Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
selber schuld. Auf Grund meiner Einfältigkeit, war ich einem Irrglauben erlegen und hatte mich für den Karneval verkleidet. Dabei sah er doch genau das in mir, was ich eben leider nur war.
Ein T-Shirt und eine Jeans, ganz konventionell, ganz durchschnittlich, kein Vamp. Wir aßen, tranken ein paar Bier, gingen spazieren durchs Karree.
„Wie geht es deinem Kopf?“
„Gut!“, wie nett, er erinnerte sich.
Die Narbe war gut verheilt, gab mir sogar etwas Verwegenes. Ich hatte meinen neu geschnittenen Pony immer mal wieder zur Seite gestrichen, um an das Stirnmal zu erinnern. Er brachte mich nach Hause.
An der Wohnungstür drückte er mir einen selbstprophezeiten Kuss auf den Mund. Dieser Kuss löste das Erwartete jedoch nicht aus. Kein Honiggeschmack, kein Kribbeln, kein Pulsieren des Blutes durch den gesamten Körper.
Ach Christoph, werde mir bloß keine Enttäuschung.
„Nicht gut?“
„Doch!“
„Darf ich noch mit reinkommen?“
Ich trat durch den Eingang, er folgte mir. Wie fern gesteuert, frei von allen Ängsten, ließ ich mich auf ihn ein, und wir hatten schlicht und einfach Sex miteinander, nicht mehr, nicht weniger und nichts, was eine Erwähnung in meinen Memoiren wert gewesen wäre. Es war ein absolutes Nehmen seinerseits, nicht ein Fünkchen des Gebens, geschweige denn des Miteinanders.
All meine schwärmerisch infantilen Vorstellungen von Christoph und mir, miteinander vereint, verpufften in einem kurzen Auflodern und schlicht funktionierenden einfachen Akt an sich. Es war nicht einmal annähernd so etwas wie ein Schäferstündchen und entpuppte sich recht bald als eine anspruchslose, triebgesteuerte Kopulation. Das war es, und das war auch schon alles.
Und eins war klar, es lag nicht an mir, er war einfach nur auf Entspannung aus, respektive umformuliert, ich war wohl schlichtweg nicht sein sexuelles Gegenstück.
Oder wie eine einstige Studienkollegin von mir, die sich als Hostess ihre Ausbildung und die Luxuswohnung finanzierte, so treffend einmal formulierte:
„Ich habe Manager und Banker, all die erfolgreichen, selbstverliebten, karrieregeilen Männer an meiner Seite. Und wenn einer dann ein wenig mehr für einen Abend zu zahlen bereit ist, dann sucht er entweder eine Mama, die ihn in die Arme nimmt, eine Domina oder die kurze, schmerzlose Nummer. Denn gegessen wird zu Hause.“
Am Morgen danach zog er sich an und verabschiedete sich mit den Worten:
„Einen Kaffee hole ich mir unterwegs. Danke für den netten Abend. Man sieht sich!“
Die Tür schloss sich von außen. Ich wurde eine neue Kerbe in seinem Bettpfosten. Bäh, wie gemein.
Den Samen einpflanzen, das Pflänzchen gießen, der Frucht den charmanten Casanova vorspielen und sie gepflückt fallen gelassen. Ich war eine gefallene Frucht. Das war ernüchternd. Aber ich fühlte mich nicht mal benutzt, nicht mal das. Der Liga Frau, der Christoph Treue schwören würde, gehörte ich offensichtlich nicht an. Ich war kein exotisches Passionsfrüchtchen, um welches ein Mann sich ausgiebig sorgen könnte, nein, ich war schnödes, gewöhnliches Fallobst. Gerade mal genug für Most.
Ich war nicht desillusioniert, seltsamerweise betrachtete ich diese Anekdote eher äußerst prosaisch, warum auch nicht. Ich hatte bekommen, was ich verdient hatte. Ein Art Sex, na endlich, und eine Abart von Liebe. Ereifern nützte da gar nichts, und immerhin hatte ich ja Sex, wenn auch ohne meinen ganz persönlich erhofften Höhepunkt. Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen, der Traummann zerstob in alle seine Einzelteile. Der „scheine“ Christoph war ein netter liebenswerter Mann, aber letztendlich gab es zwischen ihm und mir leider doch keinen Funken. Schade.
Pass auf deine Träume auf, sie könnten real werden und erbärmlich ausfallen! Wie wahr!
Manche Menschen werden nie erwachsen, und ich gehörte ausnahmslos dazu. Ich lebte in meinem Elfenbeinturm, eingesperrt in meinen Illusionen, und verpasste das echte, einzige, reale, mein Leben.
Wenn sie dann brachial auf mich herniederprasselte, die sogenannte Wirklichkeit, dann war ich jedes Mal überrascht und konnte mir nicht erklären, was da gerade mit mir geschah. Seltsamerweise jedoch fiel mein harter Aufprall in der Realität, Christoph betreffend, diesmal gar nicht so schmerzhaft aus. Als hätte ich diese enttäuschende Episode tief in mir drinnen bereits geahnt oder vielleicht auch gar nicht anders gewollt. Es war nett gewesen, mir vorzustellen, dass sich ein schöner
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