinkel ab. »Er hat etwas viel Besseres für euch als den Tod. Ihr sollt die Drynen von uns ablenken.« Damit wandte er sich wieder ab.
    »Ein Sithe«, murmelte Steinmann Sadagar gedankenverloren. »Mir ist, als hätte ich diesen Namen irgendwann schon einmal gehört. Aber ich kann mich nicht erinnern.«
    »Wir sollten uns ebenfalls ein wenig Ruhe gönnen«, meinte Nexapottl. »Wer weiß, was uns noch erwartet.«
    »Warum unternimmst du nicht endlich etwas?« schimpfte Sadagar.
    »Mit gebundenen Händen?«
    Der Steinmann wälzte sich herum und warf seinen Messern einen sehnsuchtsvollen Blick zu. Zwanzig

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