Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
bewusst gewesen war, hämmerte sich auf einmal recht laut in meine Gehörwindungen. Ich zählte ihr Klick Klack, zählte die Sekunden, ich zählte Sterne und Schafe. Doch letztlich und endlich wurden all die flauschigen Lämmchen durch den Küchenchronometer und seltsam verzerrte Grimassen aus meiner Vergangenheit und Gegenwart in die Flucht geschlagen. Mähend hopsten die Schafe über den Zaun und davon, und ich bekam Kopfschmerzen, ein wahrer Alb.
Ich sollte mich nicht mit so harten Alkoholika volldröhnen.
Gegen ein Uhr früh tappelten Veras Schritte an mir vorbei in Richtung Brügges Schlafraum. Die Tür öffnete, dann schloss sie sich. Die Uhr tickte.
Nur kurze Zeit später, dann konnte ich sie hören. Das durfte doch nicht wahr sein, schlimmer als zu Wohnheimzeiten. Ich zog mir das Kissen über den Kopf.
Frauen ihres Alters sollten ein wenig mehr Contenance bewahren, mal ehrlich. Das war ja selbst mir als Außenstehende schon peinlich, was da an Tönen aus diesem schmalen Frauenleib entwich.
In Wahrheit jedoch sprach aus mir wohl nur die Jungfer Widerwillens, pikiert in meiner spießbürgerlichen Eifersucht auf das, was die beiden da trieben.
Ich stand auf, holte mir eine halbe Flasche Cola aus dem Kühlschrank, füllte mit Wodka auf und nahm mir vor, mein Bettzeug zu nehmen und mich draußen in den Garten zu legen. Ich trank auf Ex.
Und tatsächlich, auf einmal kehrte Ruhe ein. Im Haus und in mir.
Ruhe, dass sich drehende Karussell kam zum Stillstand, ich schlief ein.
Ich träumte.
Des Nachts lag ich unter einem Baum. Die Sterne am Himmel funkelten Kristallen gleich. Ich sah sie nicht, da meine Lider geschlossen waren.
Eine behutsame Hand glitt über mein Gesicht und strich eine vorwitzige Haarsträhne zur Seite. Ich spürte ein Prickeln auf meiner Haut, erahnte, wie zärtlich beobachtende Augen auf mir ruhten. Ein vorsichtig liebkosender Finger zeichnete sacht meine Lippen, die feinen Rundungen meines Amorbogens nach.
Ein Atemhauch streifte meine Wangenknochen, und ein Mund samtig, ein wenig kitzelig, legte sich sanft und gefühlvoll auf den meinen.
Ein Kuss, ganz vorsichtig, warm und weich, den ich erwiderte, denn er schmeckte wie Honig und pumpte das Blut durch meine Lippen und den gesamten Körper.
Ich schlang meine Arme um einen kräftigen Hals und fühlte mich empor gehoben, auf Händen getragen.
„Christoph?“
Ein lautes, meine Hirnwindungen malträtierendes Klappern weckte mich aus einem Tiefschlaf. Ich lag auf der Couch, das Sofazierkissen in meinen Armen, meine Zudecke am Boden und neben mir Konrad, der mit einem Holzlöffel auf einem Milchtopf herumschlug.
„Mens Toni, wir frühstücken gleis. Is habe heute son mal gegessen. Nämlis Haferbrei von Rasmus. Aber Rasmus hat gesagt, wir sollen die Toni mal slafen lassen, er macht noch mal ein Buch, ne, warte mal… Nathan, wie heißt das?“, das zarte Konradstimmchen schrie mir außergewöhnlich kräftig ins Ohr.
„Was meinst du?“, schalte die antwortende Stimme des Älteren ein wenig krächzend von draußen.
„Na was wir jetzt machen, das mit Mittag und Frühstück auf einmal?“
„Brunch!“
„Sag is doch, Bruns. Aufstehen Toni!“
Und nochmals klopfte er mit seinem Holzstöckchen auf dem Pott herum.
Erschrocken kullerte ich auf den Boden aus gefühlten drei Metern Höhe.
So ungefähr muss sich Raoul Duke in „Angst und Schrecken in Las Vegas“ gefühlt haben. Und ich brauchte für einen ähnlichen Zustand nicht mal synthetische Drogen. Schiete, noch mal.
Widerwillig stand ich auf, kroch Richtung Dusche und blickte einem Zombie im Badezimmerspiegel entgegen. Ich riss meine Augen auseinander. Irgendetwas musste das Wesen, welches mir da entgegensah, doch mit mir gemein haben? Denn das war nicht ich, definitiv nicht. Unter dem Brausekopf stehend, ließ ich den etwas trägen Heißwasserstrahl gefühlte sechs Stunden auf mich herniederrieseln.
Als ich auf die Terrasse trat, eine Sonnenbrille zum Schutz vor den garstigen Strahlen, saßen die anderen bereits am reichlich gedeckten Tisch. Mein Magen schlug leichte Kapriolen. Auf meinem, dem leeren Platz, stand ein Glas Wasser und eine Packung Aspirin lag daneben. Dankend nickte ich.
Mein Kopf schien seine Schädeldecke verloren zu haben, denn Michael Jordan saß bequem punchend auf meinem Haupte und drückte mein Hirn wie einen Basketball immer mal wieder nach unten.
„Sie hätten die Tabletten direkt nach dem Wodka einnehmen müssen, das hilft gegen den Kater
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