Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
dahingehend, da ich zu bezahlen gedachte, ohne Endreinigung durch den Vormieter und ohne Diskussion und das Haus gesehen zu haben. Sie gab mir den Schlüssel, ich zahlte mit Brügges Kreditkarte und fuhr zum alten Fischerhaus.
Nicht weit von Wieck an einem Fahrradweg gelegen, das kleine Häuschen meiner Träume, umgeben von Wiesen, der Bodden in Laufentfernung. Das niedliche, ein wenig windschiefe Gebäude mit blauen Fensterrahmen und alter bemalter Holztür, das Dach mit Reet gedeckt, ein Garten, groß genug zum Federballspielen, Fahrräder und Grill im Schuppen, eine rostige Hollywoodschaukel, ein richtiges Postkartenidyll. Die Wohnküche mit Balken, nordisch eingerichtet, zwei winzige Bäder, vier Schlafräume, zwei unten, zwei unterm Dach. Ausgezeichnet!
Ich brachte das gröbste Durcheinander unserer Vorgänger in Ordnung, bezog die Betten mit vorhandener Bettwäsche und verteilte die Koffer in den Räumlichkeiten. Dann nahm ich mir ein kleines Schlafzimmer unten, die Kinderkoffer verfrachtete ich unters Dach, Brügges Gepäck in das Schlafzimmer mit Doppelbett.
Noch schnell an einem kleinen Supermarkt vorbei, um das Nötigste einzukaufen inklusive Alkohol für den Abhängigen, und nun holte ich die Meute vom Strand ab. In mir das erhebende Gefühl einer erfolgreichen Jagd. So waren sich die frühen Homo sapiens gewiss auch vorgekommen, wenn sie für ihre Sippe Frischfleisch erbeutet hatten, in meinem Fall eine Bettstatt.
Es ist ja nicht so, dass ich mir von Rasmus Brügge ein Lob erhofft hätte, aber ein wenig mehr als sein stetig widerkehrendes Gebrumme hätte ich mir schon auch gewünscht. Wie auch immer, Brügge schien sich zu entspannen, immerhin stöpselte er als allererstes sein Mobiltelefon an, um alle unterdrückten Anrufe rückwirkend zu beantworten. Die Kinder schienen zufrieden und vermissten den versprochenen Swimmingpool kein bisschen. Amalie fand ihr kleines Räumchen unter dem Dach sogar recht apart und so romantisch. Nachdem sie sich ein Sweatshirt übergeworfen hatte, setzte sie sich auf eine Decke in den Garten und las in einem Vampirroman, so einem mit ganz viel unerfüllter Liebe zwischen den Zeilen. Nathan und Konrad halfen mir beim Abendbrot Zubereiten, Pasta, und Brügge probierte die Fahrräder aus. Später, Konrad schlief bereits in meinem Bett, ich würde ihn nachher hochtragen, saßen Amalie und Nat vor dem winzig kleinen Fernsehapparat in der Wohnküche. Ich las beim Zirpen der Grillen, mit einer Kopflampe ausgestattet, auf der Schaukel in einem alten Abenteuerroman. Da setzte sich Brügge neben mich.
„Danke!“ Ich nickte. Schweigend ließen wir die Sterne über uns aufgehen, das sanfte Quietschen der alten metallenen Hollywoodschaukel untermalte unser Schweigen.
Die nächsten vier Tage waren angefüllt mit Sommer. Auf einer Decke im Garten dösen, an den Bodden oder das Meer fahren und ins Wasser springen, Fahrradtouren am Strand entlang, Konrad singend auf einem Kindersitz hinter Rasmus, mit Nathan barfuß Schmetterlinge fangen, mit Amalie zu lauter Musik aus einem alten Kofferradio tanzen. Zwischendrin Eis essen gehen, einen nächtlichen Strandspaziergang machen, Puppentheater, lachen. Sonne und Weite und nur wir hier, weit weg von allem Touristentrubel, wie schön. Ich begann mich sogar an einer neuen kleinen amourösen Geschichte, meiner Phantasie entsprungen. O ja! Entspannung pur, mehr noch, es war eine Ferienoase, ein wahrer Garten Eden, aller Sorgen und Ängste auf Zeit enthoben, und selbst Rasmus Brügge erlebte eine leichte Wandlung vom Choleriker zum lockeren Sanguiniker. Er schien mir nach einem Tag des Hierseins bereits ganz ruhig und ausgeglichen, bei sich. Mehrmals verzog er sich stundenlang, fuhr mit Skizzenblock und Stift auf dem Rad zum Bodden oder auch ans Meer und malte. Es gab sogar einen Abend ganz ohne Alkohol. Wahrscheinlich hatte er ihn schlichtweg vergessen.
Eine knappe Woche war vergangen, viel zu schnell für uns alle.
Ich lag um die Mittagszeit unter einem Baum. Auf meinem Bauch Konrad, der eingeschlafen war. Amalie telefonierte seit einer geschlagenen Stunde mit ihren Freundinnen. Brügge war mit Nathan unterwegs, um Fisch für den abendlichen Grill zu angeln.
Ich gähnte und schloss meine Augen, um wie das kleine Würmchen auf meinem Bauch einzuschlafen.
Das Aufheulen des Motors nahm ich nur unterbewusst zur Kenntnis. Gelegentlich fuhren auf dem schmalen Fahrradweg Pkws entlang, und so registrierte ich das Zufallen der dem
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