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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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seinem Ball.
    Er kämpfte sich durchs Dickicht bis zum See. An der tiefsten Stelle war das Wasser gerade mal zwanzig Zentimeter hoch, trotzdem starrte Major voller Grauen auf die weite Fläche. Seinen Ball entdeckte er sofort. Er lag nur einen halben Meter vom Ufer entfernt zur Hälfte im seichten Wasser. Diese Position wäre für jeden Golfspieler eine Herausforderung – aber eine, die man durchaus bewältigen konnte. Man müsste lediglich Schuhe und Strümpfe ausziehen, den Ball schlagen und das Beste hoffen.
    Für Bruce Major kam das jedoch nicht in Frage. Lieber würde er einen Ball mit bloßen Händen aus einem Wespennest holen, als ins Wasser zu waten.
    »Verdammt«, raunte er und holte einen anderen Ball aus der Hosentasche, um ihn aufs Fairway zu werfen.
    Er sah den Schläger nicht kommen. Es war ein Sand-Wedge. Er traf auf der linken Schläfe auf. Major ging zu Boden und landete mit dem Gesicht nach unten im flachen Wasser.

Kapitel 7
    Dermot saß Esther Bloom gegenüber und gab sich alle Mühe, gelassen zu erscheinen. Esther musterte ihn forschend. Sie war sechzig Jahre alt, Jüdin, etwas über eins fünfzig groß und fast zweihundert Pfund schwer. Das weiße Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, der beinahe bis zur Taille reichte. Sie roch eine Lüge hundert Meter gegen den Wind. Schon in dem Augenblick, in dem Dermot ihr Büro betreten und sie mit einer Umarmung begrüßt hatte, war ihr trotz seines strahlenden, übertrieben entspannten Lächelns klar gewesen, dass etwas nicht stimmte.
    Esther war die Topagentin an der Westküste. Sie hatte sich vor fünfundzwanzig Jahren von Manton Gray & Associates getrennt, um ihre eigene Literaturagentur zu gründen – Bloom & Associates. Sie hatte keine Partner, fand aber, dass dieser Firmenname gut klang. Sie hatte es ihren persönlichen Klienten überlassen, ob sie bei Manton Gray bleiben oder sich weiterhin von ihr vertreten lassen wollten. Bis auf einen waren ihr alle treu geblieben – die Ausnahme war der Ehemann einer Seniorpartnerin.
    Esther konnte Autoren zu ihrer Klientel zählen, um die sie alle beneideten. Geld spielte bei ihrer Arbeit längst keine Rolle mehr – sie interessierte nur noch der persönliche Erfolg.
    »Esther, du weißt, dass ich dir etwas liefern könnte. Aber so arbeite ich nicht gern. Der Text ist einfach noch nicht fertig, und ich will nicht, dass du ihn in dieser Fassung zu lesen bekommst.«
    Esther strich mit der Hand über den antiken Schreibtisch, als müsste sie ein Tischtuch glätten. Sie schwieg; ihr entging sein Unbehagen, das er zu überspielen versuchte, keineswegs. Das Schweigen war zu viel für ihn.
    »Es ist alles da«, behauptete er und tippte sich an die Stirn. »Das meiste davon steht schon auf Papier.« Was sollte er noch sagen? »Ich meine das Konzept und die Gliederung. Die Charaktere. Alles. Ich brauche nur noch ein paar Monate, um das Ganze mit Leben zu füllen.«
    Esther glaubte ihm kein Wort. Wie oft hatte sie denselben Quatsch schon von anderen Schriftstellern gehört? Tatsache war, dass sie mit ihm fühlen konnte und an Dermots Brillanz glaubte. Nicht umsonst war er für Beneath the Level für den Whiting- und den Hemingway-Preis vorgeschlagen gewesen und hatte den Booker für Incoming Tide bekommen. Deshalb hatte sie die Zügel im letzten halben Jahr lockergelassen, aber mittlerweile war es an der Zeit, ihm Feuer unterm Hintern zu machen – wenigstens ein kleines.
    »Wir sprechen hier von einer Menge Geld, Dermot. Wasserman findet, dass er lange genug gewartet hat. Eine Million ist ein stattlicher Vorschuss, wenn man bedenkt, dass sich das Filmprojekt beim letzten Mal zerschlagen hat.«
    »Verdammt, Esther. Wie viele intelligente und preisgekrönte Romane werden heutzutage schon verfilmt? Der durchschnittliche Kinogänger ist ein Vierzehnjähriger, der sich ansonsten die Zeit mit dem Gameboy vertreibt, wenn er sich nicht die Simpsons im Fernsehen ansieht oder sich einen runterholt.«
    »Stimmt. Aber du kannst nicht von Dans Kohle leben und nichts dafür tun. Ich bin einig mit ihm – achtzehn Monate sind eine sehr lange Zeit. Er muss sich vor seinem Vorstand rechtfertigen, und das heißt, dass er wenigstens ein paar Seiten vorweisen muss.«
    Dermot trank einen Schluck von seinem Glenlivet Single Malt und zuckte lässig mit den Achseln.
    »Ich habe verstanden, Esther, glaube mir. Wenn Giselle noch da wäre, hättest du schon vor drei Monaten etwas bekommen. Aber sie ist weg, und so gut Neela

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