Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
übergangslos.
    Fronja sah von ihrer Schüssel auf.
    »Ich hatte lange Zeit, mich damit zu befassen, und ich werde mich meiner Fähigkeit der Traumsendung bedienen, um Ambe anzurufen. An Bord von Carlumen wirkten verschiedene Einflüsse überaus störend. Ich habe es einmal versucht, aber Ambe nicht erreichen können. Sie, die den Liebeszauber geschaffen hat, muß mir sagen, wie er zu lösen ist.«
    »Und von Sargoz aus kannst du Ambe erreichen?«
    »Ich denke, daß es möglich ist.«
    »Warum rufst du sie dann nicht jetzt und hier?«
    »Es bedarf viel Zeit, und es kostet Kraft.«
    »Die Drynen werden dich nicht stören«, behauptete Mythor.
    »Er hat recht«, nickte Glair. »Versuche es gleich.«
*
    Jegliche Farbe war aus Fronjas Antlitz gewichen. Sie zitterte. Die vielfältigen Kräfte der Schattenzone machten es ihr schwer, bis nach Vanga vorzudringen.
    Ihr Traum wanderte südwärts, streifte die reiche Inselwelt und erreichte schließlich den Hexenstern.
    Ambe! rief Fronja auf ihre Art.
    Da war der Regenbogendom… Sie drang in ihn ein, als gäbe es keine Mauern. Leichtfüßig huschte sie dahin und näherte sich dem Schrein auf der Lichtinsel…
    Ambe erwachte aus ihrem Schlaf. Sie war nun die Erste Frau Vangas, hatte Fronjas Stelle eingenommen. Aber Fronja war ihr deshalb nicht gram. Im Gegenteil. Sie bedauerte Ambe höchstens, weil sie wußte, welche Opfer sie bringen mußte.
    Langsam stieg die Tochter des Kometen die Stufen empor, die zur Statue der Urmutter führten. Seltsame Empfindungen brachen in ihr auf. Hier hatte sie lange Zeit gelebt, hatte die Geschicke der Südwelt entscheidend beeinflußt.
    Ambe stand in dem Portal, breitete ihre Arme aus, um Fronja zu empfangen.
    »Willkommen, Tochter des Kometen. Ich habe darauf gewartet, von dir zu hören. Die Ungewißheit über dein Schicksal und das von Mythor war bedrückend.«
    »Wir leben«, sagte Fronja, »und wir haben Carlumen gefunden. Du weißt, was das bedeutet.«
    »Caeryll wird auferstehen.«
    »Nein. Er ist nicht mehr das, was wir alle uns erhofft haben. Er ist Carlumen, oder Carlumen ist ein Teil von ihm. Ich weiß es selbst nicht so genau, und vielleicht er ebenfalls nicht. Aber nicht deshalb bin ich zu dir gekommen, Ambe, sondern weil ich deiner Hilfe bedarf.«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht der Ersten Frau.
    »Jede Bitte sei dir gewährt. Ich freue mich über unser Wiedersehen, läßt es mir die Zeit ein wenig schneller verstreichen. Ich werde viele Jahre davon zehren können.«
    »Hilf mir, den Liebeszauber von Mythor zu nehmen, der ihn mir verbunden macht.«
    Eine Weile schwieg Ambe.
    »Mythor kann davon befreit werden«, sagte sie schließlich, »wenn eine andere Frau den Zauber auf sich nimmt. Dann wird dein Bildnis in seinem Herzen verblassen. Das ist es doch, was du begehrst?«
    »Er soll aus freien Stücken entscheiden können. Ich selbst habe schon diese Möglichkeit erwogen, Ambe, und bin zu dem Schluß gelangt, daß es an dir liegt, für mich in die Bresche zu springen. Mythor vermag sich dir gewiß nicht zu entziehen, immerhin war er einmal mit dir zusammen. Sende ihm einen Traum, der ihn glauben läßt, alles sei Wirklichkeit.«
    »Nein«, sagte Ambe überraschend. »Als Erste Frau Vangas kann und will ich mich nicht dafür hergeben. Ich hoffe, du hast Verständnis dafür.«
    »Du tust es nicht für mich – tue es Mythor zuliebe.«
    »Auch nicht seinetwegen, Fronja.«
    »Aber es muß einen Weg geben…«
    »Finde eine andere Frau. Es wird dir nicht schwerfallen, Zuneigung für den Kometensohn in ihr zu wecken.«
*
    Mythor sah, daß Fronja träumte, und er hätte viel dafür gegeben zu wissen, was. Er liebte sie und war überzeugt davon, daß nichts diese Liebe erschüttern konnte.
    Wo mochte Fronja jetzt sein mit ihren Gedanken? Sicherlich weilte sie in der Nähe des Hexensterns.
    Plötzlich sah Mythor den Regenbogendom vor sich, tauchte hinein in die farbigen Kreise. Und da war Ambe; sie und Fronja eilten aufeinander zu und umarmten sich. Und sie sprachen über ihn.
    Eine Hand berührte sanft seine Schulter. Er wandte sich um.
    »Du wunderst dich, weshalb du Fronjas Traum teilhaftig wirst?« sagte Glair.
    Mythor nickte stumm. Er sträubte sich dagegen, daß die Umgebung des Hexensterns wieder vor seinem inneren Auge verschwamm, wollte wissen, was Fronja und Ambe berieten.
    »Ich glaube, es sind die Drynen, die den Traum auf uns reflektieren«, erklärte Glair. »Ich spüre ihre Anwesenheit jetzt deutlicher. Für sie gibt

Weitere Kostenlose Bücher