Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
Vicky wieder die Tränen in die Augen. Sie konnte es nicht ertragen, ihren Vater so leiden zu sehen. Vielleicht würde er es überleben, wenn sie wirklich vom Eden Lake wegziehen mussten, aber er würde nie wieder lachen können.
Energisch wischte sie sich die Tränen fort. Nein, das würde sie auf keinen Fall zulassen! Sie musste versuchen, alles wieder zurechtzubie gen! Alles, was sie dabei zu verlieren hatte, war ihr Stolz, und darauf kam es nun auch nicht mehr an.
Zwei Wochen vergingen, ohne dass Vicky sich zu irgendeinem Schritt hatte durchringen können. Sie litt immer noch unsagbar unter Rogers Verrat und wusste oft nicht, wie sie die Tage hinter sich gebracht hatte. Das Schlimme war, dass sie Roger trotz allem immer noch liebte und sich mit jeder Faser ihres Körpers nach seinen Zärtlichkeiten sehnte.
Er jedoch schien sie längst vergessen zu haben. Kein einziges Mal hatte er mehr den Versuch gemacht, mit ihr in Verbindung zu treten. Aber wozu auch? Er hatte seinen Spaß gehabt, und Fiona hatte ihm seine kleine Affäre bestimmt längst verziehen.
Verbissen stürzte Vicky sich in die Arbeit, um sich vom ihrem Kummer abzulenken. Doch auf Schritt und Tritt wurde sie an Roger erinnert. Immer wieder tauchte sein Bild vor ihr auf, wenn sie Dinge tat, die sie gemeinsam unternommen hatten. Am schlimmsten waren die Ausritte, bei denen sie immer glaubte, jeden Moment sein fröhliches Lachen zu hören. Auch die Fragen der Gäste, warum der nette junge Mann denn so überstürzt abgereist sei, quälten sie.
„Vicky, ich muss dringend mit dir reden“, drang Rhys' Stimme in ihre Gedanken, als sie gerade im Garten war. Er lehnte am Zaun und machte ein Gesicht, als drückte ihn eine schwere Last. „Hast du später ein paar Minuten Zeit?“
Vicky richtete sich auf. „Wenn du willst, können wir jetzt gleich darüber sprechen.“
„Gut. Dann warte ich in deinem Zimmer auf dich“, sagte er.
Vicky nahm die Radieschen und brachte sie in die Küche. Anschließend wusch sie sich die Hände und ging in ihr Zimmer. Dort saß Rhys im Sessel und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Armlehne.
„So geht es einfach nicht mehr weiter, Vicky“, begann er, nachdem er tief Luft geholt hatte. „Ich mache mir die größten Sorgen um Dad. Merkst du nicht, wie er von Tag zu Tag mehr verfällt?“
Vicky biss sich auf die Lippen. Ihr war nicht entgangen, wie schlecht es ihrem Vater ging, doch sie hatte sich noch immer nicht zu dem einzigen Schritt durchringen können, der sie vielleicht aus ihrer hoffnungslosen Lage retten konnte.
„Und natürlich gibst du mir die Schuld daran“, sagte sie bitter. „Wenn du nur versuchen würdest ...“
Rhys hob beschwichtigend die Hände. „Vicky, bitte, lass uns dieses Gespräch ganz ruhig und sachlich führen, okay?“, fiel er ihr ins Wort. „Ich habe dir nicht einen einzigen Vorwurf gemacht. Die ganze Sache war eine Verstrickung unglücklicher Zufälle, und natürlich hätte Falkiner dir und uns von vornherein die Wahrheit sagen müssen. Aber was ich dich fragen wollte, hast du ... hat er sich noch mal bei dir gemeldet?“
Vicky schüttelte den Kopf. „Nein. Ihm waren wohl weder das Camp noch ich wirklich wichtig.“
Rhys seufzte. „Ich weiß, dass Dad insgeheim gehofft hat, doch noch mit der Western Lodge Ltd. ins Geschäft zu kommen. Er hat gestern Morgen dort angerufen, doch die Sekretärin hat ihn nur mit kühler Stimme wissen lassen, dass Mr. Falkiner verreist sei.“
Bestimmt zusammen mit Fiona, schoss es Vicky durch den Sinn. Der Gedanke allein versetzte ihr einen neuen schmerzhaften Stich.
„Vielleicht ... wenn du es geschickt anstellst ...“, redete Rhys weiter, als seine Schwester schwieg.
Vicky stöhnte auf. Obwohl sie selbst schon die ganze Zeit über mit dem Gedanken gespielt hatte, Roger anzurufen und ihn zu bitten, um der Gesundheit oder sogar des Lebens ihres Vaters willen das Camp doch noch zu kaufen, wurde ihr jetzt richtig Angst bei der Vorstellung, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
„Ich weiß, es ist unter diesen Umständen verdammt viel von dir verlangt, aber es geht schließlich um unseren kranken Vater“, fuhr Rhys eindringlich fort. „Man kann einen alten Baum nicht mehr verpflanzen. Bitte, Vicky, versuche es!“
Sie schloss kurz die Augen. Ihr blieb wohl wirklich keine andere Wahl, als mit Roger zu sprechen. Sie hatte das Unvermeidliche ohnehin schon viel zu lange hinausgeschoben. Doch wie sollte sie das durchstehen? Sie biss die
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