Traummoerder
lediglich die Gesetze dargelegt. Was möchten Sie mich fragen?«
»Ich möchte es folgendermaßen ausdrücken: Falls mein Mann zugeben würde, dass gewisse Passagen von Worst Nightmares – wie soll ich das sagen? – auf wahren Begebenheiten beruhen, über die in der Presse ausführlich berichtet wurde, würde das die Bluthunde zurückpfeifen?«
»Die Medien bestimmt nicht. Aber die Behörden? Das ist fraglich. Ich denke, wir haben die besten Chancen, wenn Ihr Mann meine Fragen ehrlich beantwortet, damit ich mir ein Urteil bilden und herausfinden kann, wie schwierig es wird, die Polizei und die Staatsanwaltschaft dazu zu bringen, den Fall ad Acta zu legen.«
»Das klingt nach einem Plan«, meinte Dermot.
»Richtig. Dann lassen Sie uns anfangen. Zuallererst möchte ich wissen, ob es wirklich Zufall war, dass Sie hinter dem Krankenwagen, in dem Derek Klein starb, hergefahren sind. Oder hat Ihnen jemand den Tipp gegeben, dass sein Leben in Gefahr war? Ich muss die Wahrheit kennen. Die ganze Wahrheit.«
Neela merkte, wie Dermot mit sich kämpfte. »Wir müssen Mr. Fountain davon erzählen, Dermot. Er ist unser Anwalt.« Neela legte den Arm um Dermots Schultern.
»Da ist ein Mann«, begann Dermot, verstummte jedoch wieder. Fountain schwieg; er wusste, dass sich Nolan vom Haken losreißen würde, wenn er Reaktion zeigte. »Er sagte, sein Name sei Arnold.«
»Denselben Namen trägt die Figur in Ihrem Roman, richtig?«
»Ja. Er meinte, dass er vorhabe, den Mord an Jan Harto aus meinem Roman nachzuahmen und jemanden auf dieselbe Weise zu töten. Er nannte mir einen Namen und sagte, der Mann sei Sanitäter – genau wie Jan Hartog in Worst Night-mares – und arbeite für das Unternehmen Schaefer im Beverly-Boulevard-Bezirk. Und …«, Dermot zögerte, »… er behauptete, dass Derek Klein nur noch eine Stunde zu leben hätte.«
»Und das haben Sie ihm geglaubt?«
Was sollte Dermot darauf sagen? Er hoffte immer noch, dass er mit Harold Fountains unwissentlicher Hilfe die Urheberschaft des Originalmanuskriptes geheim halten konnte.
»Mich hat das, was der Mann sagte, erschreckt. Deshalb … ja, ich habe ihm geglaubt. Wieso sollte er eine solche Geschichte erfinden?«
»Also haben Sie sofort 9! 1 angerufen, oder?«
Dermot wechselte einen Blick mit Neela, was Fountain keineswegs entging.
»Ich habe einen Freund angerufen«, erklärte Neela, »und ihn gebeten, den Notruf zu wählen, während wir sofort das Haus verließen, um den Krankenwagen ausfindig zu machen. Wir haben bei Schaefer angerufen und erfahren, wo Klein und sein Partner gewöhnlich nach Dienstschluss essen. Den Grund für unser Interesse haben wir nicht genannt, weil wir uns nicht mit allen möglichen dummen Fragen aufhalten lassen wollten. Es war äußerst wichtig, dass wir Klein ganz schnell finden.«
Etwas an dieser Aussage, so logisch sie auch sein mochte, gefiel Fountain nicht. Was verschweigt sie mir?, überlegte er.
»Wer hat den Anruf getätigt?«, wollte er wissen.
»Einer unserer ältesten Freunde, Nick Hoyle.«
»Und er hat wirklich telefoniert?«
»Das hat er gesagt – ja.«
»Hat Ihnen das die Polizei bestätigt?«
»Wir haben sie nicht danach gefragt. Aber das dürfte doch klar sein – jemand muss ihnen Bescheid gegeben haben, denn keine zehn Minuten später erschienen sie bei dem Krankenwagen und sagten, ein Anruf habe sie alarmiert.«
Fountain schrieb Nicks Namen mit einem schwarzen Montblanc-Füller in ein teures Notizbuch. »Hat sich dieser Arnold früher schon mal bei Ihnen gemeldet?«
Neela öffnete den Mund, doch Dermot kam ihr zuvor: »Nein. Nie.« Sie blitzte ihn einen kurzen Moment an – auch das fiel Fountain auf. »Die Menschen, die in Worst Nightmares ermordet werden – haben Sie Details von wahren Verbrechen in ihren Geschichten verarbeitet?«
»Ja. Ich habe das ursprünglich abgestritten, aber nur aus Eitelkeit. Ich wollte niemanden täuschen. Es ist eine Charakterschwäche, fürchte ich. Also, ja, ich habe gelogen. Ich habe echte Fälle benutzt. Nur ein paar.«
»Wie viele?« Fountain stellte die Frage in den Raum, dann fuhr er fort: »Waren Sie jemals in Shute? Dort ist die Frau erstickt.«
»Ja, ich war dort. Eine hübsche Gegend.«
»Tatsächlich? Ich bin einmal durchgefahren und war nicht gerade beeindruckt. Aber vielleicht bevorzuge ich üppiges Grün, und Sie lieben es karg. Mögen Sie die Wüste?«
Dermot hatte keine Ahnung, worauf Fountain hinauswollte, deshalb antwortete er wahrheitsgemäß:
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