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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggy Sehl
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Recht auf Blütenträume. Wenn schon die Erwartungen der Jugend sich in keiner Weise realisiert hatten, so war mir doch wenigstens noch so etwas wie ein schöpferischer Geist geblieben.
     
    Tantchens nächster Versuch, mich unter die berufliche Haube zu setzen, ich lag ihr eben doch am Herzen, war es, mich in einem Café unterzubringen, als Kellnerin.
    Nun haben die Berliner Cafés einen ganz bestimmten Ruf, zumeist sogar einen recht guten. Es gibt alle Arten an Restaurants, Kneipen, Pubs, Cafés gehobeneren Standards und Szene-Cafés. Ein Szene-Café nun zeichnet sich durch zumeist ungelerntes und gelegentlich unhöfliches Personal aus. Der Service ist gelinde gesagt eher leidlich, aber das Interieur gemütlich bis flippig lässig.
    Ich hatte auch einmal als Kellnerin gejobbt, aber das war lange her, und seitdem, schien mir, war eine Veränderung im Gastronomiebereich eingetreten.
    Berlin, Bundeshauptstadt, ein Gemisch unterschiedlichster Kulturen und Weltanschauungen, hatte eine ganz eigene Kneipenkultur entwickelt, die in ihrer Art jung, jugendlich und „hip“ ist. Da passe ich doch schon längst nicht mehr rein. Das Café, in welchem ich mich vorstellig machen sollte, lag im Prenzlauer Berg. Wenigstens musste ich mir meine Haare nicht blondieren, das wäre wahrscheinlich im Bezirk Mitte von Nöten gewesen. Hier im P.-Berg musste ich individuell herausstechen, um zu wirken.
    Tante erledigte ein paar Anrufe und teilte mir dann den Termin meines Vorstellungsgespräches mit, wenige Tage vor meinem letzten Arbeitstag bei ihr.
    Das Café gehörte dem Neffen eines ihrer Klienten. Was Beziehungen doch alles erreichen können, wenn sie denn funktionieren und sich nicht nur einzig auf Phrasen des Eventuellen beschränken. Mein Gespräch würde abends, also mitten im Geschehen, stattfinden. Nach Arbeitsende rannte ich schnellen Schrittes nach Hause und versuchte mich um fünf Jahre zu verjüngen. Schick durfte ich auf keinen Fall aussehen, aber auch nicht schlampig, sondern gepflegt innovativ, wie die jungen Leute aus der Colawerbung im Kino. Ich stylte meine Haare im Out Of Bed Look und schminkte mich dezent in rosé. Dann stand ich vor meinem klapprig alten Kleiderschrank und wühlte meine Lieblingsklamotten hervor. Weiter glockiger Rock, enges Shirt, Push-up-BH untendrunter und schwere Boots. Ich sah aus wie früher. Strickjacke drüber, Beuteltasche und ab via Bahn in den Prenzlauer Berg.
     
    Das Café in einer Seitenstraße kannte ich nicht. Ich hätte es mir zuvor ansehen sollen, das war mir beim Betreten der Lokalität klar wie die sprichwörtliche Kloßbrühe. Das Servicepersonal trug von oben bis unten schwarz, keiner über 19 Jahre alt, und sie alle besaßen einen ähnlich stilistisch klassischen Haarschnitt, dass ich mir vorkam wie in einem dieser Zukunftsfilme aus den 60ern. Raumschiff Muckefuck auf dem Weg durchs All. Kein Holz, nur Plaste überall, die Musik kam, das Gemurmel der Gäste leicht übertönend, aus verdeckten Lautsprechern. Erfolgsverwöhntes Jungvolk saß an den winzigen Tischen. Es unterhielt sich angeregt über seine Projekte, schließlich hatte jeder eins, ein Projekt meine ich. Das Vorstellungsgespräch wurde zum Desaster.
    Mein Beinahe-Chef guckte mich an und lächelte. Er lächelte mich nicht aus, nein, es lag einzig so etwas wie Mitleid in seinen Mundwinkeln.
    Na, das passt ja dann wohl nicht so ganz zu uns, waren seine einzigen Worte, die er an mich richtete. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, in meinem Schrank hab ich Kleidung für jede Gelegenheit, und meine Haare, na, kein Problem. Aber auf Ausführungen dieser Art ließ sich der Herr im dunklen Anzug vor mir gar nicht mehr ein, da er bereits damit beschäftigt war, eine Lokalgröße, angehender Fernsehschauspieler, zu begrüßen. Und außerdem, hier war kein einziger seiner Angestellten über 22, und ich war ja mindestens schon zehn Jahre älter. Jungscher Schnösel, der.
    Ich bestellte mir daraufhin einen Martini, wenn ich schon nicht hier arbeiten durfte, als Kundin würden sie mich ja wohl nicht vor die Türe setzten.
    Hinterher trank ich einen Gin Tonic, gefolgt von, ich glaube einem Absinth und noch zwei Cocktails mit putzigen Namen, und wurde dann irgendwann gegen Mitternacht mit einem Taxi nach Hause geschickt. Wie ich von meiner Tante erfahren hatte, es wurde ihr wohl brühwarm weitergereicht, unterlag ich dem Versuch zu randalieren und verschreckte die Lokalgäste dermaßen, dass ich rausgeschmissen wurde. Sanft,

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