Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
und außerdem habe ich es mir eigentlich in dem kleinen Zimmerchen hier unten schon recht gemütlich gemacht!“
„Da fällt Ihnen gewiss etwas ein, Mädchen!“, schnarrte sie, ohne mich anzusehen, konzentriert ihren Blick auf den Bildschirm geheftet.
Also das war jetzt doch ein wenig arrogant von ihr. Sie wollte ein eigenes Zimmer? Ja spinnt die denn? Dabei hatte ich sie bis gerade eben noch nicht in die Schublade Snob gepackt. Die war so alt wie ich, wie konnte sie sich erdreisten, mich Mädchen zu nennen. Blöde Trulla, hielt die sich für was Besseres, nur weil sie sich gelegentlich mit meinem Arbeitgeber vergnügte?
Die war doch auch nicht mehr als eine hübsche Larve, wenn auch eine wirklich ansehnliche. Mit so einem Verhalten verspielte sie ihre Sympathiepunkte bei mir beträchtlich, ganz klar.
Während ich leicht aggressiv im Küchenbereich herumhantierte, die Zitrone besaß beim Ausquetschen das Antlitz Veras, öffnete sich die Badezimmertür, und Brügge, frisch geduscht und mit einem kleinen Frotteelendenschurz bekleidet, gesellte sich zu mir, noch ganz im Wahn seines gerade vollzogenen Liebesspiels.
Die Haut Wasser beperlt, das Haar feucht aufgestrubbelt, schaute er über meine Schulter, und sein Bart kitzelte dabei ganz leicht meinen Nacken. Offensichtlich war ich so was wie ein Neutrum, er konnte vor mir als Wiedergeburt Adams auf und ab tänzeln, ganz schamlos und vertraut.
Wie schön, wenn ich in seinen Augen so unverblümt mit seiner Offenheit umzugehen im Stande war, aber mir war das dann doch ein wenig zu nah, und mit einem kurzen Blick, leichtem Erröten und zugeknöpftem Lippenverziehen drängte ich ihn zur Seite, um Gläser zu holen.
Sich plötzlich gewahr werdend, dass wir beide wohl doch nicht auf so intimem Fuße miteinander standen, entschuldigte er sich kurz, machte auf dem barfüßigen Absatz kehrt und marschierte in Richtung Schlafzimmer.
Trotz seines kleinen Bauches war er eigentlich ein ansehnlicher Kerl, er duftete zudem, wie ich festzustellen gezwungen war, recht gut, irgendwie nach Wald. Vera wusste sicher, was sie an ihm hatte.
Mir meiner Rolle bewusst, bat ich nach einigem verbalem Hin und Her an, das Sofa im Küchen-Wohnbereich als meine nächtliche Ruhestelle anzunehmen, und Vera umarmte mich daraufhin herzlich.
„Rasmus wird nachts so anhänglich, müssen Sie wissen, ich dagegen brauche meinen Abstand, danke schön für das mir zur Verfügung gestellte Bett! So lange bleibe ich ja auch nicht.“
Ich versöhnte mich mit Vera im Stillen, aber nur ein wenig.
Nach dem Grillen und einem schmackhaft verzehrten Fischlein, und nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren, mixte uns Vera aus mitgebrachtem Wodka und aus Cola, die den Kindern verwehrt wurde, ein paar Longdrinks. Während die beiden miteinander plauderten und Schach spielten, setzte ich mich ein wenig abseits und versuchte mich weiter an meiner neu erdachten erotischen Geschichte. Ein amouröses Abenteuer zwischen einem Schuhliebhaber und einer Dame, die regelmäßig an seinem Souterrainfenster vorbeilief, sollte es werden.
Während meines Schreibens versuchte ich angestrengt, an Christoph zu denken, um mich so ein wenig in Stimmung zu bringen. Meine Phantasie anzukurbeln. Aber ich konnte ihn mir wohl einfach nicht als Fußliebhaber vorstellen.
Was er wohl gerade tat? Mit spanischen Frauen flirten? Ich fühlte einen kleinen imaginären Stich im Herzen. Seltsamerweise jedoch, tat der gar nicht mal so weh.
Meine geistige Kreativität wollte und wollte sich nicht einstellen. Also genehmigte ich mir noch zwei weitere Drinks. Aber bis auf eine etwas verworren zusammengestückelte Seite aus seltsamen Worthülsen kam nicht allzu viel dabei heraus. Gegen elf gingen die beiden Herrschaften zu Bett. Jeder in seins, tatsächlich. Ich gönnte mir einen letzten puren Schluck Wodka, damit ich die Nacht auf der Couch auch überleben würde, schloss den Laptop, putzte meine Zähne, legte mich auf den leicht knarzenden und mit einer altertümlichen Federung versehenen Diwan, und überließ mich dem Schlaf.
Es ging nicht. Meine Gedanken fuhren Achterbahn.
Robert, Christoph, Rasmus Brügge, sogar Tobias, meine Jugendliebe, stahlen sich als lachende Fratzen in mein Hirn und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Ich drehte mich auf dem schmalen Sofa herum, lag auf der Seite, auf dem Bauch und konnte und konnte nicht einschlafen. Es war fürchterlich.
Die Küchenuhr, deren lautes Ticken mir bis dato überhaupt nicht
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