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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggy Sehl
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Art Feinschliff erhielten. Aber heutzutage, ja heute sind diese jungen Geschöpfe allesamt auf Karriere aus, und man muss für seine Unterhaltung in anderen Gewässern fischen“, kleine Pause, da ein Zug genommen werden musste.
    „Gewässer mit kleinen Fischen, junges Fräulein. Das war mir klar. Aber in so trüben Gewässern muss ich nun auch nicht angeln.“
    Das saß. Ich schluckte. Doch sie fuhr in dozierendem Ton fort.
    „Ich finde es recht amüsant, dass Sie irgendwas Unnützes studierten, Ihre Erfahrungen im Dschungel machen wollten und sogar als Telefonistin gearbeitet haben. Aber bitte, worüber sollten wir zwei uns denn unterhalten? Nichts haben Sie mit meinem Leben und meinem Stil zu leben gemein.“ (Das stimmte, ich mochte definitiv keine Sardinen in Öl.)
    Ich nickte. Ich verschwieg ihr, dass ich Klavier spielen konnte, mich in Literatur und Philosophie ein wenig auskannte, mich mit Weltpolitik beschäftigte und über alle Maßen nett bin. Bei so einem alten Snob, einem geistigen Kretin musste ich doch nicht arbeiten, da schlief ich lieber unter der Brücke. Gut, mein Selbstwertgefühl setzte für einen kurzen Augenblick aus, aber das würde sich mit der Zeit wieder ausbügeln. Vielleicht war ich der Dame auch einfach nur unsympathisch, so was sollte es ja geben, und sie wusste einfach nicht, wie sie mir dies schonend beibringen sollte, und tat es darum auf die harte Tour.
    Jedenfalls nahm ich mir vor, nach dem höflichen Verabschieden und dem laschen Händedruck meinerseits, ihr ihre Unhöflichkeit mir gegenüber nicht mehr übelzunehmen. Sie war eine alte, verbitterte Frau, eine verschrobene Person. Bitte sehr. Das Leben geht an keinem spurlos vorbei, aus ihr hatte es einen Drachen gemacht, was ging das mich an.
    Auf dem Weg, vorbei an all den prächtigen Villen zur S-Bahn hin, lächelte ich schon wieder. Das Häschen war dem Reptil entwischt.
    Sicher, der Job als Gesellschafterin, man was für ein Aufstieg wäre das gewesen, ich, die Jane Eyre von Berlin, aber das war dann wohl doch nicht der nächste Abschnitt in meinem Leben. Jawohl!
     
    Als ich mich gegen 15 Uhr wieder in der Kanzlei einfand, sah mir meine Tante den Misserfolg meiner Mission mit dem Titel: Jobfindung gescheitert! bereits am Gesicht an.
    „Keine Bange mein Kind, wir kriegen dich schon noch im Heer der Arbeitenden unter. Die Kämpfert war schon immer ein wenig schwierig.“
    Ich erzählte Leonore von meinem Vorsprechen.
    „Ach Mädchen, die Kämpfert war die Tochter eines kleinen Fleischermeisters, die durch Zufall an einen Großindustriellen geriet und aufgrund einer Schwangerschaft geheiratet werden musste“, Leonore nickte aufmunternd, und ich, ich lächelte gequält und setzte mich an den altersschwachen Computer, um angefallenen Schriftkram zu erledigen.
    Zu Hause versuchte ich meine Erfahrung mit Frau Kämpfert in Worte zu fassen. Irgendwie musste ich meine trüben Gedanken an eine ungewisse Zukunft verarbeiten. Also schrieb ich und trank Rotwein und heulte lautlos in mich hinein.
     
    Die folgenden Tage ergab sich rein gar nichts. Ich schickte ein paar aussichtslose Bewerbungen ab, suchte nach Stellenangeboten im Net-Pool des Arbeitsamtes und bewirtete Klienten. Am Wochenende traf ich Freunde in der Kneipe, zum Besaufen und Schwadronieren, und ließ mir symbolisch über den Scheitel streichen. Annegret, Single und in der Werbung tätig, mit Hang zu Selbstmitleid, platinblonden Haaren und bereits 16 gescheiterten Kurzzeitbeziehungen. Peter, einst katholischer Priesteranwärter, der zum Buddhismus konvertiert ist und drei Jahre in einem Kloster in Asien verbrachte. Jetzt gibt er Kurse in Geburtsvorbereitung für Männer und dem Bilden eines positiven Selbstbildes. Ja und Elena, Sekretärin, verträgt keinen Alkohol, aber trinkt als unglücklicher Single wie ein Wikinger, brauner, um den Kopf gewundener Zopf a la Timoschenko und der traurige Blick einer einsamen Seele. Sie alle sprachen mir Mut zu. Ich erzählte ihnen von meinem misslungenen Liebesakt. Sie hatten was zu lachen.
    Am nächsten Morgen fühlte ich keinen Kater, sondern einen bengalischen Tiger. Noch einige wenige Tage, dann würde ich abgelöst werden.
    Nächtens setzte ich mich vor den Rechner und feilte an meiner Gustav-Schundgeschichte. So konnte ich mich wenigstens, durch meine unbändige Phantasie inspiriert, aus der grauen Realität verabschieden und in meiner kitschigen Story so was wie mein Traumleben durchspielen. Auch mit Anfang 30 hat Frau noch ein

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