Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Verpflichtungen, und ich hab den Kindern bereits versprochen, dass Sie mitkommen würden. Keine Sorge, mit mir werden Sie sich nicht so sehr abgeben müssen, Vera kommt nach.“
Verdammt! Warum hatte mir Christoph nichts erzählt. Gut, gut, er lebte sein Leben, und ich war weit weg, aber deswegen muss er doch nicht wegen eines blödsinnigen Tauchgangs an Spaniens Küsten meine Wunschvorstellungen zunichte machen.
„Also abgemacht, am Sonnabend in acht Tagen geht es los.“
Sehr kurzfristig, danke, Boss.
„Das wird toll, Antonia. …ach und vergessen Sie nicht, die Geburtstagstorte bis 13 Uhr beim Konditor abzuholen. Konrads Gäste kommen wann?“
„Gegen 15 Uhr. Es wird alles fertig sein“, entgegnete ich resigniert.
„Fein, fein, dann bin ich wieder zurück. Die Arbeit ruft, meine Liebe“, und fort war er, verschwunden in seinem Stadtatelier mit irgendeiner Muse mit hängendem Hintern und ebensolchen tiefliegenden Brüsten. Ich hatte so böse Gedanken. Ich bin ein böser Mensch. Wütend warf ich den Lappen in die Spüle.
Ostsee, fein, Darß, toll, Urlaub von wegen.
Konrad, vier Jahre jung, der König des Tages. Alle trugen kleine Papierkrönchen auf dem Kopf, auch Oma Brügge, der dieses Stück Fetzen auf dem Haupte tatsächlich etwas Hoheitsvolles verlieh, während Nathan an seine Krone zwei Ohren geklebt und sich zusätzlich noch eine Clownsnase übergestülpt hatte.
Sechs kleine Kindergartenkinder rannten durch den Garten. Ich war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt zu trösten, Töpfe schlagen zu lassen, Eierlauf -Parcours zu veranstalten, zu singen, zu lachen und zu füttern, während Frau Brügge und ihr Sohn seelenruhig an ihrem Weißwein nippten. Ich war restlos ausgelaugt und am Ende mit meinen zarten Nerven. Doch als Konrad am Abend erschöpft in sein Bettchen sank, schlief er mit einem beglückten Lächeln auf den fein gezeichneten Lippen ein.
Es war bereits dunkel und die ‚Großen‘ saßen noch draußen im Garten. Die zusammengesuchten Papierschlangen waren von Frau Brügge, ganz ihre Generation, wieder aufgerollt worden. Nathans Schweinsohrenkrone lag auf seinem Schoß, nur die Clownsnase stand ihm noch mitten im Gesicht.
„Du Toni, du kommst doch mit an die Ostsee?“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Och bitte, das wäre toll, da können wir Fische fangen und Sandburgen bauen und Konrad einbuddeln, so dass nur noch der Oberkörper rausguckt…, das hab ich mit Papa immer gemacht“, Nathans Augen begannen zu glänzen, und seine brüchige Stimme überschlug sich. Amalie nahm ihren Bruder in die Arme, wiegte ihn ganz sanft hin und her, während ihre Lippen bebten und eine Träne über ihre Wange glitt. Frau Brügge schlug ihre Arme um die beiden Kinder und summte beruhigend eine leise Melodie. Selbst der alte angetrunkene Griesgram Rasmus wurde melancholisch, und er legte seinen Körper schwer um den der anderen. Sie hielten sich gegenseitig umschlungen, allein und doch gemeinsam in ihrem Schmerz, ihrer Traurigkeit, erwachsen aus Erinnerungen an geliebte und verlorene Menschen.
Gern hätte auch ich die anderen umarmt. In solchen Momenten möchte ich immer Teil derartiger Gemeinschaftlichkeit sein. Das zieht mich schier magisch an, dies tiefe Zusammengehörigkeitsgefühl. Aber ich gehörte nicht dazu, das war nicht mein Kummer, dies war nicht meine Seelenqual, nicht meine Familie, nicht meine Geschichte. Leise schlich ich mich davon.
Ich sandte Christoph eine Mail, um ihm mitzuteilen, ich würde mit den anderen an die Ostsee fahren und ob es ihm gut ginge und viel Spaß an Spaniens heißer Küste und und und…alles ganz zwanglos und unverfänglich. Keine Antwort.
Nachdem ich meine Tante Leonore wieder einmal angerufen, mich telefonisch von meinen Eltern in den arbeitsreichen Urlaub abgemeldet und mit meinen Freunden noch ein Bier in der Kneipe um die Ecke trinken gewesen war, packte ich an einem warmen Freitagnachmittag meine Reisetasche.
Es war ein etwas betrüblicher Vorgang und nicht wirklich von echter Vorfreude geprägt. Während Rasmus mit seiner Vera oder irgendeiner anderen Nixe rumbalzen würde, wäre ich dazu verdammt, Kinderpopos abzuwischen und Waffeln am Stil zu kaufen.
Aus der Reisetasche wurden meine alte Kraxe und ein Koffer auf Rädern. Ich beabsichtigte, meinen gesamten Hausrat einzupacken. Regenbekleidung, falls ein Orkan über die Ostsee hinwegfegen sollte, warme Pullover, schließlich bedeutete Klimawandel nicht ausschließlich hohe
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