Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
doch nur ein Feigenblättchen), zog ich mich aus der Umarmung mit meinem Ex zurück und meine Sachen wieder an.
Das ging recht schnell vonstatten, sozusagen in null Komma nichts, und genauso flink war ich nüchtern.
Da saß er also, mein einstiger Robert, nackt und klein und fröstelnd auf dem Sofa, das Verhüterli traurig an seinem eingeschüchterten membrum virile hängend, und sprach mit seiner Freundin, nachdem er gerade noch mit mir im Akt der Liebe vereint gewesen war. Toll, super. Ich kippte mir noch ein Gläschen Wein die Kehle hinab, anders können bestimmte Ereignisse nicht verdaut werden, schnappte mir Roberts Sachen, seine Tasche, seinen Mantel und warf alles in großem Bogen und mit dramatischer Geste zur Wohnungstür hinaus. Leise, versteht sich. Denn den Anstand, die gerade wieder heilende Beziehung nicht noch durch meinen warmen Mezzosopran zu gefährden, besaß ich trotz der erlittenen Schmach ja doch.
Robert, bibbernd, ein Häufchen ertapptes Elend, er hatte ja ein Gewissen, ich konnte es an seinen roten Ohren ablesen, guckte mich betreten an, während er seiner Lara Liebesbeteuerungen in den Hörer säuselte und wie glücklich er doch sei, dass sie sich nun erneut gefunden und sie ihn wieder bei sich aufnehmen würde wollen.
Aha, da lag also der Hase im Pfeffer begraben, und so schob ich denn den nackten und noch immer telefonierenden Robert zur Tür hinaus, schmiss sie hinter ihm zu und legte mich schlafen.
Am nächsten Morgen waren er und seine Sachen verschwunden.
Im Briefkasten lag jedoch ein Zettel mit einem Hunderter via Büroklammer versehen.
Tschuldige und war schön mit dir. Aber mein Leben ruft mich wieder.
Geld für dich, ich weiß, was ich dir schulde.
Robert.
Der Kerl schuldete mir noch viel mehr als einen Hundert-Euro-Schein. Der
schuldete mir einige Jahre, einen Geschlechtsakt, ein leer geräumtes Konto und mein Ego, welches er zerstört hatte, das schuldete er mir auch. Vielleicht hätte ich ihm das Geld via Einschreiben zurückschicken müssen. Aber wozu?
Mein Stolz hielt diesem kleinen Almosen für getane Dienste durchaus stand. Das hatte in keiner Weise etwas von einer Kurtisane an sich.
3. Kapitel - Nächstes Kapitel
Am Sonnabend säuberte ich meine Wohnung und vergoss reichlich Parfüm, um Roberts Duft aus der Stube zu kriegen, telefonierte mit meiner Mutter, die mir Mut für die Jobsuche zusprach, trank Tee plus Schuss mit meinen Nachbarn und hörte mir rauf und runter die alten CDs von Robert an. Bis ich sie aus einem Anfall heraus zerbrach und in den Müll warf. Ich hoffte, nun endlich und gültig über ihn hinweg zu sein. Dann dachte ich doch wirklich und wahrhaftig ganz kurz an eine männliche Person namens Christoph, die langsam aber sicher in meinem Hirn zu einem wahren Wunder an Mann zu erblühen schien, und schlief genüsslich ein.
Am Sonntag setzte ich mich an den Computer und versuchte meine Gefühle in Worte zu fassen. Während meines Studiums hatte ich unter anderem für eine Zeitung als freie Mitarbeiterin arbeiten können. Kleine Artikel zum Thema Designerkleidergeschäftseröffnung, Schreibwarengeschäftseröffnung, Ausverkaufsaktion wegen Auflösung eines Designerkleidergeschäftes. So was. Ich kannte mich also ein wenig in Wort und Schrift aus und überlegte mir, ob ich nicht meine kleinen Alltagserlebnisse in Prosa verwandeln sollte. Vielleicht würde sich ja ein alter Bekannter gemüßigt sehen, meine literarischen Ergüsse einmal durchzuarbeiten und dann zur Weiterverwendung in die Samstag- Ausgabe einschmuggeln. Was sollten meine Vorbehalte, es würde nicht klappen? Positiv denken, irgendwie musst du ja von irgendwas leben!
Der Beginn meiner ersten Kurzgeschichte handelte von einem Raubein namens Reno und einem galanten Herrn namens Gustav. Jene beiden Herren, der Reno als Patient, der Gustav als Arzt, treffen in einer psychotherapeutischen Arztpraxis des 19. Jahrhunderts auf eine junge hysterische Frau. Jene sucht Hilfe wegen ihrer psychischen Probleme.
19. Jahrhundert, Thema Hysterie, Frauen und unterdrückte Sexualität, so was eben. Das haben Literatur und Film ja bereits ausgiebig behandelt. Ist also bekannt. Die junge, attraktive Patientin verliebt sich natürlich unsterblich in Gustav, und ob man es glaubt oder nicht, der Gustav auch in das wunderschöne Mädchen. Wird eine tolle Geschichte. Hört sich an wie aus der Gartenlaube oder einem kulturwissenschaftlich aufgearbeiteten Unterhaltungstext, Thema:
Die
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