Traummoerder
melden, wenn der Film zu Ende ist.«
»Ich habe noch was getrunken.«
»Das sehe ich.«
Kaum waren die Worte ausgesprochen, hätte Neela sie am liebsten verschluckt.
»Ich bin nicht betrunken!«, wehrte er sich. Aber ihm war klar, dass das die meisten Betrunkenen sagten, wenn sie ihr Limit erreicht hatten.
»Komm mit in die Küche, ich mache dir einen Kaffee.«
»Himmel, die gesamte Presse treibt sich hier herum«, stöhnte Dermot. »Ich schätze, jetzt muss ich reinen Tisch machen.«
»Nein, das musst du nicht. Es ist besser, du sagst überhaupt nichts mehr. Gib ihnen keine Informationen. Wir werden Esther anrufen und sie bitten, uns den Namen des besten Anwalts der Stadt zu nennen. Genau das werden wir tun.«
»Alle Radio- und Fernsehsender von Los Angeles haben ihre Leute da draußen. Und jede Zeitung auch. Ich glaube, ich habe CNN gesehen. Guter Gott, diese Typen sind wirklich schnell.«
Neela drückte ihrem Mann das Telefon in die Hand. »Du musst sie anrufen. Und zwar sofort. Wir brauchen ganz schnell einen Anwalt. Und vergiss nicht, zu Kreuze zu kriechen – jetzt musst du ihr die Wahrheit sagen.«
Dermot wurde aschfahl.
»Sag ihr einfach, du hast all deinen Geschichten, wenn auch unbewusst, wahre Begebenheiten zugrunde gelegt. Dir tut es leid, aber es ist im Grunde keine große Sache. Bitte sie, dir einen Anwalt zu empfehlen.«
Dermot tippte die Nummer ein.
Das Gespräch war alles andere als erfreulich. Esther hatte schon seit Tagen damit gerechnet, dass die Hölle losbrechen könnte, und war ziemlich wütend, weil Dermot sie in eine so unmögliche Lage gebracht hatte.
»Das ist unverzeihlich, ich weiß das, Esther. Ich hätte nie auch nur eine Sekunde daran gedacht …«
»Dass man dir auf die Schliche kommt?«, fiel ihm Esther eisig ins Wort.
»Ich dachte nicht, dass es so ein großes Thema wird. Es war reine Recherche, nichts mehr. Alle Schriftsteller recherchieren für ihre Werke – warum sollte ich da eine Ausnahme sein?«
»Das sollst du ja gar nicht. Aber als du vor der Presse behauptet hast, dass alle Ideen deiner Phantasie entsprungen seien, hast du dir dein eigenes Grab geschaufelt. Ich muss an meinen eigenen Ruf denken, weißt du, und du hast einen Narren aus mir gemacht.«
»Ich bitte dich um Entschuldigung. Aber jetzt wird es Zeit, diese Vorwürfe herunterzuspielen; wir müssen eine Erklärung abgeben und mit dem Thema abschließen. Es geht nur um drei Figuren aus dem Roman.«
»Hand aufs Herz, kannst du schwören, dass du nicht noch mehr Leichen im Keller hast, Dermot? Es ist absolut notwendig, dass ich über alles unterrichtet bin. Über alles .«
Dermot warf Neela einen Blick zu. Er hatte das Telefon auf laut gestellt, damit sie mithören konnte. Sie nickte heftig.
»Es sind nicht mehr, Esther. Das verspreche ich feierlich.«
»Dem Himmel sei Dank für kleine Gaben.«
»Da ist noch was. Ich brauche einen Anwalt.«
»Wozu, um alles in der Welt? Ich habe Brennan für alle juristischen Angelegenheiten. Er ist der Beste.«
»Ich brauche einen Anwalt, der mich in persönlichen Angelegenheiten vertritt, falls es hier ganz schlimm kommt. Ich habe eine wütende Pressemeute vor der Haustür – Menschen, die sich weigern zu gehen, solange sie kein Statement von mir gehört haben. Ich werde keines abgeben, aber ich muss meine Rechte kennen.«
»Sprichst du von einem Strafverteidiger, Liebling?«, fragte Esther kühl.
»Ich denke schon, ja. Einen Wirtschaftsanwalt brauche ich jedenfalls nicht«, scherzte Dermot.
»Ruf Harold Fountain an. Er ist einer meiner engsten Freunde und der klügste Jurist in der Stadt.« Sie nannte ihm die Nummer.
Der fette Manager von Dusty’s Motor Inn kam aus dem Hinterzimmer, in dem die Titelmelodie von Sopranos ertönte.
»Sie brauchen ein Zimmer?«
»Nein, ich möchte die Lizenz, nach Erdöl zu bohren«, gab Jeff Schipp zurück. Er zückte ein Foto von Dermot Nolan, das er aus dem Internet hatte. »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte er.
Der Fettkloß kicherte. »Jetzt schon. Früher nicht. Ich lese nicht sehr viel, müssen Sie wissen.«
Damit konnte Schipp gar nichts anfangen.
»Ich sehe fern.« Der Manager betrachtete das Foto. »Ist das nicht der Schriftsteller, der sich so richtig in die Scheiße gebracht hat?«
»Möglich. Haben Sie ihn schon mal hier gesehen?«
»Na, klar. In den letzten Jahren war er ein paar Mal hier.«
»Er war hier?«, hakte Schipp nach.
»Ich glaube schon. Ja, ziemlich sicher.« Der Manager überlegte.
Weitere Kostenlose Bücher