Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
umarmten uns, und Tuffel gab Amalie sogar einen Schmatz auf die Wange. Ich wünschte Maja und Tom eine schöne Europareise. Sie hatten sich nun doch, auf Wunsch der Mütter, geeinigt, ihren Trip nur innerhalb Europas zu machen. Tom versprach, sich gelegentlich zu melden, und winkend fuhren die drei davon.
„Das war der tollste Geburtstag, den ich jemals hatte, Antonia. Danke!“
Amalie umarmte mich, und ich brachte sie wieder nach Hause in ihr Kleinmädchendomizil.
Als ich in meiner Wohnung ankam, den Dreck der Bande aufgeräumt und mich mit einem Tee auf den Balkon gesetzt hatte, klingelte das Telefon.
Tuffel war am Apparat, der mir mitteilte, dass sie auf halber Strecke liegen geblieben waren und ich ihm doch bitte meines Vaters Handynummer durchgeben solle, mein Bruder hätte vor Wut sein Handy auf die Autobahn geknallt, wo es überfahren worden war. Ich lächelte in mich hinein, schickte die Nummer via sms und erfuhr am Abend, dass mein Vater das Auto abgeschleppt und die zutiefst entnervten Fahrgäste unterwegs auf eine Pizza eingeladen hatte. Kleine Kinder lassen sich eben ganz gerne mal mit Fast Food trösten.
9. Kapitel - Gefühlsrauschen
Rasmus Brügge schien stark beschäftigt mit einer zu organisierenden Ausstellung in München. So war er mehrere Tage am Stück nicht in Berlin. Es lag an mir, mich um seine Sprösslinge zu kümmern. Die Ferien standen vor der Tür, die Kinder, ausgelaugt und quengelig, sehnten sich nach Urlaub, und ich tat dies auch. Also schuf ich mir meine kleinen Auszeiten und ging aus.
An einem dieser freien Abende verabredete ich mich mit Peter und seinem Balthasar. Die beiden wollten zusammenziehen und ich Peter davor bewahren, einen Fehler zu begehen.
„Das ging aber schnell!“, flüsterte ich Peter zu. Wir saßen bei einer Lesung mit anschließender Diskussionsrunde in einem Gemeindehaus in Berlin-Schöneberg. Balthasar fungierte als Podiumsleiter einer Lesereihe, und das Thema dieses Abends war „Der Kampf der Geschlechter: die Rolle der Äbtissin in der Kirchengeschichte am Beispiel diverser Frauenstifte“
„Warum seid ihr so ein bescheuertes Klischee von einem schwulen Paar. Warum wollt ihr zusammenziehen, wo ihr euch erst ein paar Wochen kennt?“
„Sei nicht so laut!“, zischte Peter mich an, „ Wir lieben uns.“
„Morgen kann es eine Frau sein, die deinen Weg kreuzt, oder es ist ein anderer Mann. Ihr solltet euch zuerst prüfen, bevor ihr euch bindet.“
„Du redest wie meine Mutter. Aber wer ist denn gleich, nachdem er mit dem Kerl in der Koje war, mit ihm zusammengezogen? Das waren ja wohl du und dein Robert. Also sei nicht so scheinheilig und bigott.“
„Du bist unsachlich. Ich nahm Robert auf, weil er keine Bleibe hatte. Ich war zu der Zeit eine Mutter Theresa der Obdachlosen. Außerdem ist das was ganz anderes.“
„Was ist denn daran anders, außer dass Balthasar und ich dem gleichen Geschlecht angehören.“
„Du kennst ihn noch nicht so gut, wartet doch noch ein wenig!“, flüsterte ich.
„Du kanntest deinen Robert auch nicht, und es hielt doch immerhin eine ganze Weile!“
Aber kein Leben lang! Ich schwieg und ließ Peter in Ruhe.
Christoph hatte sich nach seinem Berlinbesuch, keine Woche später, telefonisch bei Brügges gemeldet zu einer Zeit, da niemand außer mir im Hause war. Also wollte er mich sprechen und keinen anderen. Ganz klar. Es war ein eigenartiges Gespräch, welches aus schüchternem Schweigen meinerseits und einem Dozieren seinerseits bestand. Mein Herz flatterte und nach 15 Minuten des Plauderns sagte er mir, dass er des Öfteren an mich gedacht hätte und er würde gern meine Telefonnummer haben. Wenn er das nächste Mal in Berlin sei, könne man sich doch auf einen Kaffee oder so treffen. Ha ha, Kaffee oder so, ich wusste doch genau, was er meinte. Wenn es so weit kommen würde, trüge ich keine rosa Blümchenunterwäsche, das war mal klar.
Meine Gebärmutter machte einen Luftsprung. Der Grund, mein dringendes Bedürfnis nach körperlicher Vereinigung, nachvollziehbar, nicht?
Die sexuelle Aktion mit Robert damals wurde ja nicht wirklich vollzogen. Und es wurde tatsächlich Zeit für das Verschmelzen meines Inneren mit dem eines anderen. Es konnte doch nicht jede Nacht mein Plüschteddy sein, den ich an mich drückte.
Aber, fragte ich mich wieder und wieder, warum sollte ich es sein.
Mausgrau wie ich war, klein und nichts weiter als eine ungelernte Kinderbetreuerin. Ich, die es zu nichts
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