Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
wollten unbedingt ins Ozeaneum, schwieg ich. Nicht allein wegen meines Brummschädels, nein, auch und vor allen Dingen weil ich keine Veranlassung sah, mit meinem Arbeitgeber zu kommunizieren.
Da kümmerte ich mich um sein Seelenheil, hörte mir seine selbstmitleidigen Phrasen rauf und runter an, sorgte mich um seine Zöglinge und verzichtete wochenweise auf ein eigenes Leben, und dann so was.
Ich war enttäuscht und eine Spur verletzt, keine Ahnung. Möglicherweise wünschte ich mir insgeheim, er möge nicht so, so, so hybrid sein.
Um meinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, hatte ich mich bewusst auf die Hinterbank gesetzt, zwischen die beiden Jungs. Na gut, er wollte mich dabeihaben, ich würde pflichtschuldigst meine Arbeit verrichten und mich um die Kinder kümmern. Mehr nicht. Ich verhielt mich wie eine gekränkte Ehefrau und konnte mir nicht recht erklären, warum.
Eine lange Urlauberschlange fieberte dem bildenden Museumsbesuch entgegen. Meine Aufgabe war es, mich in jene einzureihen, während meine vier Vorgesetzen ein Fischbrötchen zu sich nahmen. Um mich herum Kinderflennen, aufgebracht Wartende, sich angiftende Ehepaare und auch ganz entspannte Besucher, die zentimeterweise dem Ticketschalter entgegenschritten. Die willkommene Abwechslung vom täglich wiederkehrenden Einerlei des Strandbesuchs entpuppte sich für einige als kleines Familiendebakel. Doch mit dem Erhalt der Billetts und dem Eintritt in die zauberhafte Welt der unendlichen Weiten der Meere, der Geschichten um Seemänner und Ungeheuer, entspannten sich die meisten der Urlauber und ließen sich gefangen nehmen von einer Abenteuerreise der Superlative. Kinder rannten staunend durch die Räumlichkeiten, betrachteten Schiffsnachbildungen und Fundstücke der Ozeane. Auch ich ließ mich verzaubern von all den Erzählungen über die Sehnsucht der Menschen, die über Jahrtausende hinweg die See als eine große Spielfläche eigener Bedürfnisse ansahen, bis hin zu Teppichen aus Plastemüll.
Nach Beendigung unserer Besichtigungstour erklärten mir Nathan und Amalie, dass sie Greenpeace beitreten wollten. Ich fand das großartig!
Brügge dagegen griff sich an seinen Wohlstandskopf und brummte entnervt. So ein abgegessener Miniaturkapitalist. Sollte er froh sein, dass einige der kommenden Generationen sich vielleicht ein wenig mehr auf das uns alles Umgebende besinnen und er mit den beiden keine reinen Konsumkids herangezogen hatte. Davon gab es schließlich schon genug.
Wir durchwanderten noch ein wenig Stralsund, die Kinder kauften Postkarten, wir aßen Eis, und ich schwieg, antwortete nur das Nötigste.
Antonia der Schweiger.
12. Kapitel - Gewittergrollen
Als wir von Stralsund zurückkamen, hatte Vera bereit ihr Köfferchen gepackt. Während wir durch Stralsund spaziert waren, war sie noch einmal zum Strand gefahren, um ihren Teint aufzufrischen.
Ihr kurzes Zwischenspiel war beendet. Nach einem flüchtigen Abschiedskuss vom Liebhaber rauschte sie in ihrem Mini-Cabrio davon.
Aus dem ganzen Wirrwarr meiner Gefühlswelt kristallisierte sich nun eines für mich ganz klar heraus. Ich würde alle meine Emotionen beiseiteschieben und einzig nur noch meinen Job tun. Was gingen mich die anderen Leute an? Was erdreistete ich mich zu urteilen oder einzumischen, und sei es nur gedanklich.
Ich sollte mich um mich kümmern, um mein Leben, und endlich mal zu Potte kommen! Vorwärts gehen, die Zeit nicht sinnentleert an mir vorbeitreiben lassen! Ich zog zurück in das kleine Schlafzimmer. Die letzten Tage würde ich Abstand nehmen, mich nur noch um die Kinder sorgen, das tun, wofür ich bezahlt wurde.
Brügges Alkoholkonsum hielt sich die kommenden zwei Tage erstaunlicherweise in Grenzen. Manchmal versuchte er mich in ein Gespräch zu verstricken über Gott und die Welt. Auf die Welt ließ ich mich noch ein, wenn auch kurz angebunden, über Gott zu philosophieren hielt ich für anmaßend.
Am Frühstückstisch, wenige Tage vor unserer Abreise:
„So Antonia, ich bitte Sie, für heute Abend ein kleines Essen vorzubereiten. Schließlich kochen Sie recht passabel. Ich helfe auch, keine Sorge. Wir bekommen Besuch!“
„Ach, gefiel es Vera in Italien nicht?“, konnte ich es mir nicht verkneifen.
„Ich nehme an, Vera geht es gut. Nein, Antonia, Christoph kommt für zwei Tage auf dem Weg zu seiner Großmutter vorbei. Sie lebt in einer Seniorenresidenz auf Rügen. Er ist zurück aus Spanien, hat noch ein paar Tage frei, und ich lud ihn
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